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Auf See

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Yada wächst als Bürgerin einer schwimmenden Stadt in der Ostsee auf. Ihr Vater, ein libertärer Tech-Unternehmer, hat die Seestatt als Rettung vor dem Chaos entworfen, in dem die übrige Welt versinkt. In den Jahren seit ihrer Gründung ist der Glanz vergangen, Algen und Moos überwuchern die einst spiegelnden Flächen. Yadas Vater fürchtet, sie könne das Schicksal ihrer Mutter ereilen, die vor ihrem Tod an einer rätselhaften Krankheit litt. Und Yada macht eines Tages eine Entdeckung, die alles ins Wanken bringt. Klug, packend und visionär erzählt Theresia Enzensbergers großer Roman von den utopischen Versprechen neuer Gemeinschaften und dem Glück im Angesicht des Untergangs.

272 pages, Hardcover

Published August 22, 2022

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About the author

Theresia Enzensberger

3 books20 followers

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Community Reviews

5 stars
165 (13%)
4 stars
418 (34%)
3 stars
439 (36%)
2 stars
165 (13%)
1 star
28 (2%)
Displaying 1 - 30 of 138 reviews
Profile Image for Semjon.
697 reviews449 followers
September 26, 2022
„Theresia Enzensbergers großer Roman von den utopischen Versprechen neuer Gemeinschaften und dem Glück im Angesicht des Untergangs.“ So verspricht es der Verlag auf der Rückseite des Buchs. Der Untergang wird später in der Geschichte auch mehrmals als „Chaos auf dem Festland“ bezeichnet. Das klang in meinen Ohren nach Dystopie und Endzeitstimmung. Aber davon war in dem Roman nicht viel zu spüren. Alle Leserinnen und Leser, die gerne Dystopie lesen, werden wahrscheinlich enttäuscht sein nach der Lektüre. Denn in meinen Augen ist es in erster Linie die Entwicklungsgeschichte einer 17jährigen auf der Suche nach ihren Wurzeln in familiärer und in soziologischer Sicht und weniger eine gesellschaftskritische Auseinandersetzung mit den verschiedenen Formen des Zusammenlebens.

Frau Enzensberger ist auch Journalistin und das merkt man dem Buch sehr stark an. Von den drei Erzählsträngen Yada (die superkluge, nervige Teenagerin) und Hannah (wegen Spoilergefahr keine weitere Charakterisierung) gibt es auch die Archivkapitel, in denen Menschen beschrieben werden, die tatsächlich in der Vergangenheit ihre Utopien auf Inseln oder dem Meer auslebten. Diese sachbuchorientierte Schreibweise ist aber auch bei den fiktiven Erzählsträngen vordringlich. Es wird alles erzählt und beschrieben, wer was macht, wie wer war und was wer dachte. Da gibt es keine psychologische Tiefe oder ausgelebte, menschliche Konflikte. Und das auch in einem nölenden, selbstgerechten Ton, der immer mal wieder wieder in die Jugendsprache verfällt, was für mich aufgesetzt wirkte. Da geht man z.B. „lunchen“ ins Lieblingsrestaurant Ortmann in Berlin unterhält sich da über die „Orakelscheiße“ mit einem libertären Journalisten. Die Welt, die angeblich untergeht, hat also immer noch eine funktionierende Gastronomie, eine tatkräftige Regierung und (ich bin fast vom Glauben abgefallen) Geldautomaten. Yada landet in Lübeck (da kann der Meeresspiegel nicht weit gestiegen sein, wenn die Hansestadt noch steht) und fährt dann problemlos mit dem Zug dann Berlin (okay, das ist eine sehr unwahrscheinliche Utopie. Eine pünktliche Bahn. Man darf ja mal auch träumen dürfen). Die Autorin schaffte es einfach nicht, für mich eine klar umrissene Welt zu schaffen, weder wie es in Europa aussieht, noch wie die Utopie verwirklichende Seestatt in der Ostsee funktionierte, auf der Yada aufwuchs.

Ferner störte mich das inkonsequente Gendern. Einmal schreibt sie von Mitarbeitern, dann wieder von Mitarbeiterinnen, wenn sie die gesamte Belegschaft der Seestatt meint. Das zieht sich durchs ganze Buch und ich fragte mich ständig, warum jetzt hier so und da anders. Und abschließend noch eine Warnung: ich hatte es zuerst mit dem Hörbuch probiert, eingelesen von der Autorin. Ich habe noch nie ein Hörbuch gehört, das so schlecht und gelangweilt vorgetragen wurde. Mit dem Wechsel zum Lesen wurde es dann besser. Aber insgesamt blieb es für mich bis zum Ende unbefriedigend.
Profile Image for Elena.
915 reviews349 followers
September 6, 2022
Yada lebt auf einer schwimmenden Stadt, der sogenannten "Seestatt", in der Ostsee, gegründet von ihrem so libertären wie fanatischen Vater. Sie ist dort völlig abgeschnitten vom Rest der Welt, bekommt ein speziell auf sie zugeschnittenes Versorgungsprogramm mit Medikamenten, Unterricht, Mahlzeiten und sportlicher Betätigung - alles bestimmt von ihrem Vater. Der Rest der Welt stehe kurz vor dem Untergang, so ihr Vater. Doch was, wenn das gar nicht stimmt? Ausgelöst durch verschiedenste Zufälle beginnt Yada, ihr Leben auf der Seestatt zu hinterfragen.

