Zweifel am Geschlecht

Brisante Gutachten im Fall der umstrittenen Olympia-Boxerin Khelif aufgetaucht

Von Frank Schneider
Veröffentlicht am 15.11.2024Lesedauer: 2 Minuten
Imane Khelif setzte sich im Finale in Paris im Weltergewicht gegen die chinesische Weltmeisterin Yang Liu durchQuelle: Getty Images/Annice Lyn

Die algerische Boxerin Imane Khelif zählte bei Olympia zu den umstrittensten Sportlerinnen. Es tobte eine Geschlechterdiskussion und Kontroverse um ihr Startrecht. Sie gewann Gold, aber nicht den Kampf gegen die Zweifel an ihrer Person. Zwei Gutachten liefern nun neuen Diskussionsstoff.

Sie gewann bei den Olympischen Spielen in Paris als „männliche“ Boxerin Gold im Frauen-Boxen – und sorgte damit für eine Riesen-Diskussion. Jetzt sind Indizien veröffentlicht worden, die belegen sollen, dass Imane Khelif aus Algerien doch ein Mann ist.

Das französischsprachige Recherchemagazin „Le correspondant“ nennt Details aus der Krankenakte der 25-Jährigen mit zwei medizinischen Gutachten aus dem Jahr 2023. Bei den Untersuchungen sei festgestellt worden, dass Khelif weder Eierstöcke noch eine Gebärmutter habe – dafür aber innen liegende Hoden, eine penisähnliche Klitoris und eine deformierte Vagina. Außerdem in dem Bericht: Die Eltern von Khelif seien möglicherweise blutsverwandt.

Zu diesem Ergebnis kommen laut Krankenakte gleich zwei Krankenhäuser: das Kremlin-Bicètre-Krankenhaus in Paris und das Mohamed-Lamine-Debaghine-Krankenhaus in Algier. Hinter den Untersuchungen stehen die Professoren Soumaya Fedala und Jacques Young.

Debatte um algerische Boxerin – „Es gibt viele Möglichkeiten, Geschlecht zu definieren“

Die Geschlechts-Diskussion um die Boxerin Khelif reißt nicht ab. Bei Olympia startet sie bei den Frauen, für die WM 2023 war sie gesperrt. „Möchte nicht in der Haut der Funktionäre stecken, die das entscheiden müssen“, sagt der Gynäkologe Thomas Strowitzki.

Sie stellen fest, dass bei Khelif ein sogenannter „5a-Reduktase-2-Mangel“ vorliegt. Das ist eine Geschlechtsentwicklung abseits der Norm, die nur bei biologischen Männern auftreten kann. Weil die Hoden innen liegen, werden Neugeborene oft als Mädchen erkannt. Allerdings setzt später eine männliche Pubertät ein, das Sexualhormon Testosteron wird vermehrt ausgeschüttet. In dem Bericht steht auch, dass Khelif an Depressionen leide und sich vor Olympia einer Hormontherapie unterzogen habe.

Donald Trump gehört zu prominentesten Kritikern

Die beiden Gutachten sind Teil von Khelifs Krankenakte. Das IOC ließ die Sportlerin dennoch bei den Olympischen Spielen in Paris antreten, berief sich auch das Geschlecht in Khelifs Pass. Dort wird sie als Frau ausgewiesen.

Ausgelöst hatte die Debatte die italienische Boxerin Angela Carini. Sie gab ihren Kampf gegen Khelif bei Olympia nach 46 Sekunden auf, verweigerte den Handschlag. Zu den prominentesten Kritikern in der Öffentlichkeit hatten US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump, Tesla-Milliardär Elon Musk und „Harry Potter“-Bestsellerautorin Joanne K. Rowling gezählt. Darauf reagierte Khelifs Anwalt mit einer Klage wegen schwerer Cyberbelästigung, die nach den Spielen in Frankreich eingereicht worden war.

