Teslas größter Flop Ein Albtraum namens Cybertruck
Cybertruck, Anti-Tesla-Demonstranten in Austin (Texas): 5,70 Meter lang, 2,40 Meter breit, um die drei Tonnen schwer
Foto: Brandon Bell / Getty Images / AFPDieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Vielleicht ist es Tesla-Chef Elon Musk unangenehm, wie wenige der prestigeträchtigsten Autos seine Firma nur noch verkauft. Jedenfalls versteckt der Konzern die Absatzzahlen der Luxuslimousine Model S, des mächtigen SUV Model X und des Pick-ups Cybertruck in der Rubrik »sonstige Fahrzeuge« der Quartalsberichte. Ganze 10.394 Stück dieser Modelle lieferte Tesla im zweiten Quartal 2025 demzufolge aus, Tendenz zuletzt stark sinkend.
Besonders bitter ist das mit Blick auf den Cybertruck. Experten schätzen, dass von dem einstigen Hoffnungsträger nur etwa 5000 bis 6000 Exemplare in den drei Monaten April, Mai und Juni verkauft wurden – weltweit. »Das ist besorgniserregend«, zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg den Analysten George Gianarikas von der Investmentbank Canaccord Genuity. Musk wollte eigentlich 250.000 Cybertrucks im Jahr absetzen, also 62.500 im Quartal. Nun ist der Absatz offenbar kollabiert.
Damit bestätigt sich, was sich spätestens im Winter angedeutet hatte: Der futuristische elektrische Pick-up wird zum Megafiasko. Teslas Strategie, mit dem Wagen Landwirte, Handwerker und leicht exzentrische, wohlhabende Vorstädter für Elektroautos zu begeistern, scheint endgültig gescheitert.
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Der Cybertruck ist ein Lieblingsprojekt von Musk und hat viel mit dessen Vorlieben zu tun. Beim Design hat ihn nach eigenen Angaben der Science-Fiction-Film »Blade Runner« inspiriert, in dem Fantasiefahrzeuge durch eine Welt im Endzustand rollen und fliegen.
Für solche cineastischen Anleihen fehlt vielen Verkehrsteilnehmern im Hier und Jetzt jegliche Sympathie. Satte 5,70 Meter ist der Wagen lang, 2,40 Meter breit und um die drei Tonnen schwer. Die Karosserie des Cybertrucks besteht aus ultrahartem Edelstahl, seine Ecken und Kanten gelten bei einem Zusammenstoß als hochgefährlich. Deshalb werde der Cybertruck »alles auf seinem Weg durchschneiden«, urteilte der Autoexperte und bekannte Tesla-Kritiker Edward Niedermeyer. »Fußgänger, passen Sie auf!«
Peinliche Pannen
Das Design gilt als ein möglicher Grund dafür, dass Musks Pick-up nun am Markt versagt. Wenig hilfreich dürfte auch gewesen sein, dass Musk sich radikal auf die Seite von US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump schlug und Sympathie für extremistische Gewalttäter erkennen ließ. Hinzu kommt der hohe Preis. Das Auto kostet in den USA 80.000 bis 100.000 Dollar. Musk hatte einst in Aussicht gestellt, dass der Wagen ab einem Preis von um die 40.000 Dollar erhältlich sein würde.
Viele Besitzer klagten zudem über peinliche Pannen mit dem Cybertruck:
Es hätten sich etwa Teile der Karosserie während der Fahrt abgelöst. So berichteten Fahrer, es sei eine neun Kilogramm schwere Metallleiste plötzlich vom Dach weggeflogen . Sie war, wie viele andere Bauteile, offenbar lediglich angeklebt. Tesla musste Zehntausende Cybertrucks zurückrufen, weil optische Blenden abzufallen drohten.
Andere wunderten sich, dass kurz nach der Auslieferung Fehlermeldungen auf Probleme mit der Lenkung hinwiesen. Das Auto habe den Fahrer zum Abbremsen aufgefordert und dies dann selbst getan.
Wegen Problemen mit dem Gaspedal rief Tesla Tausende Cybertrucks zurück. Es bestand die Gefahr, dass die Autos ungewollt beschleunigten.
Einen »epischen Flop« nannte das US-Wirtschaftsmagazin »Forbes« den Cybertruck , ohne dazu ein Statement von dem Hersteller zu bekommen. Zwischenzeitlich ruhte die Produktion in der texanischen Fabrik, was Tesla aber teils mit Wartungsarbeiten begründete. Im Internet machten Bilder von Parkplätzen voller Cybertrucks die Runde , die bisher offensichtlich keine Käufer gefunden hatten.
Konkurrenten wie Ford und General Motors verkaufen inzwischen ähnlich viele elektrische Pick-ups wie Tesla oder sogar mehr. Der Batterieantrieb hat sich bei den XXL-Pritschenwagen bisher aber nicht durchgesetzt. Anders als mit seinen Limousinen und SUV ist es Musk in dem Segment nicht gelungen, die Branche aufzuscheuchen und viele Elektrokritiker zu überzeugen.
Neue Partei, neues Auto?
Vor allem das ländliche Amerika verschmäht den Batterieantrieb weiterhin – obwohl Musk sich politisch bei der dort dominierenden konservativen Bevölkerung angebiedert hatte. Weil die Strecken in diesen Regionen am längsten und die Autos am dicksten sind, wäre ein Umstieg auf Elektroautos besonders hilfreich. Doch weiterhin stoßen die meisten Pick-ups große Mengen CO₂ aus und heizen damit den Planeten auf.
Offiziell hält Tesla am Cybertruck fest. Die Wende soll in diesem Jahr eine Basisversion mit Hinterradantrieb bringen. Sie könnte zu einem Preis von um die 60.000 Dollar für weniger zahlungskräftige Autofahrer infrage kommen. Ob das Kalkül aufgeht, ist fraglich. Schon zuletzt hatte Tesla versucht, den Absatz etwa mit günstigen Finanzierungsangeboten anzukurbeln – offenbar vergeblich.
Nun hat US-Präsident Trump mit seinem Mega-Steuergesetz auch noch die Steuergutschrift in Höhe von 7500 Dollar für Elektroauto-Käufer eliminiert, sie gilt nur bis Ende September. Von seinem einstigen Idol Trump hat Musk sich losgesagt und angekündigt, eine Partei zu gründen.
Auch Musks eigene Liebe zum Cybertruck dürfte erkaltet sein. Womöglich schlägt der Tesla-Chef bald eine neue Strategie ein. Beobachter erwarten, dass der Milliardär zeitnah einen neuen Masterplan veröffentlicht. In solchen Schriftstücken hat Musk bereits mehrmals seine Visionen veröffentlicht – diese aber später nur teilweise umgesetzt.
Dazu könnte passen, dass Fans in Kalifornien gerade eine womöglich etwas kleinere Version des SUV Model Y gesichtet haben, teils abgeklebt mit weißer Folie. Es könnte sich um den lange erwarteten Billig-Tesla für um die 25.000 Dollar handeln, wurde spekuliert. Das beobachtete Modell hat Kurven, wirkt glatt und weich – ein völliger Kontrast zum Cybertruck.