Bilanzskandal
Anklage gegen Ex-Wirecard-Chef Braun erhoben – es drohen bis zu zehn Jahre Haft
Seit fast 20 Monaten in Untersuchungshaft: Der langjährige Wirecard-CEO weist alle Vorwürfe zurück, will Opfer statt Täter sein.
Düsseldorf, München. Die Staatsanwaltschaft München I hat nach Informationen des Handelsblatts Anklage gegen den ehemaligen Wirecard-Chef Markus Braun erhoben. Auf 480 Seiten beschuldigen die Ermittler ihn des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs, der Veruntreuung von Konzernvermögen, Bilanzfälschung sowie Manipulation des Wirecard-Aktienkurses. Mit Braun auf die Anklagebank sollen auch Oliver Bellenhaus, der einstige Statthalter Wirecards in Dubai, sowie Stephan von Erffa, der ehemalige Chefbuchhalter und Vizefinanzvorstand.
Den Männern drohen bis zu zehn Jahre Haft, sollte es zu einem Prozess und zu einer Verurteilung kommen. Die Staatsanwaltschaft reagierte auf eine Nachfrage zunächst nicht, ebenso die Verteidiger der Angeschuldigten.
So tief wie Markus Braun ist noch kein Chef eines Dax-Konzerns gefallen. Unter seiner Ägide – am Ende waren es fast zwei Jahrzehnte – stieg der einst unbedeutende Bezahldienstleister Wirecard zum wertvollsten deutschen Finanzkonzern auf. 2018 nahm die Deutsche Börse das Unternehmen aus Aschheim bei München in den Dax, die erste Börsenliga, auf. Braun wurde Milliardär.
Der Höhenflug dauerte bis zum Juni 2020. Dann stellte sich heraus, dass hinter der vermeintlichen Erfolgssaga ein milliardenschwerer Betrugsskandal steckt: 1,9 Milliarden Euro, ein Viertel der Bilanzsumme, fehlten – Wirecard rutschte in die Insolvenz, und Braun kam in Untersuchungshaft.