SOLIDARISCHER AUFRUF: DIE DRUCKEREI IST UNSER ALLER KAMPF!

Die Geschichte der Dondorf-Druckerei ist eine Geschichte von Verlust, Widerstand und Hoffnung. Nach ihrer Nutzung durch die jüdische Familie Dondorf und die SPD, übernahm die SA die Druckerei 1933 gewaltsam und die Faschisten druckten dort ihre Zeitschrift “das Volksblatt”. Nach der NS-Zeit wurde das Gebäude Atelier und Lernort für den Studiengang Kunstpädagogik der Goethe Universität und stand nach dem Umzug des Campus schließlich kurz vor dem Abriss, um einem modernen Neubau des Max-Planck-Instituts Platz zu machen. Doch dieser drohende Abriss symbolisierte für uns weit mehr als nur den Verlust eines Hauses: Er stand für die Zerstörung eines historischen Ortes – inzwischen einer der wenigen historischen Orte, die noch an jüdisches Leben in Frankfurt erinnern – und eines möglichen Raums der Freiheit. Darum haben wir uns dagegen gewehrt.


Im Sommer 2023, nachdem die Forderungen von Bürgerinitiativen und dem Ortsbeirat Bockenheim jahrelang ignoriert wurde, entschieden wir uns als Kollektiv, die Druckerei zu besetzen. Tage und Nächte lang verwandelten wir das Gebäude zusammen mit der Nachbarschaft, der Stadtgesellschaft, den Vereinen, Initiativen und der politischen Szene in einen lebendigen Freiraum. Wir organisierten offene Plena, Ausstellungen, kreative Ateliers und einen Raum für den Austausch über alternative Orte der politischen Begegnung und Stadtgestaltung. Wir knüpften Verbindungen zu Geschichtsvereinen und dem Jüdischen Museum, um die Druckerei zu einem Gedenkort an die Vernichtung jüdischen Lebens und die faschistischen Gewalttaten zu machen. Unsere Vision war klar: Wir wollten die Druckerei zu einem Ort des Widerstands und der gemeinsamen Gestaltung einer besseren, freieren Zukunft machen.


Wir kritisierten den geplanten Abriss aber nicht nur als eine Unsichtbarmachung von Geschichte und Verunmöglichung eines Freiraums. Wir nahmen den Kampf auch auf, um den ökologischen Wahnsinn sichtbar zu machen: Die Zerstörung eines intakten historischen Bauwerks, um Platz für einen Neubau zu schaffen. Für uns war dieses Gebäude noch gut nutzbar und ein Raum voller Potenzial – für gemeinschaftliches Leben, Arbeiten, Kunst und Begegnung jenseits kommerzieller Zwänge. Diese Vision ließen wir uns nicht nehmen, auch nicht durch die gewaltsame Räumung im Juli 2023. Im Gegenteil: Sie trieb uns an, die Druckerei erneut zu besetzen. Am Samstag, den 9.12.23 versammelten sich trotz der winterlichen Kälte neue und alte Gesichter, um die leerstehende Druckerei noch einmal zu beleben. Wir öffneten den Hof für ein Straßenfest und luden die Nachbarschaft wieder ein sich zu beteiligen und unsere Vision zu teilen. Wir führten Verhandlungen, hielten Pressekonferenzen und     machten unermüdlich auf unseren Kampf aufmerksam. Doch statt auf unser Anliegen einzugehen, ließ die Universitätsleitung uns erneut gewaltsam räumen. Während die Polizei heranstürmte stiegen einige Aktivist*innen auf das Flachdach der Druckerei, wo eine Räumung aufgrund der Nähe der Aktivist*innen zur Dachkante als nicht sicher eingestuft wurde und darum nicht durchgeführt werden konnte.

Fünf Tage lang wehrten die Besetzer*innen sich gegen die eisigen Temperaturen, den anhaltenden Druck und die Belagerung durch die Polizei, während wir als Kollektiv eine Mahnwache aufbauten. Dauerhaft hat die Polizei die Versorgung der Besetzer*innen mit Lebensmitteln und Wasser verweigert und gewaltsam auf die immer wieder erfolgreichen Versorgungsaktionen von unten reagiert. Die Mahnwache war ein Ort des Widerstands, der kreativen und kämpferischen Auseinandersetzung, der die Polizei und ihre Gewalt herausforderte und gleichzeitig die Öffentlichkeit einbezog und weiter informierte und politisierte. Nach fünf Tagen des Widerstands, überwältigten schließlich einige SEK-Beamt*innen in einer lebensgefährlichen Aktion die übrigen Aktivist*innen auf dem Dach im Schlaf und beendeten damit die Besetzung.Aber der Kampf war nicht umsonst. Wir haben viel gelernt, sind als Bewegung zusammen gewachsen und haben das Thema Leerstand wieder kritisch sichtbar gemacht und viele Menschen für ihren Stadtteil aktiv werden lassen. Und: die Besetzungen verhinderten, dass die Druckerei abgerissen wird. Stattdessen wird das Gebäude nun restauriert und wird vom Kunstmuseum Schirn zwischengenutzt werden.    Zwar ist die Druckerei nicht der Freiraum geworden, den wir uns erträumt haben, doch sie bleibt ein Symbol für die Kämpfe um Klima, Stadtgestaltung und kollektive Selbstorganisierung, die Tag für Tag geführt werden. Dieser Erfolg wäre nicht möglich gewesen ohne die Zusammenarbeit und Motivation unterschiedlichster Akteur*innen und den Mut derer, die sich gegen die Gewalt der Polizei und die kapitalistischen Besitzverhältnisse gestellt haben. 

Nun sehen sich viele Aktivist*innen mit Gerichtsprozessen konfrontiert, da die    Universität nicht von ihrer Anzeige und somit den Strafbefehlen zurückweichen will.Wir stehen solidarisch an ihrer Seite. Wir prangern die Doppelmoral der Uni an, sich selber für den Erhalt der Druckerei auf die Schulter zu klopfen und gleichzeitig die Strafprozesse mit voller Härte fortzuführen statt die Strafbefehle zurückzuziehen. Wir lassen uns nicht durch diese Abschreckungsmaßnahmen einschüchtern, denn wir wissen, dass wir für die richtige Sache kämpfen. Doch wir brauchen eure Unterstützung! Spendet, um diesen Kampf weiterzuführen und die Kraft für die Kämpfe von morgen zu sichern. Denn nur gemeinsam  können wir die Stadt, das Leben und die Zukunft gestalten, die wir uns erträumen.        

