Stadtbibliothek Münster
Mutiger Kampf gegen Mondlandungsleugner: Stadtbibliothek Münster / picture alliance / imageBROKER | Dr. Wilfried Bahnmüller

Warnhinweise auf Büchern - Bibliotheken sind Orte der Bildung, nicht der Zensur

Die Stadtbibliothek Münster markiert bestimmte Bücher als „umstritten“. Bibliotheken sollten aber nicht als Zensoren light auftreten. Und was heute „umstritten“ ist, kann morgen schon anerkanntes Wissen sein.

Autoreninfo

Gideon Böss ist Roman- und Sachbuchautor und hat unter anderem über Religionen in Deutschland und Glücksversprechen im Kapitalismus geschrieben.

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Voller Gottvertrauen ging die katholische Kirche lange Zeit davon aus, mit ihrem Index beziehungsweise dem „Verzeichnis der verbotenen Bücher“ den Buchmarkt bändigen zu können. Seit der Erfindung des modernen Buchdrucks hatte sich die Zahl der Publikationen rasant erhöht, weswegen immer mehr Werke auf dieser Liste der verbotenen Werke landeten. Am Ende jedoch musste die Kirche vor der schieren Masse an Neuerscheinungen kapitulieren und gab 1966 einen Kampf auf, den sie 1559 begonnen hatte. Zu den interessantesten Erfahrungen zählte in diesen knapp 400 Jahren, dass sich gerade die von der Zensur markierten Werke besonderer Beliebtheit erfreuten. In Österreich kursierte 1765 eine kirchliche Liste verbotener Bücher, die es den Bibliotheken und Buchhandlungen erleichtern sollte, diese Werke auszusortieren. Doch unter der Hand verwandelte sie sich selbst in eine Empfehlungsliste für besonders interessante Lektüre, was zur Folge hatte, dass diese Liste selbst am Ende auch auf dem Index landete.

Was verboten ist, wird genau dadurch interessant. Das war schon immer so. Was es auch schon immer gab, war der Versuch, Bücher in gute und schlechte zu teilen. Autoritäre und totalitäre Gesellschaften sehen ohnehin eine totale Kontrolle über den Buchmarkt vor, aber auch in freien Gesellschaften besteht immer die Gefahr einer Übergriffigkeit. Wo endet die hilfreiche Einordnung und wo beginnt die Bevormundung? Das ist ein schmaler Grat, wie ein aktueller Fall aus Münster zeigt.

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Gerd Runge | Do., 15. Mai 2025 - 14:58

vielleicht kommen wir ja noch so weit, daß
"umstrittene" Bücher wieder einmal verbrannt
werden.
Nur eben andersherum.

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