Reizüberflutung am Flughafen Palma: So kommen Menschen mit Autismus oder ADHS entspannt zum Gate
Menschen mit „unsichtbaren Behinderungen“ können sich am Airport einen Ausweis ausstellen lassen, der eine etwas reizfreiere Reise ermöglichen sollte
Der Pass für Menschen mit unsichtbaren Behinderungen macht Personal und andere Passagiere auf die besonderen Bedürfnisse aufmerksam. / Aena
Brandneu sind sie nicht, dennoch kennen sie die wenigsten: Am Flughafen von Palma gibt es spezielle Ausweise für Menschen mit sogenannten „unsichtbaren Behinderungen“ wie Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) oder Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS). Betroffene reagieren oft besonders sensibel auf Reize wie Licht oder Lärm. Daher können der Aufenthalt und die Abfertigung am Flughafen sie schnell überfordern.
Damit andere sich nachsichtig zeigen, ihnen gegebenenfalls helfen oder einfach nur mehr Zeit geben und auch das Personal weiß, wie es zu handeln hat, können sich diese discapacitados invisibles (unsichtbare Behinderte) seit April 2023 auf der Website des Flughafenbetreibers Aena besondere distintivos ausstellen lassen.
Einer von 18 Flughäfen
2024 wurden circa 650 dieser Ausweise für von Palma ausgehende Flüge und 500 für hier ankommende Flüge ausgestellt. Den Dienst gibt es mittlerweile an 18 von Aena betriebenen Flughäfen, denen mit dem höchsten Passagieraufkommen, auch auf Ibiza oder Menorca. Weitere sollen hinzukommen.
Das sind die Vorteile
Mit dem Ausweis können Autisten und andere Menschen mit unsichtbaren Behinderungen sowie ihre Begleitpersonen etwa die Sicherheitskontrolle für Familien und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen (PMR) passieren. Am Flughafen Son Sant Joan gibt es laut einer Sprecherin eine eigene Schlange für sie. Gibt es diese an einem Airport nicht, haben die „Menschen mit unsichtbaren Behinderungen“ an den herkömmlichen Sicherheitskontrollen – so weit möglich – Vorrang.
In Alicante – nicht so in Palma – gibt es darüber hinaus einen eigenen Warteraum für discapacitados invisibles.
Am Flughafen Mallorca. / Foto: Bendgens/Archiv
Das ist zu beachten
Wichtig: Der Pass ist nur am Flugtag gültig. Auf der Website weist Aena zudem darauf hin, dass die „unsichtbaren Behinderten“ den Pass nicht während der kompletten Reise sichtbar am Körper tragen müssen. Zudem berechtigt sie der Pass nicht, die Express-Sicherheitskontrolle (fast lane) zu passieren.
International weisen sich Menschen mit besonderen Bedürfnissen auch durch ein Sonnenblumen-Logo (Hidden Disabilities Sunflower Lanyard) aus.
Auch die Sonnenblume steht für „unsichtbare Behinderungen“. / HDSUNFLOWER.COM
Entwickelt wurde dieses Erkennungszeichen bereits 2016 am Flughafen London Gatwick. Aena weist allerdings darauf hin, dass das Sonnenblumen-Band alleine nicht reicht, um etwa in Palma die gesonderten Sicherheitskontrollen für Familie und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen (PMR) passieren zu können.
So kommen Sie an den Pass
Um an den Aena-Ausweis zu kommen, müssen Betroffene unter https://tramitesyreclamaciones.aena.es/distintivo_di/#/ ein Online-Formular einfüllen. Das gibt es nur auf Spanisch: Dazu auf der ersten Seite zunächst das Häkchen bei „Conozco y acepto la política de privacidad por parte de Aena“ setzen und auf „siguiente“ klicken. Dann die Daten eingeben (Name, E-Mail-Adresse, Ausweisnummer) und erneut das Häkchen bei „Consiento el tratamiento de mis datos …“ setzen.
Im vorletzten Schritt das Reisedatum, die Flugnummer sowie den Flughafen des Abflug- und des Ziellandes angeben und auf „siguiente“ klicken. Den Pass kann man dann beim Abfertigungsschalter (Oficina de Atención al Pasajero) oder an der PMR-Rezeption sowie an den Infoständen im Bereich der Gepäckaufgabe abholen.
Weitere Informationen
Unter https://www.aena.es/es/pasajeros/viajeros/personas-con-necesidades-especiales/discapacidades-invisibles/materiales-de-apoyo.html findet sich zudem weiteres Infomaterial. Es gibt zum einen ein Erklärvideo und eine PDF-Datei („Guión Social. Recorrido por el aeropuerto“), das die Abläufe am Flughafen zeigt. Zum anderen gibt es eine Checkliste („Checklist. Preparación para el vuelo“).
Sie ist unterteilt in die Abschnitte „Si ya tengo la tarjeta de embarque“ (Wenn ich die Bordkarte schon habe), „Si no tengo la tarjeta de embarque“ (Wenn ich die Bordkarte nicht habe), „Pasar por el control de seguridad“ (Die Sicherkeitskontrolle passieren) und „Dirigirse a la puerta de embarque “ (Zum Gate gehen).
Die Informationen sollen Reisenden helfen, möglichst reizfrei von Station zu Station zu gelangen. Zudem zeigen sie auf, welche Situationen auftreten können (eingerückte Sätze). Beim Durchlaufen der Sicherheitskontrolle könne es etwa sein, dass der bogenförmige Metalldetektor piept oder das Personal den eigenen Koffer gesondert inspiziert.
Zudem findet sich auf der Seite ein Link zu einem Flyer mit Informationen über den Dienst „Servicio de asistencia Sin Barreras“ („Servicio Sin Barreras para personas con TEA“), den auch ASS- und ADHS-Betroffene in Anspruch nehmen können.
In verschiedenen Situationen helfen die Mitarbeiter des PMR-Dienstes Menschen mit eingeschränkter Mobilität am Flughafen. / Nele Bendgens
Sie benötigen noch mehr Hilfe?
Auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen oder einer Behinderung können diesen Dienst buchen. Wie das geht, erklären wir hier. Einmal angemeldet, bekommen Reisende mit besonderen Ansprüchen dann Hilfe beim Aufgeben der Koffer, werden nach Wunsch zum Gate gebracht und erhalten auch Unterstützung beim Boarding.
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