Rote Hilfe Frankfurt

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Die Druckerei gehört uns allen! Die Besetzungen leben! Stadt für alle und Druck von unten!

„DIE SCHIRN IST DAS GEGENTEILUNSERES GEGENENTWURFES DER ‚DRUCKEREI FÜR ALLE‘ „

Pressemitteilung vom 24.06.2024

Am 7. Juni 2024 verkündete der Planungsdezernent der Stadt Frankfurt Marcus Gwechenberger, die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt Ina Hartwig, Hessens Wissenschaftsminister Timon Gremmels sowie der Direktor der Schirn Sebastian Baden, dass die Schirn interimsmäßig für die nächsten drei Jahre in die alte Druckerei einziehen wird, während das jetzige Gebäude der Schirn saniert wird. Die Stadt investiert dafür ca. 1,5 Millionen Euro in eine sog. Pinselsanierung des Gebäudes. In die ersten drei Stockwerke sollen Ausstellungen der Kunsthalle Platz finden, in der obersten Etage soll Platz für Ateliers sein.

Das Kollektiv „Die Druckerei“ hatte im vergangenen Jahr die Dondorf-Druckerei in Bockenheim zweimal besetzt. Das Kollektiv forderte ein Abrissmoratorium und legte ein Nutzungskonzept für ein Kulturzentrum in der Druckerei vor. Das Kollektiv wollte „Die Druckerei für Alle“ gestalten, es sollten Ateliers, Ausstellungsräume und Begegnungsorte entstehen. Jule Liebig vom Kollektiv dazu: „Wir kritisieren den Einzug der Schirn stark. Die Schirn verfolgt keinerlei partizipatorischen und niedrigschwelligen Ansatz oder kritischen Zugang zu Kunst. Die Schirn ist das Gegenteil unseres Gegenentwurfes, der „Druckerei für Alle“; die wäre niedrigschwellig, gemeinschaftlich organisiert und zugänglich für alle gewesen. Wir sehen unsere Forderungen bezüglich einer bürgernahen, niedrigschwelligen Nutzung durch die Anwohner*innen des Stadtteils und der gesamten Stadt als unerfüllt, begrüßen aber trotzdem die Sicherung des Erhaltes des Gebäudes. Dieser Erfolg ist zu einem entscheidenden Teil den Besetzungen und dem dadurch angestoßenen Diskurs zu verdanken.“

Nicht nur das Kollektiv bemängelte mehrfach, dass es zu wenig Selbstverwaltete Räume gebe, insbesondere für die freie Kunst- und Kulturszene. Der Kritik schlossen sich weitere Gruppen und Vereine an.
Auch die Frankfurter Gesellschaft für Neue Musik (FGNM e.V.) war zuletzt Teil des Kampfes um die Druckerei und forderte die Nutzung als Selbstverwaltetes Kulturzentrum. Zacharias Faßhauer von der FGNM zu den neuen Nachrichten sagt folgendes: „Natürlich freuen wir uns erstmal darüber, dass mit der Schirn nun eine Akteurin in die Dondorf Druckerei einziehen soll, die das Kunstleben in Frankfurt auch aktiv gestaltet. Allerdings scheint die Stadt noch immer nicht verstanden zu haben, dass der wichtigste künstlerische und kulturelle Austausch über die freie Szene stattfindet, denn während die großen kulturellen Einrichtungen den Anforderungen eines breiten Publikums und einer kuratorischen Verpflichtung einem künstlerischen Erbe gegenüber gerecht werden müssen, besitzt allein die freie Szene durch ihre Unabhängigkeit die Spontanität und Flexibilität auf aktuelles und lokales Zeitgeschehen direkt zu reagieren und Kooperationen mit kleinen, spezifischen Initiativen mit konkretem Projektbezug einzugehen.

Die freien Szenen in Frankfurt haben ausnahmslos Raumprobleme, junge Künstler*innen, die ihre Ausbildung an der HfMDK, der Städelschule oder der HfG abgeschlossen haben, verlassen Frankfurt, da sie hier keine künstlerische Perspektive sehen, oder müssen ihre künstlerischen Tätigkeiten zugunsten von Lehrstellen auf ein Minimum zurückfahren. Es reicht nicht, dass die Schirn auch mal ein Projekt mit jungen Künstler*innen schaffen. Frankfurt braucht Räume, in denen unabhängige, freie Künstler*innen, Musiker*innen, Theaterschaffende etc. das frankfurter Kunst- und Musikleben regelmäßig und weitgehend gestalten können. Es braucht Räume in denen der kontinuierliche Diskurs von Künstler*innen aller Sparten, Akteur*innen aus der Gesellschaft und dem Publikum die Grundlage ist. In den Planungen für den Kulturcampus sind aber Räume zur Nutzung durch freie Szene noch immer nicht vorgesehen. Ohne Gestaltungsräume aber müssen wir uns darauf einstellen, dass Kunst- und Musikleben in Frankfurt langfristig ihre Aktualität, Publikumsnähe und Vielfältigkeit noch weiter bis zur Nichtexistenz einbüßen.“

Nach der zweiten Besetzung im Dezember 2023 zog sich das Max-Planck-Institut im Januar 2024 von seinen Planungen zum Dondorf-Grundstück zurück. Es hatte das Bestandsgebäude abreißen und durch einen Neubau ersetzen wollen, der aber nur äußerlich an das alte Gebäude erinnern würde. Die Max Planck-Gesellschaft hielt dem öffentlichen Druck und der Kritik an ihren Abrissplänen, um dort ihr Institut zu eröffnen, schließlich nicht stand.
In den letzten Monaten hat sich eine große Runde von Initiativen regelmäßig mit Vertreter*innen der Stadt getroffen, um über die gemeinsam zu gestaltende Zukunft der Druckerei und des Kulturcampus zu beraten.

