Landesweiter Blackout

Verdacht auf Sabotage – Spanische Justiz ermittelt nach Stromausfall

Stand: 15:27 UhrLesedauer: 3 Minuten

Nach dem Mega-Blackout in Spanien und Portugal ist das Stromnetz wieder stabil. Grundsätzlich sein ein großflächiger Stromausfall auch in Deutschland möglich, erklärt Energieexperte Frank Umbach.

Was löste den flächendeckenden Stromausfall auf der iberischen Halbinsel aus? Der Netzbetreiber schließt einen Cyberangriff aus, die spanische Justiz nimmt trotzdem Ermittlungen auf. Indes könnten noch mehr Regionen betroffen gewesen sein als bislang bekannt.

Nach dem massiven Stromausfall auf der iberischen Halbinsel geht die spanische Justiz dem Verdacht einer „Computer-Sabotage“ als Ursache nach. Ein Richter der Audiencia Nacional, Spaniens für die Verfolgung schwerer Straftaten zuständiges Gericht, habe eine Voruntersuchung dazu eingeleitet, teilte die Justiz am Dienstag mit.

Wenn der landesweite Stromausfall auf „einen Akt der Computer-Sabotage“ in der strategischen Infrastruktur zurückgehe, könnte dies als „Terrorismus“ eingestuft werden, hieß es weiter.

Zuvor hatte der Netzbetreiber einen solchen Angriff verneint. Anhand der bisher durchgeführten Analysen werde ein „Cybersicherheitsvorfall ausgeschlossen“, sagte der Direktor für den Systembetrieb des spanischen Netzversorgers Red Eléctrica, Eduardo Prieto. „Wir haben seit gestern bei den Untersuchungen die Unterstützung des (nationalen Cyber-Sicherheitsinstituts) Incibe und des (spanischen Nachrichtendienstes) CNI – und heute Morgen konnten wir abschließend feststellen, dass es keinerlei Eindringen in die Kontrollsysteme von Red Eléctrica gegeben hat, das den Vorfall hätte auslösen können“, erklärte Prieto.

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Bereits am Vortag hatte EU-Ratspräsident António Costa erklärt, es gebe keinen Hinweis auf einen Cyberangriff als Ursache für den großflächigen Stromausfall in Spanien und Portugal. In beiden Ländern war die Stromversorgung am Dienstag nahezu komplett wiederhergestellt.

Der Strom war am Montagmittag ausgefallen. Auch der Südwesten Frankreichs und Marokko war kurzzeitig betroffen. Die Panne legte in Spanien den gesamten Zugverkehr lahm. Außerdem sorgte sie über die Landesgrenzen hinaus für Verkehrschaos und Störungen der Mobilfunk- und Internetverbindungen.

„Seltenes atmosphärisches Phänomen“?

Die Regierung in Madrid richtete derweil eine Untersuchungskommission ein, um die Ursachen des Stromausfalls zu klären. Alle notwendigen Maßnahmen würden getroffen, „damit sich so etwas nicht wiederholt“, erklärte Regierungschef Pedro Sánchez. „Die Techniker des Stromnetzes sind weiterhin mit einer Analyse des Systems befasst“, sagte er. „Wir rechnen mit vorläufigen Ergebnissen in den nächsten Stunden oder Tagen.“ Solange die Ergebnisse dieser Analyse nicht vorlägen, werde keine Hypothese hinsichtlich der Ursache des flächendeckenden Stromausfalls ausgeschlossen.

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Der britische „Guardian“ zitierte am Dienstag Portugals Energieversorger REN mit der Erklärung, ein „seltenes atmosphärisches Phänomen“ habe ein starkes Temperaturungleichgewicht verursacht. Dies habe dann zu den flächendeckenden Abschaltungen des Netzes geführt. Wörtlich hieß es von REN: „Aufgrund extremer Temperaturschwankungen im Landesinneren Spaniens kam es zu anomalen Schwingungen in den Höchstspannungsleitungen (400 kV), einem Phänomen, das als ‚induzierte atmosphärische Vibration‘ bekannt ist. Diese Schwingungen verursachten Synchronisationsfehler zwischen den elektrischen Systemen und führten zu aufeinanderfolgenden Störungen im gesamten europäischen Verbundnetz.“ Die Risiken, die solche Temperaturschwankungen für elektrische Systeme darstellen, seien in der Branche bekannt, heißt es in dem Artikel weiter, auch wenn Probleme dieses Ausmaßes nur selten auftreten.

Grönland meldet Probleme mit Kommunikationsnetz

Selbst auf der tausende Kilometer entfernten Arktis-Insel Grönland wird ein Ausfall des Kommunikationsnetzes mit dem Vorfall in Spanien in Verbindung gebracht. Sowohl Telefonate und SMS als auch die Nutzung des Internets seien am Montagabend in Teilen Grönlands nicht mehr möglich gewesen, teilte der örtliche Kommunikationsanbieter Tusass mit. Besonders stark betroffen waren demnach der Norden und der Süden Insel.

„Wir untersuchen, ob es einen Zusammenhang zu dem großen Elektrizitätsausfall in Spanien gibt“, erklärte Tusass weiter. Demnach wurde die „Verbindung zu unserer Ausrüstung in Maspalomas in Spanien“ unterbrochen, von der Grönland „bei der Versorgung der Kunden im Satellitengebiet stark abhängig“ sei.