Algerische Boxerin Imane Khelif holt Gold

Imane Khelif ist auch im Finalkampf nicht zu bezwingen. Gegen die Weltmeisterin Yang Liu aus China feiert die 25-jährige Algerierin den bislang größten Erfolg ihrer Karriere und krönt sich in der Gewichtsklasse bis 66 Kilogramm zur Olympiasiegerin.

Die Boxerin war bereits 2023 vom unter Korruptionsverdacht stehenden Boxverband IBA suspendiert worden. Die IBA hatte bei ihr einen Geschlechtstest durchgeführt, bei dem angeblich festgestellt worden war, dass sie sowohl ein X- als auch ein Y-Chromosom hat – normalerweise nur bei Männern üblich. Bei Olympia wird das Box-Turnier allerdings nicht von der IBA durchgeführt und Khelif durfte normal starten – und triumphieren.

Ob das IOC jetzt nachträglich eine Untersuchung einleitet und die Goldmedaille aberkennen wird, steht bisher nicht fest. Es gilt aber als unwahrscheinlich.


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KOMMENTARE (732)


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C
Veröffentlicht vor 2 Monaten | Eingereicht vor 2 Monaten
Wir werden bald eine Flut von Männern im Frauensport haben, wenn diese sich weibliche Vornamen in ihre Dokumente eintragen lassen. Man darf so etwas ja noch nicht einmal öffentlich anzweifeln, weil man sonst blechen muss. Dazu Männer in Damentoiletten, -umkleiden etc. Die Politik schüttet das Kind mit dem Bade aus. Anstatt dass einer winzigen Minderheit Rechte eingeräumt werden, die von einer großen Mehrheit (Männer) nach Laune ausgenutzt werden können, sollte eher Bahnbrechendes in die Wege geleitet werden, um Frauen vor Männergewalt zu schützen. Die Rede ist von Femiziden. Jeden zweiten Tag wird in Deutschland eine Frau getötet!
RS
Veröffentlicht vor 2 Monaten | Eingereicht vor 2 Monaten
Warum zur Hölle steht in der Überschrift der bei der Sachlage offensichtlich falsche Begriff BoxerIN?
FG
Veröffentlicht vor 2 Monaten | Eingereicht vor 2 Monaten
Ich dachte die ganze Zeit, es wäre klar, dass sie biologisch männlich ist und sich nur selbst als weiblich bezeichnet. Ich war deswegen die ganze Zeit voller Häme für jene welche sich so etwas wünschen und fördern. Das bin ich allerdings immer noch. Nicht weil ich was gegen Leute habe, die Probleme mit ihrem Geschlecht haben, sondern wegen ihrer äußerst dummen Förderer und Gesetzgeber, die zwar ständig das Wort Verantwortung in den Mund nehmen, aber genau gegenteilig handeln. Ich gehe davon aus, weil sie es nicht erfassen können.
PL
Veröffentlicht vor 2 Monaten | Eingereicht vor 2 Monaten
Na, immerhin ist die Eröffnungszeremonie jetzt passend. Passt doch prima zusammen. Ich lach mich kaputt, das hat sich natürlich keiner im Vorwege so ausdenken können - aber musste wohl so kommen, man hat diesen Weg eingeschlagen.. passt wie, äh, Faust auf Auge. Ich lach mich kaputt, geile Erkenntnis.
HV
Veröffentlicht vor 2 Monaten | Eingereicht vor 2 Monaten
@Jan B. Menschenverachtend – hier Frauen verachtend – ist lediglich das was sSe von sich geben und ihr wirklich dünner Manipulations-Versuch. Der Typ Imane Khelif ist Zumindest so sehr ein Mann dass er nichts im Frauensport verloren hat – keine Eierstöcke keine Gebärmutter innenliegende Hoden.. Ein vollkommen klarer Fall – weil keine Frau..!!
HV
Veröffentlicht vor 2 Monaten | Eingereicht vor 2 Monaten
Normalerweise nicht meine Ausdrucksweise aber das ist eine absolute Sauerei !! Und natürlich werden die schmierigen IOC Verantwortlichen und erst recht mal die Franzosen keinen Fehler zugeben
JH