Britta von der Recke vom Offenen Haus der Kulturen zu den neuen Plänen zu den Häusern: „Wir begrüssen den Erhalt des Gebäudes, sind aber irritiert über den Umgang mit uns und mit anderen Initiativen, die sich zum Teil seit Jahren um Zwischennutzungen des immensen Leerstands auf dem Campus bemühen und in den letzten Monaten regelmäßig mit dem Planungsdezernat getroffen, Konzepte vorgestellt und gemeinsam über die Zukunft des Kulturcampus gesprochen haben. Die Nachricht, dass die Schirn nun in die Druckerei einziehen soll, kam daher sehr unerwartet und wir hätten uns gewünscht, dass man uns wenigstens zur Pressekonferenz eingeladen hätte.“

Mit dieser Kommunikationsstrategie dürften sich die Verantwortlichen keinen Gefallen getan haben. Bei den Beteiligten entsteht der Eindruck, die Stadt habe eine Ergebnissoffenheit suggeriert, die es so nie gegeben hat. Aus dem Bekenntnis zur Bürger*innenbeteiligung wird auf diese Weise ein Anlass für Politikverdrossenheit.

Die Initiative Dondorf-Druckerei (IDD) hatte sich im Januar 2023 gegründet, nachdem im Herbst 2022 die Max-Planck-Gesellschaft ihre Nutzungspläne zum Dondorf-Grundstück komplett geändert hatte. Während bis dahin der Erhalt des Gebäudes fester Bestandteil der Pläne nach dem Auszug der Universität war (ein entsprechender Wettbewerb zeigte das), wurde im Herbst 2022 der Ortsbeirat 2 von den Abriss-Plänen überrascht. Die IDD setzte sich dann für den Erhalt des Industrie- und Kulturdenkmals Dondorf-Druckerei ein und konsultierte viele Fachleute, darunter Vertreter*innen der Architects for Future, unterstützte bei der Sondersitzung des Ortsbeirates zu Dondorf einen „Runden Tisch“ und startete eine Petition, die 2024 mit über 3.500 Unterschriften an die Stadt übergeben wurde.

Die Initiative Dondorf-Druckerei bewertet die Nutzung durch die Schirn grundsätzlich positiv, auch wenn sie noch keine Lösung der Stadt Frankfurt für die fehlenden Orte bürgerschaftlichen Engagements zum Beispiel der ersatzlose Wegfall der Bürgerhäuser in Bockenheim und im Westend, sowie die Raumbedarfe für den ortsgeschichtlichen Verein Freunde Bockenheims, für einen angemessenen Erinnerungsort für die Industriegeschichte Bockenheims und für einen Erinnerungsort für die jüdische Unternehmerfamilie Dondorf sowie die mit dem Dondorf-Gebäude verbundene Geschichte und Verfolgung der gewerkschaftlichen und sozialdemokratischen Kräfte (Union-Druckerei) enthält. Auch die spannungsvolle Entwicklung der J.W.Goetheuniversität zwischen Stadt und Land beinhaltet dieses Gebäude, wie nicht nur die jüngsten Auseinandersetzungen zeigen.  Wir erwarten hier eine offensive Politik der Stadt Frankfurt, um bürgerschaftliches Engagement zu stärken und ernster zu nehmen als bisher.

Die Frankfurter Ortsgruppe der Initiative Schwarze Menschen (ISD) zeigt ebenfalls Interesse an Aufbau und gemeinschaftlicher Nutzung eines entstehenden Kulturzentrums in der Dondorf-Druckerei. Eleonore Wiedenroth-Coulibaly meint: „Wir wollten mit einer Bibliothek mit Schwerpunkt auf der Literatur von Schwarzen/afrikanischen und afro-diasporischen Autor*innen, mit Ausstellungen zu Kunst und Geschichte und heutigen Lebensrealitäten Schwarzer Menschen, durch Events zur politischen Bildung, Vernetzung, Community-Arbeit und Jugendarbeit das Zentrum mitprägen. Die Dondorf-Druckerei wäre ein ideales Zentrum für Vernetzung, für das Gestalten von Diversität und für die Entstehung von Synergien gewesen. Soll dieser Traum nun zu Ende sein, bevor er sich überhaupt entfalten konnte? Frankfurt verliert einen Ort für Träume und Visionen, noch ehe er überhaupt entstehen konnte.“

ZUM ZUSTAND DER DONDORF-DRUCKEREI

Pressemitteilung vom 04.04.2024

Nachdem die Polizei die Dondorf Druckerei ein zweites Mal mittels Gewalt geräumt hat, durften
Mitglieder der Druckerei für Alle vor Kurzem das Gelände betreten, um den verbliebenen Besitz
des Kollektivs zurückzubringen. Hierbei konnte sich ein Bild vom entsetzlichen Zustand des Ge-
bäudes gemacht werden. Sämtliche Türen sind mit Holzplatten vernagelt und teils zugemauert,
weitere Fenster wurden von innen weiß angestrichen, manche wurden eingeschlagen, im ersten
Stock und im Keller sind Türen und Fenstern komplett vermauert. Die normale Luftzirkulation
wird dadurch verhindert – es ist klamm, es ist kühl und es ist lichtlos. Vermüllungen im Innenhof
und einzelnen Räumen im Inneren der Druckerei haben weitaus größere Ausmaße angenommen
als schon in der bisherigen Zeit der reinen Verwaltung durch die Goethe-Universität. Der Zu-
stand, in welchem das Gebäude vorgefunden wurde, ist wesentlich schlechter als im Sommer
letzten Jahres während der ersten Besetzung – in Folge der ersten Räumung wurde das Gebäude
seitens der Verwaltung systematisch entwertet, die Bausubstanz leidet enorm. Die Goethe-Uni-
versität, welche das Haus eigentlich in benutzbarem Zustand an die Max-Plank-Gesellschaft
übergeben sollte, zerstört es nach deren Absage aktiv und hat mittlerweile auch in ihrem Ver-
barrikadierungseifer das Juridicum und sogar einen Zugang zur B-Ebene der U-Bahn-Station
Bockenheimer Warte unter großem Aufwand und ohne Rücksicht zugemauert.

