Verdacht auf Sabotage – Spanische Justiz ermittelt nach Stromausfall
Nach dem Mega-Blackout in Spanien und Portugal ist das Stromnetz wieder stabil. Grundsätzlich sein ein großflächiger Stromausfall auch in Deutschland möglich, erklärt Energieexperte Frank Umbach.
Was löste den flächendeckenden Stromausfall auf der iberischen Halbinsel aus? Der Netzbetreiber schließt einen Cyberangriff aus, die spanische Justiz nimmt trotzdem Ermittlungen auf. Indes könnten noch mehr Regionen betroffen gewesen sein als bislang bekannt.
Nach dem massiven Stromausfall auf der iberischen Halbinsel geht die spanische Justiz dem Verdacht einer „Computer-Sabotage“ als Ursache nach. Ein Richter der Audiencia Nacional, Spaniens für die Verfolgung schwerer Straftaten zuständiges Gericht, habe eine Voruntersuchung dazu eingeleitet, teilte die Justiz am Dienstag mit.
Wenn der landesweite Stromausfall auf „einen Akt der Computer-Sabotage“ in der strategischen Infrastruktur zurückgehe, könnte dies als „Terrorismus“ eingestuft werden, hieß es weiter.
Zuvor hatte der Netzbetreiber einen solchen Angriff verneint. Anhand der bisher durchgeführten Analysen werde ein „Cybersicherheitsvorfall ausgeschlossen“, sagte der Direktor für den Systembetrieb des spanischen Netzversorgers Red Eléctrica, Eduardo Prieto. „Wir haben seit gestern bei den Untersuchungen die Unterstützung des (nationalen Cyber-Sicherheitsinstituts) Incibe und des (spanischen Nachrichtendienstes) CNI – und heute Morgen konnten wir abschließend feststellen, dass es keinerlei Eindringen in die Kontrollsysteme von Red Eléctrica gegeben hat, das den Vorfall hätte auslösen können“, erklärte Prieto.
Bereits am Vortag hatte EU-Ratspräsident António Costa erklärt, es gebe keinen Hinweis auf einen Cyberangriff als Ursache für den großflächigen Stromausfall in Spanien und Portugal. In beiden Ländern war die Stromversorgung am Dienstag nahezu komplett wiederhergestellt.
Der Strom war am Montagmittag ausgefallen. Auch der Südwesten Frankreichs und Marokko war kurzzeitig betroffen. Die Panne legte in Spanien den gesamten Zugverkehr lahm. Außerdem sorgte sie über die Landesgrenzen hinaus für Verkehrschaos und Störungen der Mobilfunk- und Internetverbindungen.
„Seltenes atmosphärisches Phänomen“?
Die Regierung in Madrid richtete derweil eine Untersuchungskommission ein, um die Ursachen des Stromausfalls zu klären. Alle notwendigen Maßnahmen würden getroffen, „damit sich so etwas nicht wiederholt“, erklärte Regierungschef Pedro Sánchez. „Die Techniker des Stromnetzes sind weiterhin mit einer Analyse des Systems befasst“, sagte er. „Wir rechnen mit vorläufigen Ergebnissen in den nächsten Stunden oder Tagen.“ Solange die Ergebnisse dieser Analyse nicht vorlägen, werde keine Hypothese hinsichtlich der Ursache des flächendeckenden Stromausfalls ausgeschlossen.
Der britische „Guardian“ zitierte am Dienstag Portugals Energieversorger REN mit der Erklärung, ein „seltenes atmosphärisches Phänomen“ habe ein starkes Temperaturungleichgewicht verursacht. Dies habe dann zu den flächendeckenden Abschaltungen des Netzes geführt. Wörtlich hieß es von REN: „Aufgrund extremer Temperaturschwankungen im Landesinneren Spaniens kam es zu anomalen Schwingungen in den Höchstspannungsleitungen (400 kV), einem Phänomen, das als ‚induzierte atmosphärische Vibration‘ bekannt ist. Diese Schwingungen verursachten Synchronisationsfehler zwischen den elektrischen Systemen und führten zu aufeinanderfolgenden Störungen im gesamten europäischen Verbundnetz.“ Die Risiken, die solche Temperaturschwankungen für elektrische Systeme darstellen, seien in der Branche bekannt, heißt es in dem Artikel weiter, auch wenn Probleme dieses Ausmaßes nur selten auftreten.
Grönland meldet Probleme mit Kommunikationsnetz
Selbst auf der tausende Kilometer entfernten Arktis-Insel Grönland wird ein Ausfall des Kommunikationsnetzes mit dem Vorfall in Spanien in Verbindung gebracht. Sowohl Telefonate und SMS als auch die Nutzung des Internets seien am Montagabend in Teilen Grönlands nicht mehr möglich gewesen, teilte der örtliche Kommunikationsanbieter Tusass mit. Besonders stark betroffen waren demnach der Norden und der Süden Insel.
„Wir untersuchen, ob es einen Zusammenhang zu dem großen Elektrizitätsausfall in Spanien gibt“, erklärte Tusass weiter. Demnach wurde die „Verbindung zu unserer Ausrüstung in Maspalomas in Spanien“ unterbrochen, von der Grönland „bei der Versorgung der Kunden im Satellitengebiet stark abhängig“ sei.