Veröffentlicht vor 2 Monaten | Eingereicht vor 2 Monaten
Es gibt 3 Lösungen in dieser Situation: 1. Gehirn abstellen und Reisepass beachten. 2. Die World-Athletics-Vorschriften anwenden: Athletinnen mit "Differences in Sex Development“ müssen ihren Testosteron-Wert im Blut auf unter 2,5 Nanomol pro Liter senken. 3. Doping mit Testosteron für alle zulassen.
AF
Veröffentlicht vor 2 Monaten | Eingereicht vor 2 Monaten
Kann mir vielleicht mal jemand erklären, aus welchem Grund ihm die Medaille wohl nicht aberkannt wird? In meinem Kopf wäre das selbstverständlich, aber was weiß ich schon. 🤷‍♀️
15
SM
Veröffentlicht vor 2 Monaten | Eingereicht vor 2 Monaten
Ein Inzestkind die biologisch und äusserlich ein Mann ist..aha. Wieso zum Teufel steht in ihrem Pass dann das sie ne Frau ist?! Sind die Ärzte dahinten so dämlich das sie sie nur weil die Hoden innenlagen dachten sie wäre eine Frau?! Gut das ich nie vorhatte in Algerien zu urlauben. Falls einem da was passiert sollte man sich definitiv nicht behandeln lassen. Man verstauchte sich den Finger und kam ohne Beine zurück. Sorry. Ich kann das einfach nicht fassen. Der Olympische Gedanke wird durch solche Wesen und die Entscheidungen der Verantwortlichen vollkommen zerstört.
JB
Veröffentlicht vor 2 Monaten | Eingereicht vor 2 Monaten
Es ist so menschenverachtend, wie mit dieser Frau umgegangen wird - selbst die WELT sollte sich dafür schämen die Persönlichkeitsrechte eines Menschen so zu missachten, zumal derart unrechtmäßig "plötzlich aufgetauchte" Dokumente als unseriös zu bewerten sind. Mit dem Pressekodex und Menschenwürde hat das hier jedenfalls nichts mehr zu tun. Es werden hier die persönlichsten Dinge und medizinische Befunde eines Menschen seziert. Khelif ist eine Frau. Sie wurde als Frau geboren und ist als Frau aufgewachsen. So lange problemlos, bis die menschenfeindlichen Kräfte sie zum Objekt ihrer Hassprojektion und Hetze gemacht haben. Die meisten der Hassenden - natürlich überwiegend "Männer" - interessieren sich nicht mal für Frauenboxen und für das Wohlergehen von Frauen sowieso nicht. Es gibt nichts was es nichts gibt und wir sind alle keine binären Wesen. Geschlechtsspezifische biologische Merkmale sind mal mehr mal weniger ausgeprägt und es gibt Mischformen. Auch das sich Berufen auf den Chromosomensatz ist nicht eindeutig und zu eingeschränkt ist die Sichtweise, diesen als einzigen Faktor zu sehen, für die Zuordnung dessen was Menschen als die Identität des weiblichen und des männlichen Geschlechts. Den Begriff "biologischer Mann" wie im Artikel verwendet gibt es nicht - da beginnt schon die Manipulation. Es gibt Merkmale die als spezifisch weiblich oder männlich definiert wurden - in der Hauptsache sind dies Chromosomen und die daraus eventuell resultierenden Hormone, welche für die Entwicklung des Körpers zuständig sind. Aber spätestens bei den Hormonen fangen die binären Abweichungen bereits an, da diese häufiger als der Normalo denkt, eben nicht aufgrund der grundsätzlichen Ausprägung des Chromosomensatzes auch immer identisch vom Körper gebildet werden. Auch die Antwort der Körperzellen fällt nicht immer gleich aus. Hier mal ein paar Informationen zum Einstieg in das Thema: https://www.dw.com/de/mann-frau-beides-was-genau-ist-intersexualit%C3%A4t/a-41389331
AS
Veröffentlicht vor 2 Monaten | Eingereicht vor 2 Monaten
Es ist ein Mann. Grober Schnitzer schon im ersten Satz, den Rest hätten Sie sich sparen können.
18

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