Was unter dem Feigenblatt der Gebäudesicherung geschieht, schadet dem Erhalt der alten Dru-
ckerei, wo dies doch mittlerweile allgemein als erstrebenswert angesehen wird. Auch die Zwi-
schennutzung als Ateliers, welche anfangs vom Kollektiv und mittlerweile sogar von der Frank-
furter CDU gefordert wird, ist dadurch erschwert. Sanierungen und Renovierungen werden im-
mens verteuert. Denn jetzt kommen mehr Arbeitsprozesse hinzu, die vorher nicht notwendig
gewesen sind, wie das Entfernen von Mauern vor Fenstern, zugeschraubten Türen, das Austau-
schen oder Reinigen von sämtlichen Fenstern eines fünfstöckigen Gebäudes und natürlich die
Bekämpfung von Schimmel in der Bausubstanz. Fraglich bleibt, ob diese dann überhaupt noch
weiterhin belastbar ist. Wird hiermit nicht genau ein Abriss wahrscheinlicher? Klar bleibt, die
Sanierungsinvestitionen verteuern sich, indem die Dondorf Druckerei vor einer weiteren Beset-
zung geschützt werden soll. Dass diese Mittel in keinem Verhältnis zu einem forcierten Denk-
malschutz stehen, sondern ihn torpedieren, ist augenfällig.

Erneut müssen wir darauf hinweisen, dass die jetzt geforderte Zwischennutzung während den
Besetzungen Realität war und sich im Ausbau befand, das zeigte auch ein Nutzungskonzept für
das Areal. All diese Mauern und ihr anstehender Rückbau wären überflüssig, der andauernde
Leerstand hätte beendet werden können, wenn sich die Verantwortlichen, Verwaltenden und
Besitzenden auf konstruktive Verhandlungen mit unserem Kollektiv eingelassen hätten, ohne die
Staatsgewalt auf den Plan zu rufen. Wir halten dieses Vorgehen für ein Versagen eben jener
Akteure, und bestärken unsere Forderung einer unkommerziellen Zwischennutzung sowie einer
Öffnung des Gebäudes zum nächstmöglichen Zeitpunkt! Die Zeit der Besetzung hat die Dondorf
Druckerei erhalten, während die Zeit des beabsichtigten Leerstands die Gebäude mehr und mehr zerstört – das sollte jetzt auch den Letzten klar sein.

ZUM CDU-ANTRAG IM RÖMER – ZWISCHENNUTZUNG DER DONDORF-DRUCKEREI DURCH KÜNSTLER*INNEN

Pressemitteilung vom 04.03.2024

Die CDU Frankfurt am Main hat am 07.02.2024 einen Antrag gestellt, der eine Zwischennutzung
der Dondorf Druckerei in Bockenheim als Atelierflächen für Studierende und internationale
Künstler*innen ermöglichen soll. Im Journal Frankfurt befürchtet der Frankfurter CDU-Politiker
Thomas Dürbeck, angesichts des Rückzugs der Max-Planck-Gesellschaft, das Ende des
Kulturcampus. Diese Sorge ist mehr als fadenscheinig, hat die CDU kürzlich selbst ein jähes
Ende befürwortet. Denn als das Kollektiv Die Druckerei eben jene Atelierräume geöffnet und
Künstler*innen bereits zur Verfügung gestellt hat, sprach sich auch die CDU für eine baldige
polizeiliche Räumung aus. Ganz in CDU-Manier wurde kein Ende befürchtet, als etwa nach der
Spekulation mit Baugrund, Luxuswohnungen und Hotels auf dem Campus Bockenheim gebaut,
statt Kulturorte errichtet worden sind. Auch die jahrzehntelange Bauverzögerung des
Kulturcampus und der immer noch währende Leerstand gab bisher keinen Anlass zur Sorge,
hingegen die tatsächliche Nutzung eines leeren Gebäudes für freie künstlerische und kreative
Arbeit.

Die Forderung, welche die CDU jetzt stellt, war eine Kernforderung der zweiten Besetzung – eine
Zwischennutzung für Kreative. Diese hatten wir bereits im Sommer ermöglicht, Studierende
verschiedener Hochschulen hatten sich die Ateliers und einen Proberaum eingerichtet, es gab
Kreativangebote und Programm. Dies wurde mithilfe der Polizei zunichte gemacht und nun wird
gefordert, dass derartige Arbeitsräume für Künstler*innen wieder entstehen können. Dimi
Dounakis vom Druckerei-Kollektiv meint dazu: „Ich hatte mein Atelier dort bereits eingerichtet.
Dass das nicht einfach beibehalten und stattdessen geräumt wurde, um dann erneut Ateliers zu
fordern, ist mir ein Rätsel.“ Was von der CDU als „Erfolg aller demokratischen Parteien im Römer“ gewertet wird, nämlich die sinnvolle Nutzung eines leerstehenden Gebäudes, hatte bereits stattgefunden – und letztendlich war es die Besetzung, die erst diese Nutzung und damit auch die jetzige Forderung der CDU ermöglicht hat.
Dieser Vorstoß ist an dieser Stelle ein politischer Schachzug. Nach dem großen Zuspruch, den
die Besetzung seitens der Kulturszene erfuhr, möchte die CDU nun auch gerne für ihren Einsatz
gelobt werden. Fritzi Bender, ebenfalls Kollektiv-Mitglied sagt hierzu: „Thomas Dürbeck
schmückt sich damit, dass Künstler*innen ihn schon angesprochen hätten, wie sie unterstützen
könnten. Gerne kann er sie an uns weiterleiten! Uns fällt sehr wohl die bittere Ironie hierbei auf,
eine vom Druckerei-Kollektiv angestrebte Lösung als die eigene unter dem Etikett der Innovation
zu verkaufen.“

Neben dem eigenen Polit-Image hat die CDU im Römer aber auch die Aufwertung des Standorts
an der Bockenheimer Warte im Sinn. In ihrer Forderung ist nicht die Rede von der freien
Kulturszene Frankfurts und prekär arbeitenden Künstler*innen, nicht von bezahlbaren Ateliers
oder einer nachbarschaftlichen Nutzung der Dondorf Druckerei für den Stadtteil – es wird
Gentrifizierung, Verdrängung und kommerzielle Verwertung angestrebt. Insofern bleibt die CDU
bei all ihrer schmierigen Wendigkeit doch weiter auf ideologischer Linie. Sie macht keine Politik
für die heraufbeschworene gesellschaftliche Mitte, sondern für den Profit der Wenigen. Keine
Politik im Sinne von kultureller Teilhabe, sondern für eine kommerzielle Verwertbarkeit und
kulturellen Ausschluss und Elitarismus.
Wir bleiben bei unserer Forderung nach selbstverwalteten Ateliers, Proberäumen und
Werkstätten in der Dondorf Druckerei.
Widerständige, marginalisierte und kritische Kunst(-praktiken) suchen sich immer wieder ihre
Wege, um wirken zu können. Doch auch dafür braucht es Räumlichkeiten und Orte.

