Das gemeinsame Abendmagazin von DROD und SACHSEN 3 war eine werktägliche Radiosendung, die im Rahmen privater und nicht-kommerzieller Webradio- und Kleinsenderprojekte zwischen 2020 und 2021 produziert und verbreitet wurde. Die Sendung wurde zeitgleich auf den Webradio-Kanälen DROD, SACHSEN 3 und Nightdrive ausgestrahlt, die vorrangig über die Plattform laut.fm sowie auf kleinstflächigen UKW-Kleinsendern (sogenannten „Funzeln“) operierten. Ihre Verbreitung diente nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der technischen und redaktionellen Erprobung von Rundfunktechnologie durch den Nachwuchs im Bereich nichtkommerzieller Audioproduktion.
Hintergrund und Verbreitung
Das Programm wurde in einem Kooperationsrahmen zwischen den privaten Webradios DROD (mit Sitz in Merseburg, Sachsen-Anhalt) und SACHSEN 3 (ursprünglich betrieben aus Spitzkunnersdorf in der Oberlausitz) realisiert. Die technische Ausstrahlung erfolgte hauptsächlich über laut.fm, ergänzt durch lokale UKW-Minisender. Diese nutzten Frequenzbereiche, die von der Bundesnetzagentur (BNetzA) für drahtlose Audio-Funkanwendungen mit bis zu 50 Nanowatt ERP zur Allgemeinnutzung freigegeben waren[1]. Auf technischer Ebene wurde unter anderem die Codec-Technologie MicroMPX[2] von Thimeo (Stereo Tool) getestet.
Inhalt und Gestaltung
Das „gemeinsame Abendmagazin“ bot einen Musikmix mit Titeln aus den 1980er-, 1990er-, 2010er-Jahren, aktuellen Charts (Stand 2016–2020), sowie Indie-Neuerscheinungen. Neben der Musik wurden stündlich Nachrichten von Regiocast (laut.fm-Nachrichten) ausgestrahlt, ergänzt durch regionale Wetter- und Verkehrsinformationen, basierend auf öffentlich zugänglichen Quellen wie dem Deutschen Wetterdienst, der dpa und dem Mitteldeutschen Rundfunk.
Das Sounddesign stammte von NoSheetMusic (Widebuddah), die Station Voice wurde kostenfrei von Marcel Hiller (HILLER MEDIA) eingesprochen.
Inhaltlich enthielt das Magazin auch gelegentliche, amateurhafte Beiträge zu gesellschaftlichen Themen, etwa zu den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie, verschwörungsideologischen Milieus von Gegnern der Corona-Schutzmaßnahmen. oder medialen Phänomenen aus dem Bereich des Reality-TVs.
Entstehung und Motivation
Marché entwickelte sein Interesse am Radiomachen ursprünglich aus dem Wunsch, seine Musiksammlung legal zu erweitern. Nach unzufriedenstellenden Erfahrungen mit dem Mitschneiden von Radioprogrammen entdeckte er laut.fm als geeignete Plattform. Die Plattform bot Zugang zu einem großen Musikpool ohne Sorgen um Rundfunklizenzen oder GEMA-Gebühren im Austausch für Werbeeinblendungen.
Perlinger hingegen hatte bereits frühere Erfahrungen im Webradio-Bereich gesammelt: Seine ersten Sendungen produzierte er 2012 über die Plattform NOW.IN. Ab 2017 nahm er das Hobby wieder auf und etablierte sich unter dem Namen "DROD" auf laut.fm. Später professionalisierte er seine Aktivitäten mit einer regelmäßigen, über UKW und DVB-C ausgestrahlten Sendung beim nicht-kommerziellen Lokalradio Radio CORAX, die nach eigenen Angaben tausende Hörer erreichte und ihm ein Gefühl von "echtem Radio" vermittelte.
Das Abendmagazin entstand schließlich während der "Covid-Hochzeit" im Frühjahr 2020 und wurde im Spätherbst desselben Jahres nochmals als tägliche Live-Sendung aufgelegt. Marché bezeichnete das Format später als Rahmen für seine "ersten redaktionellen Gehversuche", während Perlinger seine Motivation stärker in der technischen Umsetzung, der Programmgestaltung und der Freude an der linearen Ausstrahlung sah.