AFP/dpa/sos

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KOMMENTARE (278)


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P
Veröffentlicht vor 12 Minuten | Eingereicht vor 12 Minuten
Also, ganz einfach: Entweder war es der Klimawandel (vo wegen astronomische Strömungen), oder der Russe (Sabotage), wer es aber auf keinen Fall gewesen sein kann ist die große Menge der Einspeisung aus Photovoltaik, von der die Netzfrequenz nach oben getrieben wurde und auch die Abgabe nach Frankreich nicht mehr geholfen, sondern zu einem Brand geführt hat. Aber was nicht sein darf kann auch nicht sein, man stelle sich vor dieser Ausfall wäre so begründet - die Akzeptanz der Erneuerbaren wäre dahin!
SA
Veröffentlicht vor 18 Minuten | Eingereicht vor 18 Minuten
Ich empfehle zur Vermeidung derartiger Probleme in Deutschland ein Sabotageverbot in der Nähe von Energieanlagen.
IK
Veröffentlicht vor 44 Minuten | Eingereicht vor 44 Minuten
Die Wahrheit wird verschwiegen, weil dann die ganze Chose mit Wind und Sonne in Frage gestellt werden müßte. Wir haben mehr und mehr Dunkelflauten und mehr und mehr Hellbrisen. Es wird mal zu wenig und mal zu viel Strom erzeugt. Es gibt nicht genügend negative und positive Regelenergie und wir arbeiteten auch bei uns mit überlasteten Netzen auf allen Spannungsebenen. Es gibt noch nicht mal genügend Großtransformatoren. Je mehr hier EE zugebaut wird, desto eher kann uns das auch passieren.
HS
Veröffentlicht vor 31 Minuten | Eingereicht vor 31 Minuten
Es ist die "Wahrheit" die Sie gerne hätten... vielleicht warten wir mal die echte Wahrheit ab.
PE
Veröffentlicht vor 58 Minuten | Eingereicht vor 58 Minuten
Aber wie kann man denn gegen ein - Achtung: offizielle Sprachregelung - "extrem seltenes physikalisches Phänomen" ermitteln? Ist so ein Phänomen überhaupt verfahrens- bzw. prozessfähig?
GG
Veröffentlicht vor 59 Minuten | Eingereicht vor 59 Minuten
Schon interessant. Waren es Saboteure, waren es „die anderen“. Waren es Hacker, waren es „die anderen“. Waren es katalanische Separatisten, waren es „die anderen“. Das können wir jetzt mit jedem größeren oder kleineren Sündenbock „unserer Demokraten“ fortschreiben. War es „der Klimwandel“, waren wir es alle, irgendwie. Also schon, oder? Die Idee, dass hier mal eine Systemumstellung auf Erneuerbare in die Hose gegangen ist - NEIIIIIIINN! Niemals! 😏
DW
Veröffentlicht vor 26 Minuten | Eingereicht vor 26 Minuten
ganz klar , das war die afd
AM
Veröffentlicht vor 2 Stunden | Eingereicht vor 2 Stunden
Sie hatten zu viel Solarstrom lt. Energie-Charts, so dass das Netz überlastet war. Die Netzbetreiber können die PV-Anlagen nicht von der ferne abschalten. Ohne Abschaltungen wären Maschinen durch die Überspannung kaputt gegangen und es wäre ein Milliarden Sachschaden entstanden. Sogar Stromleitungen begannen bereits zu brennen. Interessant ist auch, dass der sog. Schwarzstart, also die Widerherstellung der Stromversorgung nur durch die regelbaren Kraftwerke, auch mit Hilfe von Frankreich, Marokko usw. möglich war. Die Sicherheitssystem in Spanien sind identisch mit denen von Deutschland habe ich gelesen. Wir haben nur den Vorteil gegenüber Spanien, dass wir in der Mitte liegen und den Strom in alle Richtungen weiterleiten können. Die Probleme haben dann evtl. eher die anderen.
RH
Veröffentlicht vor 2 Stunden | Eingereicht vor 2 Stunden
Gut, dass es diesen Kommentarbereich gibt. Hier wird alles erklärt. Der Artikel ist somit überflüssig. Dieser liefert schließlich bisher keinen bestätigten Grund des Stromausfalls.
HS
Veröffentlicht vor 30 Minuten | Eingereicht vor 30 Minuten
Danke für diese ironische Einordnung!
RB
Veröffentlicht vor 2 Stunden | Eingereicht vor 2 Stunden
Ist das eine neue spanische Krankheit, die demnächst durch Solarpanele übertragen wird?
SF
Veröffentlicht vor 2 Stunden | Eingereicht vor 2 Stunden
Sabotiert haben das Netz die Wähler der Grünen. Flatterstrom ohne dezentrale Speicher kann nicht funktionieren. Physik lügt nicht, ebensowenig wie die Biologie (XX/XY, äußerst wenige X0, der Rest sind Befindlichkeiten), auch wenn Links-Grün es ganz ganz feste anders möchte.
AB
Veröffentlicht vor 2 Stunden | Eingereicht vor 2 Stunden
der stand der Dinge laut spanischen Medien: Spanische Medien berichten, dass die Ursache des großen Stromausfalls vermutlich eine technische Störung im spanischen Stromnetz war, ausgelöst durch einen plötzlichen massiven Ausfall von Erzeugungsleistung. Hinweise auf einen Cyberangriff oder Sabotage gibt es bislang nicht. Die Theorie eines atmosphärischen Phänomens als Auslöser wird inzwischen von Meteorologen angezweifelt. Die genaue technische Ursache wird weiterhin untersucht, wobei auch die Netzstruktur und die Integration erneuerbarer Energien als mögliche Schwachstellen diskutiert werden
RH
Veröffentlicht vor 2 Stunden | Eingereicht vor 2 Stunden
Wenn Sie schon zitieren, wäre ein Quellennachweis wünschenswert.

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