ZUR ABSAGE DER MPG DAS AREAL DER DONDORF DRUCKEREI ZU NUTZEN

Pressemitteilung vom 10.01.2024

Großer Etappensieg für das Kollektiv „Die Druckerei“ im Kampf um den Erhalt der Dondorf
Druckerei und ein neues kulturelles Zentrum in Bockenheim**

Das Kollektiv „Die Druckerei“ hatte das Gelände im letzten Jahr zwei Mal besetzt, um einen
Abriss und die geplante spätere Nutzung des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik
(MPIEÄ) zu verhindern. Die erste Besetzung im Juni 2023 hielt 19 Tage an, bevor sie gewaltsam
durch die Polizei geräumt wurde. Die zweite Besetzung folgte daraufhin im Dezember und wurde
nach einigen Tagen bereits begonnen zu räumen. Daraufhin hatten sich mehrere Aktivist*innen
auf dem Dach verschanzt und harrten dort über 110 Stunden aus, um die Räumung zu
verhindern, bis auch dies durch das SEK beendet wurde. Der Räumungsbefehl ging beide Male
von der Leitung der Goethe Universität Frankfurt am Main aus.
Jetzt, mehrere Wochen nach der Räumung hat die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) in einer
eigenen Pressemitteilung bekannt gegeben, dass sie nicht das MPIEÄ auf dem Gelände der
Dondorf Druckerei errichten wollen.

Die Aktivist*innen des Kollektivs „Die Druckerei“ kämpfen aus mehreren Gründen für den Erhalt
der Dondorf Druckerei. Sie wollen das Gebäude unter anderem aus historischen und erinnerungspolitischen Gründen erhalten. Die alte Dondorf Druckerei gehörte bis 1928 der jüdischen Familie Dondorf die dort ein innovatives Farbdruckverfahren entwickelte, mit denen beispielsweise Spielkarten und Banknoten hergestellt wurden. Die Familie, welche in der NS-Zeit das Land verließ, verkaufte das Gelände an die Union Druckerei, und schließlich wurde die Druckerei durch das NS-Regimes vereinnahmt. Auch aus ökologischer Perspektive kämpft das Kollektiv für den Erhalt. Allein der Bestand ist einem CO₂-Ausstoß von 1,2 Millionen kg gleichzusetzen. Ein Neubau hätte maßgeblich noch höhere Emissionen verursacht. Ständiger Abriss und Neubau von Immobilien in der Stadt sorgen für einen massiven Ausstoß an Treibhausgasen, enormen Ressourcenverbrauch und ein riesiges Abfallaufkommen, die mit Erhalt und Sanierungen von Gebäuden eingespart werden können.

Nicht zuletzt geht es dem Kollektiv mit ihrer Vision des Kulturzentrums auf dem Areal der
Dondorf Druckerei um selbstverwaltete Räume für widerständige Kunst, nachbarschaftsnahe
Kultur sowie politischer Organisation und Vernetzung.
Mehrere stadtpolitische Initiativen und Gruppen hatten sich unseren Forderungen
angeschlossen und solidarisierten sich mit dem Kollektiv auch bei der zweiten Besetzung. Viral
ging ein offener Brief der Frankfurter Zivilgesellschaft. Daneben unterstützen uns zahlreiche
Kulturschaffende, mehrere klimapolitische Gruppen, aber auch der AStA der Goethe Universität
und einige Beschäftigte an der Universität.

Fritzi Bender, Sprecherin für „Die Druckerei“ kritisiert den späten Rückzug der MPG, denn „mit
einer vorherigen Ansage ihrerseits wären die gewaltsamen Räumungen und vorherigen
Gängelungen unserer Freund*innen durch die Polizei vielleicht nicht passiert. Abseits davon sind wir bereit für kommende Gespräche mit den beteiligten Akteur*innen und freuen uns auf einen Dialog auf Augenhöhe. Unser Nutzungskonzept ist seit September ausgearbeitet. Wir stehen in den Startlöchern, schon seit vorvorgestern. Leerstand muss beendet werden!“
Die Nachricht der MPG, nun nicht länger auf dem Gelände der alten Druckerei ihr Institut
eröffnen zu wollen, ist ein großer stadtpolitischer Erfolg.

Jule Liebig, ebenfalls Sprecherin fügt dem abschließend hinzu: „Die Freude im Kollektiv ist
natürlich groß und die neusten Nachrichten zeigen uns, dass unser Aktivismus wirkt! Wir sind
einem kulturellen Zentrum in Bockenheim einen großen Schritt nähergekommen, auch wenn die
Verhandlungen jetzt natürlich anders und neu laufen werden. Wir sind weiterhin dialogbereit,
wie schon seit der ersten Besetzung. Wir sind in unseren Forderungen für den Erhalt der
Druckerei bestätigt worden. Wir kämpfen weiter für die Druckerei für Alle und eine Stadt für Alle,
durch Druck von unten!“