Technische Ausstattung
Die Produktionsqualität variierte erheblich zwischen den beiden Sendestandorten. Während die Merseburg-Produktionen als professioneller eingestuft wurden (professioneller Sendeablauf "mAirList", Mikrofonierung, Mischpult, Soundprozessor), wiesen die sächsischen Sendeteile technische Unzulänglichkeiten auf, einschließlich der Verwendung von Consumer-Aufnahmegeräten wie einem Nintendo Wii USB-Mikrofon und improvisierten Moderationen. Marché beschrieb später sein damaliges Equipment als "katastrophal" und erwähnte einen "aus Küchenrollen gebastelten Mikrofonständer". Trotz der technischen Mängel machte ihm das Radiomachen "mehr Spaß als erwartet". Die unterschiedlichen Standards führten zu Spannungen in der Zusammenarbeit.
Redaktion und Moderation
Die Redaktion und Moderation lagen bei Pascal Perlinger und Emilian Marché (damals unter dem Namen Emil aktiv). Beide galten als medieninteressierte Nachwuchstalente mit biografischem Bezug zur Neurodivergenz, was sich gelegentlich in Spannungen im redaktionellen Arbeitsprozess widerspiegelte.
Die Sendung wurde abwechselnd aus Merseburg und Spitzkunnersdorf produziert – zunächst im Zwei-Stunden-Takt (jeweils eine Stunde pro Standort), später ausschließlich aus Merseburg. Marché bezeichnete die Sendung später als seine „ersten redaktionellen Gehversuche[3]“, während Perlinger sich insbesondere mit dem Sounddesign, der technischen Umsetzung und der Musikkuratierung befasste.
Beide Moderatoren wechselten 2021 in den Bereich der Freien Radios und verließen diesen 2024.
Charakteristischer Ausschnitt aus der experimentellen Sendereihe, die den Gegensatz zwischen Perlingers professionellem Anspruch und Sachsen3's amateurhafter Ästhetik dokumentiert.
Entstehungskontext
Die Ursprünge der Sendung liegen in der Zeit der COVID-19-Pandemie und deren Lockdown-Maßnahmen. Zwischen dem zweiten Quartal 2020 und 2021 wurde das Abendmagazin als tägliche Probesendung realisiert – zunächst unter dem Eindruck persönlicher Spannungen zwischen den Beteiligten, später unter dem Versuch einer „Waffenruhe“. Beide Produzenten nutzten die Sendung zur individuellen Weiterbildung im Bereich Medienproduktion.
Konflikte und Ende der Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit zwischen den Moderatoren war von wiederkehrenden Konflikten geprägt. Unterschiedliche Arbeitsweisen, technische Standards und persönliche Differenzen führten zu Spannungen, die eine dauerhafte Kooperation unmöglich machten. Es kam zu Vorwürfen bezüglich unprofessionellen Verhaltens und Missverständnissen in der Kommunikation.
Die Konflikte setzten sich auch nach Ende der gemeinsamen Sendung fort und beeinflussten spätere berufliche Begegnungen im Bereich der Freien Radios.
Spätere Entwicklung der Beteiligten
Nach Ende der gemeinsamen Sendung entwickelten sich die Karrieren der Moderatoren unterschiedlich:
Pascal Perlinger absolvierte eine Ausbildung zum Medientechnischen Assistenten und war drei Jahre beim nicht-kommerziellen Lokalradio Radio CORAX für Sendeabwicklung, Sendeorganisation und technische Betreuung zuständig. Nach Konflikten mit Kollegen verließ er den Rundfunkbereich und zog sich aus der Medienbranche zurück. Er gründete zwischenzeitlich den Lokalradiosender ANTENNE MERSEBURG (April 2023 bis März 2024). Nach eigenen Angaben musste er sich aufgrund beruflicher Belastungen in therapeutische Behandlung begeben und verließ schließlich Mitteldeutschland. Er setzt sich weiterhin für die Dokumentation des linearen Rundfunks ein.
Emilian Marché war nach Stationen bei Radio Zett und dem Rundfunk-Kombinat Sachsen, wo er das Regionalmagazin "dreiländer.punkt" moderierte, als Student an der Hochschule Mittweida im Fach Medienmanagement eingeschrieben und gelegentlich beim Hochschulsender "99drei Radio Mittweida" aktiv. Er verließ die "Freien Radios" und konzentrierte sich auf sein Studium.
Die Beziehung zwischen beiden ehemaligen Kollegen bleibt bis heute angespannt. Während Perlinger weiterhin mit gesundheitlichen und psychischen Herausforderungen kämpft und einen beruflichen Neustart außerhalb der Medienbranche anstrebt, hält Marché an seinem Studium und seiner Medienkarriere fest. Beide zeigten in den vergangenen Jahren Anzeichen psychischer Belastungen, die sich teilweise in öffentlichen Äußerungen in sozialen Medien manifestierten. Gelegentliche unterschwellige Anfeindungen über verschiedene Plattformen verdeutlichen, dass die persönlichen Konflikte nicht vollständig beigelegt wurden.