In Berlin gibt es eine neue Kaffeehauskette: In immer mehr hippen Kiezen tauchen die blau-weißen Cafés des Start-ups LAP auf. Das Konzept: billiger To-go-Kaffee, der dennoch qualitativ hochwertiger ist als die Brühe vieler Backshops. Doch an dem rasant expandierenden Unternehmen gibt es Kritik. Ende Oktober wurden alle LAP-Cafés in Berlin mit roter Farbe beschmiert – die Polizei ermittelt. Doch warum sind die Coffeeshops so umstritten? Ein Überblick.
Was für ein Unternehmen ist LAP?
Die Abkürzung LAP steht für „Life Among People“ (Leben unter Menschen). Die Firma war 2023 von Ralph Hage und Tonalli Arreola gegründet worden. Beide sind schon seit längerem in der Berliner Start-up-Szene aktiv. Hage arbeitete unter anderem bei Delivery Hero und Arreola beim E-Scooter-Verleih Lime und dem Lieferservice Flink.
In Interviews sagte Hage, dass er die Inspiration für sein Unternehmen von kleinen Straßencafés im Libanon und Italien gefunden habe und Menschen durch günstigen Kaffee zusammenbringen möchte. Hierzu wird in den Läden nicht nur Kaffee angeboten, sondern es finden auch Community-Events wie Ausstellungseröffnungen, morgendliche Kaffee Raves oder Running Events statt, die vor den Cafés starten. LAP setzt zudem auf Influencer, die mit ihren blau-weißen Bechern als Statussymbole auf Instagram und Tiktok posieren.
Aktuell gibt es 16 LAP-Cafés in Berlin: Die meisten in Prenzlauer Berg, aber auch in Friedrichshain, Kreuzberg, Mitte, Schöneberg und Charlottenburg. Zudem hat LAP auch schon erste Shops in Hamburg und München eröffnet.
Welches Konzept haben LAP-Cafés?
Nach eigenen Angaben wollen die LAP-Gründer, dass guter Kaffee kein Luxusprodukt ist, sondern für jeden erschwinglich. Und tatsächlich liegen die Preise mit 1,50 Euro für einen Espresso und 2,50 Euro für einen Cappuccino insbesondere in Mitte und Prenzlauer Berg deutlich unter dem Niveau der benachbarten inhabergeführten Cafés, wo Barista-Kaffee bis zu fünf Euro kostet. Auch Matcha-Varianten sind bei LAP deutlich günstiger zu haben und es gibt Extras wie Kollagen, Kokoswasser oder Protein für den Kaffee.
Damit lockt LAP vor allem ein junges und preisbewusstes Publikum an, das sich teuren Barista-Kaffee nicht leisten kann. Viele LAP-Kunden sind Expats, die zum Arbeiten und Studieren nach Berlin gekommen sind. Englischsprachiger Service und Card-only sind selbstverständlich. Zudem kann der Kaffee über eine App online bestellt und bezahlt und ohne große Wartezeit direkt abgeholt werden.
Warum kann LAP seinen Kaffee so günstig anbieten?
Wer einen der kleinen Läden betritt, den wird sofort die spartanische Atmosphäre auffallen. Statt auf ein gemütliches Kaffeehauserlebnis mit Tischen und Sofas setzt LAP vor allem auf Effizienz und den schnellen Kaffee zum Mitnehmen: Ein Edelstahltresen, ein paar Metallhocker, eine kleine Vitrine mit Gebäck. Statt Tassen nehmen viele ihren Kaffee in blau-weißen Pappbechern mit.
Der Grund, dass LAP seinen Kaffee so günstig anbieten kann, liegt auch in der Zubereitungsweise. Statt auf manuelle Siebträgermaschinen setzt LAP auf Vollautomaten der Schweizer Firma Eversys – wenn auch auf Siebträgertechnologie basierend. Anstelle von hochwertigen Barista-Künsten reicht hier ein Knopfdruck, um einen passablen Cappuccino zu kredenzen. Das spart Personalkosten für ausgebildete Baristas.
Wer finanziert LAP?
Ein Grund für die rasante Expansion von LAP sind finanzstarke Investoren, die das Start-up unterstützen. Beteiligt an LAP sind HV Capital aus München, FoodLabs aus Berlin und der Investor Roundtable aus Frankreich. Wie viel Geld sie in LAP gesteckt haben, ist unbekannt. Doch sie werden ein Interesse an einer schnellen Expansion der Kette und damit baldigen Renditen haben.
Morgenpost Späti
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Seinen Kaffee bezieht LAP von einem weiteren Start-up, der Rösterei 19grams. Die setzt nach eigenen Angaben auf fair gehandelte Kaffeebohnen – wie viel LAP bei 19grams für den Kaffee zahlt, ist nicht bekannt.
Warum gibt es Kritik an LAP?
Gegen LAP formiert sich zunehmend Widerstand. Hauptkritikpunkt sind vor allem die extrem niedrigen Kampfpreise, mit denen inhabergeführte Kaffeehäuser nicht mithalten könnten. Einige Cafés in der Nähe von LAP-Shops berichten bereits von Umsatzeinbußen im To-Go-Geschäft. Die Kritiker fürchten, dass LAP kleine Cafés verdrängen könnte und so zu einer weiteren Kommerzialisierung im Stadtbild führt. Zudem wird bemängelt, dass LAP statt auf Tassen und Mehrwegbecher auf Einwegbecher aus Plastik setzt. Eine Anti-LAP-Initiative schreibt dazu auf Instagram: LAP – „Life Among Plastic“.