ZUR ABGESCHLOSSEN RÄUMUNG DER DONDORF-DRUCKEREI

Pressemitteilung vom 19.12. 2023

11 Tage lang haben wir die Druckerei besetzt. 11 Tage lang haben wir die Uni, das Land und die Polizei vor uns hergetrieben. 11 Tage lang waren in den Straßen und über den Dächern Bockenheims unsere Rufe, unser „Nein“ für alle zu hören, unser Aufbegehren zu spüren.
Heute in den frühen Morgenstunden hat die Polizei im Schutze der Dunkelheit, sich dem Licht der Öffentlichkeit entziehend, die Besetzer*innen vom Dach geräumt. Wie zu erwarten war, nicht ohne dabei die brachiale Gewalt der letzten Tage fortzusetzen und unsere Genoss*innen zu verletzen.
Mehr als 110 Stunden hatten sie auf dem Dach ausgeharrt. Trotz Kälte, trotz fehlender Versorgung, trotz Belagerung durch die Polizei: sie hatten immer ein Lächeln auf ihren Lippen, immer die Fäuste oben zum Gruß, ihre Stimmen waren in unseren Sprechchören immer laut vernehmbar.
Aber nicht nur oben auf dem Dach waren wir entschlossen, die Druckerei als einen Ort des gemeinsamen politischen Zusammenkommens, des Erinnerns und der sozial-ökologischen Umgestaltung des Campus Bockenheim von unten zu erkämpfen. Auch auf der Straße vor der Druckerei begleiteten Hunderte über die letzten Tage die Besetzung und auf der Mahnwache vor der Druckerei entstand ein Raum der kollektiven Solidarität, des Teilens von Geschichten und von Wut, des Erlebens des Gemeinsamen. Mit einer wütenden Demo trugen wir unsere Forderungen Sonntagabend an den IG-Farben-Campus. Zahlreiche Solidaritätsbekundungen und offene Briefe von Instituten, Künstler*innen, politischen Organen, Initiativen, Nachbar*innen und Genoss*innen erreichten uns und adressierten die Uni und das Land. Nicht zuletzt stellte sich Donnerstagabend die studentische Vollversammlung, einberufen vom AStA, auf unsere Seite.
Kein Wunder also, dass die Uni Angst bekommen hat. Kein Wunder also, dass die Polizei mit hunderten Wannen, Einheiten, Hebebühnen, Helikoptern und Drohnen kam. Kein Wunder also, dass sie versuchten unsere Leute auf dem Dach auszuhungern. Kein Wunder also, dass sie durch Platzverweise für Menschen von der Mahnwache versuchten, unsere kämpferische Solidarität in die Schranken zu weisen.

Die stumpfe Gewalt, die von den Kräften der Ordnung – Polizei, Uni und Land Hand in Hand – ausging, ist nun mal die einzige Sprache, die sie sprechen, wenn ihre Fassade der Diskursoffenheit und der demokratischen Toleranz bröckelt. Sie haben keine andere Antwort auf unsere Kämpfe von unten.
Wir kommen wohl nicht darum herum, uns zu den lächerlichen Ausführungen des Universitätspräsidiums zu äußern, mit denen sie auf sechs Seiten versuchen, ihr Gesicht zu wahren. Wir wissen: ohne die Mittel, die wir gewählt haben, um unsere Forderungen deutlich zu machen, ohne unsere Entschlossenheit, unser Durchhaltevermögen und unsere Wut wäre die Uni und das Land nie auch nur einen einzigen Schritt auf uns zugekommen. Deshalb waren, was wir taten, notwendige und legitime Schritte, mit denen wir uns Gehör verschafften. Verhandlungen mit dem Druckerei-Kollektiv wurden erst angeboten, als wir sie mit der Besetzung erzwangen. Und selbst dann erst, als unsere Delegierten quasi ans Büro des Präsidenten klopften. Jegliche erste Kontaktaufnahmen mit der Uni seitens des Kollektivs via Mail wurden ausgeschlagen.

Wissenschaftsministerin Angela Dorn konnten wir nur an den Verhandlungstisch holen, weil unsere Leute sich dazu entschieden hatten, den Druck zu erhöhen und dem ersten Räumungsversuch der Polizei auf dem Dach zu trotzen. Nur folgerichtig, dass sie ihr Gesprächsangebot heute Morgen, just im Moment der endgültigen Räumung des Daches, wieder zurückzog. Das sagt alles über ihre heuchlerische Haltung, die sich mehr schlecht als recht hinter der Maske von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie verbirgt. Demokratisch und offen für Dialog sind Uni und Land nur, wenn wir uns den Dialog von unten erkämpfen.
Sowohl das Präsidium als auch Angela Dorn knüpften die Verhandlungen an die Bedingung, dass wir uns durch das Verlassen des Gebäudes in eine ohnmächtige Position begeben. Wie lächerlich also auch die Behauptung, wir – und nicht sie – hätten uns auf die Verhandlungen nicht eingelassen: mit unserem Zugeständnis, uns auf eine Zwischennutzung einzulassen, sind wir auf unser Gegenüber zugegangen. Trotz der Machbarkeit dieses Unterfangens stießen wir auf taube Ohren. Wir sind diejenigen, die Verhandlungen wollten und erkämpft haben. Seitdem das Ultimatum der Uni letzte Woche verstrichen ist, gab es keine neuen Gesprächs- oder sonstige Angebote vonseiten der Uni.

Dabei zeigt sich auch, wie weit sich das Universitätspräsidium entfernt hat von der kritischen Stadtgesellschaft und von den eigenen Studierenden: Die Forderungen einer studentischen Vollversammlung wurden genauso ignoriert, wie zahlreiche Solidaritätsbekundungen von universitären Organen und Mitarbeiter*innen. In derselben Manier autoritärer Ignoranz wird auch das neue Studierendenhaus auf dem IG-Farben-Campus infrage gestellt. Eine aktive Studierendenschaft, die mehr will als sich in der grauen Schießschartenarchitektur des IG-Farben-Campus einzurichten, ist unerwünscht.
Dabei ist das alles nicht so kompliziert und wir sagen es hier noch einmal: Wir wollen eine Zwischennutzung als Ort des solidarischen Zusammenkommens, als Ort des Austausches, als Ort der demokratischen Selbstverwaltung, als Ort der Zivilgesellschaft und der Kämpfe von unten für eine Stadt für alle. Und wir wollen den Erhalt des Gebäudes.
Wir haben gezeigt, wie eine andere Stadt von unten aussehen kann: solidarisch und radikal demokratisch. Wir haben gesehen, dass es diese Stadt eben nur von unten geben kann. Sie muss gegen die Stadt von oben erkämpft werden. Wir haben vielleicht die Druckerei heute nicht gewonnen, aber wer sagt, dass das letzte Wort schon gesprochen ist?

