Damit will die nordhessische Großstadt ein wichtiges Zeichen für einen modernen, tierschutzkonformen Umgang mit Stadttauben setzen und folgt – nach einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung im Jahr 2024 – dem erfolgreichen Augsburger Modell.
Die Stadttaubenpopulation der Stadt Kassel lässt sich nur schwer beziffern. Schätzungsweise leben 1.000 bis 1.500 Tiere im Stadtgebiet. Eine umfassende Taubenzählung wird in den nächsten Wochen erfolgen, um eine fundierte Einschätzung der Population vorzunehmen. Als Stadttaubenbeauftragte ist die 35-jährige Kunze Anlaufstelle für Fragen der Bürgerinnen und Bürgern, koordiniert ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, organisiert medizinische Hilfe für verletzte Tiere und betreibt intensive Aufklärungsarbeit. Ihr Ziel: Vorurteile abbauen und den Stadttauben wieder mehr Wertschätzung entgegenbringen.
„Die Einrichtung dieser Stelle ist ein wichtiger Schritt zur nachhaltigen Verbesserung der Stadtsauberkeit und zur Förderung des Tierschutzes im urbanen Raum“, so Ordnungsdezernent Heiko Lehmkuhl. „Tauben sind hochintelligente, kulturgeschichtlich bedeutende Tiere. Ich möchte dazu beitragen, dass sie wieder als Teil unserer Stadtlandschaft anerkannt und respektiert werden“, erklärt Victoria Kunze.
Neue Taubenschläge im Stadtzentrum geplant
Ergänzend zum bereits bestehenden Taubenschlag im Rathaus sollen weitere betreute Taubenschläge im Stadtzentrum errichtet werden. Die Dachböden des Kulturhauses Dock 4 und des Goethegymnasiums sowie ein Standort in Nähe des Hauptfriedhofs sind im Gespräch. Ziel ist eine kleinere, gesunde Population, die sich überwiegend in den Schlägen aufhält und weniger Konflikte im öffentlichen Raum verursacht. In den Taubenschlägen erhalten die Tiere artgerechte Versorgung, medizinische Hilfe und ihre Eier werden zu Zwecken der Bestandsregulierung gegen Attrappen ausgetauscht. Da die Tiere sich die überwiegende Zeit im Taubenschlag aufhalten und nicht mehr um Futter betteln müssen, werden Mensch‐Tier‐Konflikte reduziert. Die Hinterlassenschaften der Tauben fallen überwiegend im Schlag an. Ähnliche Konzepte werden beispielweise auch in Städten wie München, Hamburg, Wiesbaden und Darmstadt bereits erfolgreich umgesetzt.
„Viele der heute als problematisch empfundenen Eigenschaften von Stadttauben sind menschengemacht. Daher tragen wir auch die Verantwortung, geeignete und tierfreundliche Lösungen zu schaffen“, betont Dr. Regina Emrich, Leiterin des Amtes für Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit. In ihrem Amt ist die Funktion der Stadttaubenbeauftragten verortet.
Victoria Kunze kommt ursprünglich aus Thüringen. Sie hat Tiermedizin an der Freien Universität Berlin studiert. Die besondere Affinität zu Tauben entwickelte sich bereits in der Kindheit – ihr Vater hielt Kunstflugtauben. Die intensive Auseinandersetzung mit diesen Tieren – ihr Verhalten zu beobachten, sich um sie zu kümmern und ihre erstaunliche Intelligenz sowie ihre bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit kennenzulernen – entfachte in ihr eine Faszination. Diese prägende Erfahrung ebnete den Weg für Kunzes berufliche Laufbahn in der Tiermedizin, mit besonderem Fokus auf Vögel.
Kontakt
Stadttaubenbeauftragte: Tel. 0561 / 787−3614 oder per E‐Mail an veterinaerkasselde.
Meldung von Tierleid: www.kassel.de/tiergesundheit (Öffnet in einem neuen Tab) oder direkt unter Online‐Service Tierquälerei melden: https://www.kassel.de/service/produkte/kassel/Lebensmittelueberwachung‐und‐Tiergesundheit/tierquaelerei_melden.php (Öffnet in einem neuen Tab).
Amt für Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit: Tel. 0561 / 787−3336