
>Eine weitere Sorge viktorianischer Ärzte gegenüber Fahrradfahrerinnen war deren sexuelle Gesundheit. Sie glaubten, der Fahrradsattel lehre Frauen und Mädchen die Masturbation. Rittlingsfahren galt als zu maskulin für jede Frau. Diese Ärzte beschrieben in medizinischen Fachzeitschriften detailliert, wie das Fahrrad zur Masturbation genutzt werden konnte:
>Der Sattel jedes Fahrrads ließ sich beliebig neigen. Durch Hochhalten des Sattels oder Entspannen des gespannten Leders konnte ein Mädchen einen tiefen, hängemattenartigen Bogen bilden, der die gesamte Vulva eng umschloss und sich nach vorne streckte, wodurch ständige Reibung über Klitoris und Schamlippen entstand. Dieser Druck wurde durch Vorbeugen deutlich erhöht, und die durch intensives Training erzeugte Wärme konnte die Empfindungen noch verstärken.
>Diesen Ärzten ging es nicht um sexuelle Gesundheit, sondern um Sexualmoral. Junge Frauen sollten keusch und rein sein. Sie wurden von klein auf dazu erzogen, ihre sexuelle Unschuld zu bewahren. Dass das Fahrrad das Potenzial hatte, bei Frauen sexuelle Gefühle zu wecken, bedrohte nicht nur ihre sexuelle Reinheit, sondern drohte auch, geschlechtsspezifische Definitionen von Sexualmoral zu zerstören. Daher wird das Fahrrad erneut als Verwischung der Definition männlicher und weiblicher Eigenschaften angesehen.