Was wir klargemacht haben: das letzte Wort sprechen nicht die Knüppel und die behelmten Einheiten im Auftrag von Uni und Land, die uns schon letzten Sommer aus unserem Haus vertrieben. Das letzte Wort sprechen immer noch die, die sich nicht zufriedengeben mit dem, was ist. Das letzte Wort haben wir, die Träumer, die Mutigen, die Wütenden. Die, die alles über Bord werfen und handeln, wenn die traurige Fassade des kapitalistischen Alltags Risse bekommt.

Unsere Träume lassen sich nicht räumen.
Wir kommen wieder – der Kampf um unsere Druckerei ist noch lange nicht vorbei!

DEMONSTRATION ZUR SOLIDARITÄT MIT DEN AKTIVIST*INNEN AUF DEM DACH DER DRUCKEREI

Presseinformation vom Morgen des 17.12.2023

Am 17.12. findet um 16 Uhr eine Demonstration an der Bockenheimer Warte statt, um die Besetzenden zu unterstützen, die sich aktuell noch auf dem Dach der Dondorf-Druckerei befinden. Seit mehr als 72 Stunden wird den Besetzenden durch die Polizei der
Zugang zu Wasser, Nahrung, Wärme und juristischer Hilfe verwehrt. Auch
parlamentarischen Beobachter*innen wurde der Zugang zum Dach verwehrt.
Nach anwaltlicher Einschätzung befinden sich die Besetzenden auf dem Dach
bereits in Gewahrsam, wodurch das Handeln der Polizei einen klaren Rechtsbruch darstellt. „Wir verurteilen diese unmenschliche Behandlung aufs Schärfste, und rufen deshalb zur Demonstration auf.“, Lukas Geisler vom Kollektiv die Druckerei. „Eine Klage
gegen die Polizei wurde bereits erhoben. Die Grundversorgung der Besetzenden auf dem Dach muss gewährleistet werden!“

„Wir fordern weiter Straffreiheit für die Besetzenden, den Erhalt der Druckerei sowie deren Nutzung als unkommerzielles Kultur- und Stadtteilzentrum!“, sagt Fritzi
Bender. „Wir sind dahingehend weiterhin zu Verhandlungen bereit.“

Solidarisiert mit der Besetzung haben sich neben universitären Gruppen, Bürger*innen und Kulturschaffenden der Stadt Frankfurt inzwischen auch unzählige Künstler*innen aus ganz Deutschland. Unter ihnen sind Mal Eleve, Disarstar, ZSK, Kavfka, Pöbel MC, PTK und Waving the Guns. „Die Solidarität die wir inzwischen aus ganz Deutschland erhalten gibt den Besetzenden Kraft und zeigt, dass wir mit unserer Forderung nach einer lebenswerten Stadt, für und mit den Menschen die hier leben, nicht allein sind. Wir stehen Sonntag und an allen Tagen zusammen gegen die Räumung, gegen das gewaltsame polizeiliche Vorgehen und für eine Stadt für Alle“, sagt Jule Liebig von der Druckerei.

AKTUELLER STAND DER RÄUMUNG

Pressemitteilung vom späten Abend des 14.12.2023

Wie schon seit heute Mittag, ist die Räumung nicht mehr aktiv im Gange. Doch es befinden sich weiterhin Personen auf dem Dach der Dondorf-Druckerei. Die Polizei hat das Gelände abgeriegelt und bewacht es.

Diejenigen, die sich entschieden haben, freiwillig das Dach zu verlassen, wurden mit falschen Versprechen, keine Strafanzeigen oder Aufenthalte in der GeSa erwarten zu müssen, vom Dach gelockt. Das geschah dennoch. Das ist keine Überraschung – wir wissen, wir können der Polizei nicht vertrauen. Sie zeigt uns das unter anderem immer wieder, indem sie gesellschaftlich erkämpfte und belebte Projekte zerstört.

In diesem Fall setzt sie auf ein gezieltes Aushungern der Menschen. Ihnen wird der Zugang zu Essen und Trinken verwehrt, sie haben keinerlei Schutz vor der Kälte und müssen dem Druck der sie ständig bewachenden Polizist*innen stand halten.

Doch davon lassen sie sich nicht klein kriegen! Sie gehen nicht kampflos, wenn es keine klaren Zusagen und Taten gibt. Und sie gehen nicht wenn ihnen und allen ein Teil der Stadt genommen wird.

Zeitgleich ist seit dem Abend der Raum in dem die studentische Vollversammlung an der Goethe-Universität stattfand, besetzt. Denn auch an der Universität werden Versprechen von Freiräumen nicht eingehalten. Es zeigt sich: Freiräume müssen sich überall von unten selbst erkämpft werden!

Das Kollektiv „Die Druckerei“ wurde von Seiten der Stadt für morgen den 15.12. zu einem Gespräch mit der Universität und dem Land Hessen eingeladen, an dem es auch teilnehmen wird. In welcher Form die Universität teilnehmen wird und ob überhaupt das Land Hessen teilnehmen wird ist unklar.

Das Kollektiv fordert die Goethe-Universität auf, ihre leeren Worte, wahr werden zu lassen und den Gesprächen Taten folgen zu lassen. Außerdem fordert es das Land Hessen, insbesondere die Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Angela Dorn auf, der Einladung zu folgen und an einem Gespräch mit dem Kollektiv teilzunehmen.Nur so kann über die Zukunft der Dondorf-Druckerei entschieden werden.

ZUM RÄUMUNGSVERSUCH DER DONDORF DRUCKEREI

Pressemitteilung vom Donnerstag, den 14.12.2023, 16:30 Uhr


Am frühen Morgen des 14.12.2023 begann die Polizei Frankfurt mit der Räumung der Dondorf Druckerei. Dies tat sie gewaltvoll, zwei Aktivistinnen, die sich in einer Menge als Unterstützung vor den Toren versammelten, wurden festgenommen sowie zahlreiche Menschen durch körperlichen Zwang und Schläge vom Bürgersteig entfernt. Nach einigen Stunden hatte die Polizei das Gebäude sowie das Außengelände geräumt, es fehlte lediglich das Dach, wo sich mehrere Aktivistinnen aufhielten und dies auch immer noch tun.


