Benko am Boden : Gläubiger wollen seine 500 Mio. schwere Privatstiftung knacken
Der Immobilienunternehmer René Benko sitzt in U-Haft. Er soll Investoren und Gläubiger betrogen haben. Gleichzeitig könnte ein Prozess in Innsbruck seinen Reichtum gefährden
Es ist ein ungewöhnlicher Prozess, der sich ab Donnerstag im Verhandlungssaal N-126 im ersten Stock des Landesgerichts Innsbruck abspielen wird. Eine Mutter wird sich dafür verantworten müssen, ihrem Sohn Geld ausbezahlt zu haben. Eine öffentlichkeitsscheue Kindergärtnerin in Pension, nicht einmal ein Foto findet sich von ihr.
Ihr Sohn verdient als Manager der Mantelfirma Laura Esser 2018 Eins GmbH 3800 Euro netto, muss davon aber 480 Euro abzwicken – für den Masseverwalter, denn er lebt in Privatkonkurs. Das hindert den Mann aber nicht daran, in einer Villa zu wohnen, exklusive Reisen zu unternehmen und der Jagd zu frönen. Seine Mutter soll ihm dafür das Geld geben. Unrechtmäßig und an seinen Gläubigern vorbei, sagen die Gläubigervertreter. Sie wollen Geld von ihm. Mehr als zwei Milliarden Euro. Von ihm, dem Einzelunternehmer René Benko. Kaufmännisches Wunderkind haben ihn seine Gönner genannt, oder auch Alpen-Oligarch. Alle kamen angelaufen, wenn er zum Hochamt der High Society einlud: dem Törggelen bei jungem Wein und harter Wurst. Auf 4,6 Milliarden Euro wurde sein Vermögen geschätzt. René Benko, 47, einstiger Immobilienmagnat, Schulabbrecher, aufgewachsen in bescheidenen Innsbrucker Verhältnissen. Gemeldet oberhalb Innsbrucks auf dem „Sonnenplateau“ in einer 60-Millionen-Euro-Villa mit unterirdischer Grotte, Personal und Sicherheitsdienst.
Sein derzeitiger Aufenthaltsort befindet sich in ebenso außergewöhnlicher Lage: im achten Wiener Gemeindebezirk an der Grenze zur Innenstadt. Die Aussicht ist eingeschränkt: Seit dem späten Nachmittag des 23. Jänner 2025 sitzt Benko in der Justizanstalt Josefstadt in U-Haft. 1004 Insassen, Einzelzelle, Videoüberwachung, Gemeinschaftsduschen. Die Zelle im Wiener Häf’n und die simple gerichtliche Amtsstube, die Geschichte der Mutter und des Sohnes, gehören zusammen.
Der Aufstieg und Fall des René Benko, diese Milliardenpleite eines einst europaweit vernetzten Immobilienkonzerns, ist eine klassische Tragödie. Nur hat die Realität sie geschrieben. Der erste Akt: wie ein Mann einen milliardenschweren Immobilienkonzern formte, an der Megalomanie scheiterte und pleiteging. Der dritte: die Katharsis, wenn es sie denn gibt. Wir befinden uns mitten im zweiten Akt. Auf dem dramatischen Höhepunkt.
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Dieser Artikel erschien am 28.01.2025 im FALTER 5/2025