Die Behauptung

Die Theodor Haubach Schule in Hamburg feiert ausschließlich islamische Feiertage und unterdrückt gezielt christliche – ein „Beweis“ für die schleichende Islamisierung des öffentlichen Lebens.

Faktencheck

Falsch! Die vermeintlich einseitige Darstellung im Veranstaltungskalender der Schule beruhte auf einem technischen Problem. Christliche Feste werden sehr wohl gefeiert – das belegen Fotos, Berichte und Aussagen der Schulleitung eindeutig.

Kurz zum Sachverhalt:

  • Ein technischer Fehler im neuen Schulinformationssystem führte dazu, dass nur manuell eingegebene (nicht-christliche) Feste öffentlich sichtbar waren.
  • Christliche Feste wie Weihnachten und Ostern werden an der Schule gefeiert – dazu gibt es Berichte und Fotos auf der Website.
  • Die Behauptung, es seien nur islamische Feiertage aufgelistet, ist falsch – auch säkulare Feste wie Fasching und Nowruz wurden aufgelistet.

Fehler im Schulkalender wird zur Islamisierungsphantasie

Eine Grundschule gerät ins Visier rechter Medien – aus einem technischen Missverständnis wird ein „Kulturkampf“.

Der vermeintliche Skandal: Einseitiger Festkalender

„Kein Weihnachten, dafür Ramadan“ – mit dieser Empörung ging Mitte März eine Meldung eines Portals viral. Ziel: die Theodor Haubach Schule im Hamburger Stadtteil Altona. In deren Veranstaltungskalender fanden sich offenbar nur islamische Feiertage – von Weihnachten, Ostern oder Pfingsten keine Spur. Schnell machten Begriffe wie „Kalifat Haramburg“ und „schleichende Islamisierung“ in sozialen Netzwerken die Runde, vor allem in rechten Kommentarspalten.

Die Erzählung war einfach: Eine deutsche Grundschule unterdrückt christliche Feste zugunsten muslimischer – ein weiteres Puzzleteil im vermeintlichen „Großen Austausch“.

Doch die Geschichte hat einen Haken: Sie stimmt nicht.

Was wirklich geschah: Ein technisches Versehen


Die Realität auf der Webseite: Weihnachtswerkstatt und Kirchgänge

Ein Blick auf die Website der Schule hätte genügt, um das rechte Narrativ zu entkräften. Dort finden sich Berichte und Fotos von der „Weihnachtswerkstatt“, von Klassenbesuchen in der Kirche und von Osteraktionen. Schulleiterin Dagmar Solf: „Wir feiern gemeinsam Weihnachten und besuchen als Schulgemeinschaft eine Kulturkirche. Wir basteln, singen, schmücken – wie in allen Grundschulen.“

Islamische und andere nicht christliche Feste werden dagegen ergänzend im Rahmen interkultureller Bildungsprojekte thematisiert. Das entspricht schlicht dem Bildungsauftrag – nicht einem ideologischen Programm.

Kalender nachträglich korrigiert – und prompt neue Vorwürfe

Nach Bekanntwerden der Aufregung hat die Schule den Kalender nachgebessert. Die zuvor nicht sichtbaren Feiertage wurden ergänzt. Doch diese Korrektur nutzten rechte Kommentatoren prompt für die nächste Verdrehung: Nun wurde behauptet, die Falschmeldung sei absichtlich als Lüge dargestellt worden. Dabei hatte sich der Status der Seite nachweislich verändert – Screenshots zu verschiedenen Zeitpunkten belegen dies eindeutig.

Die Schulleitung bedauert, dass die eigentliche Ursache – ein banaler IT-Fehler – nicht hinterfragt, sondern sofort mit wütenden Schuldzuweisungen belegt wurde. „Wir hätten uns gewünscht, dass man zuerst mit uns Kontakt aufnimmt, statt uns zu diffamieren“, sagt Solf. Die Schule erhielt Beschimpfungen, Hassbotschaften – auch das ein Zeichen für die aggressive Stimmung, die solche Desinformationskampagnen auslösen können.

Fazit zum Thema

Was bleibt vom vermeintlichen Skandal um die Theodor Haubach Schule? Wenig – außer einem Lehrstück darüber, wie schnell Halbwissen, Framing und gezielte Auslassungen ein Feuer der Empörung entfachen können. Die Schule hat Fehler im Umgang mit dem neuen Informationssystem eingeräumt und korrigiert – aber daraus eine bewusste Islamisierung zu konstruieren, ist absurd.

Wer sich vor ideologischer Manipulation schützen will, sollte lernen, den zweiten Blick zu wagen. Denn oft ist der Skandal gar keiner – und die Schlagzeile nur ein Instrument in einem größeren Spiel.

Quelle: Tagesschau

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