Um 14:15 Uhr gab die Polizei Frankfurt bekannt, dass man aus Sicherheitsgründen ausharre und dass Dach nicht räumen könne. Man könne ja immer noch freiwillig gehen; eine höhnische Aussage, wenn
die Repression an die Dachluke klopft. Was tatsächlich von der Universität freiwillig getan werden könnte, wäre den Strafantrag zurückziehen und sich endlich auf Augenhöhe zu begegnen.

Die Polizei hat es bisher nicht geschafft, die Räumung zu vollziehen und es scheint als warteten sie nun darauf, dass die Aktivist*innen das Dach freiwillig verlassen und damit deren körperliche und mentale Gesundheit aufs Spiel setzen. Dass zu diesen primitiven Mitteln gegriffen wird zeigt, dass das Kollektiv jetzt bereits einen Teilsieg über den Repressionsapparat und im Kampf um Freiräume und für eine ökologische Stadt von unten für Alle errungen haben. Das Kollektiv fordert das Land Hessen, sowie das Präsidium der Goethe Universität Frankfurt erneut auf, mit uns in Verhandlungen zu treten. Oder wollt ihr die Aktivisti bei Wind, Wetter, Kälte ohne Essen und Trinken auf unbestimmte Zeit dort oben festhalten?


Für Verhandlungen stehen wir weiterhin zur Verfügung.


„Die Menschen, die sich aktuell noch auf dem Dach befinden, sind nicht bereit dieses freiwillig zu räumen, solange die Dondorf Druckerei von der Polizei belagert und abgeriegelt ist. Falls notwendig
verbringen sie dort oben die Nächte!“, ergänzt Jule Liebig.

DIE DONDORF-DRUCKEREI WIRD GERÄUMT

Pressemitteilung vom Morgen des 14.12.2023

Die Dondorf-Druckerei in Bockenheim wurde am vergangenen Samstag den 09.12. erneut besetzt, nachdem Aktivist*innen des Kollektivs “Die Druckerei” bereits im Juni 2023 das Areal der Universität zu einem nicht-kommerziellen Kulturzentrum erklärt hatten und wird nun wieder seit den frühen Morgenstunden geräumt.
Das Kollektiv setzt sich nicht nur gegen den Abriss des Gebäudes aus ökologischer und geschichtspolitischer Perspektive ein, sondern auch aus sozialer Perspektive. Die Aktivist*innen kritisierten bereits im vergangenen Sommer, dass das Gebäude zu lange leer stehe, während es zeitgleich zu wenig frei zugängliche Räume in Frankfurt gebe, die mit Kunst, Kultur und Politik gefüllt werden. Ein Prestigeprojekt wie es das Land Hessen und die Max-Planck-Gesellschaft planen, würde dieser Dynamik weiterhin Rechnung tragen.

Von Seiten der Verantwortlichen aus Max-Planck-Gesellschaft, Ministerium für Wissenschaft und Kunst des Landes Hessen sowie von der Goethe Universität Frankfurt, welche die Liegenschaften verwalten, gab es erst auf unser Hinwirken Kommunikation. In Gesprächen der letzten Tage formulierte die Leitung der Universität ein Ultimatum. Wenn das Gelände bis zum 13.12.2023 um 16 Uhr verlassen werde, wird der Strafbefehl zurückgenommen und ein Dialog mit dem Land in die Wege geleitet. Dieses Angebot ist dem Kollektiv zu schwach. Darum wurde dem Ultimatum nicht nachgekommen. Stattdessen wurde versucht mit einem Räumungsmoratorium bis zum 15.12.2023 um 20 Uhr eine weitere Verhandlungsrunde einzuschlagen, in welcher folgendes abgesichert werden soll: Zum Ersten der Erhalt der Dondorf-Druckerei unter Maßgabe des Denkmalschutzes und zum Zweiten, konkrete Gespräche zwischen dem Kollektiv „Die Druckerei“, der Universität und dem Land Hessen über eine mögliche Zwischennutzung bis zur Übernahme durch das MPIEÄ.
Statt mit dem Kollektiv zu verhandeln, noch während es die Dondorf-Druckerei besetzt hält, wird wie angekündigt, mit einem großen Polizeiaufgebot geräumt. Das zeigt nicht nur, dass die Verantwortlichen Leerstand und Verfall einer sinnvollen Nutzung des Gebäudes vorziehen. Es zeigt überdies, dass Universität und das Land Hessen es für eine gute Idee halten, mit einer rechtsextremen Polizei zusammenzuarbeiten.
Jule Liebig von “Der Druckerei” sagt über die gewaltsame Räumung nun: „Dass die Polizei uns aus der alten Dondorf-Druckerei mit einem Strafbefehl der Goethe-Universität zum zweiten Mal räumt, beweist, dass die Universität weder ein Interesse an dem Erhalt historischer Gebäude hat, noch ein Interesse an politischen Freiräumen und Diskursen auf ihren Geländen. Wir sind wütend und traurig, geben aber den Kampf um unsere Druckerei nicht auf.“

Das Kollektiv hatte in den Monaten zwischen den Besetzungen ein Nutzungskonzept für ein nicht-kommerzielles Kulturzentrum entwickelt und veröffentlicht, in dem für das gesamte Gelände Ideen gesammelt wurden und Möglichkeiten vorgestellt wurden, wie Nachbar*innen und Interessierte sich einbringen können. Es wurde deutlich, welches Potential in der Druckerei schlummert. Dieses geht nun wieder verloren.
Fritzi Bender, ebenfalls Mitglied des Kollektivs betont: “Die Druckerei wurde nicht einfach von ein paar Aktivist*innen besetzt, sie wurde sich viel mehr von verschiedensten Menschen der Zivilgesellschaft angeeignet, die das hiesige Angebot an kultureller und politischer Teilhabe für ihre Bedarfe genutzt haben. Die Nachfrage war riesig. Es gibt kaum unkommerzielle Räume oder nicht-profitorientierte Läden in Frankfurt, in denen man seine eigenen Visionen unkompliziert und niedrigschwellig umsetzen kann! Räume für widerständige Kunst und Politik von unten werden überall beschnitten. Mit der Räumung der Druckerei ist ein weiterer Ort in Frankfurt gestorben, an dem das möglich war. Widerstand aber lässt sich nicht räumen!”