Theresia Enzensbergers Roman "Auf See" ist klug, speziell und perfekt konstruiert. Sie erzählt von einer nicht genau datierten Version der Zukunft aus verschiedenen Blickwinkeln heraus: Dem von Yada aus der abgeschotteten Seestatt-Utopie und dem von Helena auf dem Festland, größtenteils in Berlin, die zu dokumentarischen Zwecken eine Sekte gründet. Dazwischen finden sich immer wieder Texteinschübe betitelt mit "Archiv", in denen die Autorin Informationen zu anderen, realen (gescheiterten) Utopien, Hintergründen zu Konzepten ähnlich der Seestatt sowie tatsächlich existierenden Sekten sammelt und in ihr Buch einstreut. Der Gedanke, wie viel Schaden toxische Männlichkeit sowie Neoliberalismus anrichten können und wie weitreichend die Folgen davon sind, lässt sich bei der Lektüre kaum ausblenden.

Ich war beim Lesen nicht nur begeistert von dieser wirklich ausgeklügelten, realitätsnahen (und erschreckenden!) Zukunftsvision, sondern auch von der riesigen Recherchearbeit, die Theresia Enzensberger vor dem Schreiben geleistet hat. "Auf See" ist Dystopie, Coming-Of-Age Roman und gesellschaftskritischer Text zugleich - habe ich richtig gerne gelesen und würde ich auch mit Vergnügen auf der Shortlist des Deutschen Buchpreis sehen!
Profile Image for Cule.Jule.
91 reviews82 followers
September 29, 2022
3,5 von 5 Sterne

Yada lebt zusammen mit ihrem Vater auf einer Insel vor Deutschland mit Namen Seestatt - ein Fluchtort vor dem Kollaps der Gesellschaft. Yada's Vater hat Seestatt vor Jahren entworfen und hofft auf ein unbeschwertes Leben zusammen mit seiner Tochter. Diese jedoch deckt nach und nach die Wahrheit über ihre Mutter auf und macht zusätzlich eine Entdeckung, die alles in Wanken bringt ...

Die ersten Seiten des Romans habe ich verschlungen, da mir der Schreibstil kombiniert mit der Atmosphäre und der Thematik sehr gefielen. Allerdings verlor ich zum zweiten Drittel des Buches mein Interesse. Ich hatte den Eindruck, dass die Autorin einerseits viele Themen abarbeiten wollte und andereseits die Geschichte stellenweise in meinen Augen zu sehr ausdehnte. Schade. Die Kapitel greifen die unterschiedlichen Perspektiven der einzelnen Protagonisten auf, was ich genauso, wie die Umsetzung und das Einbauen der Archiv-Einträge, interessant fand.

260 Seiten, die definitiv zum Austausch einladen und seine Leserschaft finden werden.
Profile Image for Anna Carina.
596 reviews226 followers
August 26, 2022
1,5 ⭐️ Musste nach unten korrigieren. Im Vergleich zu anderen 2 Sterne Büchern der letzten Wochen, fällt dies zurück.
Ein Buch, das „das Archiv“ nutzt, um wikipediaartige Einträge voll Wissen über dem Leser auszukübeln, das in der Romanhandlung ebenfalls von Fachwörtern, im ersten Drittel aus Medizin, Physiologie, Biologie und später aus anderen Bereichen strotzt. Ein Buch, das eine hochintelligente Protagonisten Yada vorführt, die bereits als kleines Kind schon voll das super Brain war und nur von den Besten der Besten Unterrichtet wird und an deren Wissen wir unbedingt überall teilhaben dürfen. Da das Buch den Kapitalismus, Neoliberalismus und libertäre Utopie bzw. anarchische Systeme aufgreift, dürfen natürlich die Buzzwords: Start-Up-Szene, Selbstbestimmung, Freiheit, Silicon Valley, Businessplan, Kryptowährung nicht fehlen.

Wer von Euch das Buch von Ulrich Pelzer Das bessere Leben gelesen hat, könnte den Eindruck haben, dass hier etwas ähnliches versucht wurde. Selbst die Begriffe Ordnung und Chaos greift sie gegen Ende des Buches auf. Es hätte eine große Kollage werden können, wie gesellschafts-politische Ausrichtungen ihre Utopie leben, welche Risiken dies birgt und was passiert, wenn diese aufeinander prallen.

Nein, das schafft sie bei weitem nicht. Das Buch liest sich auf dem Niveau eines YA Romans.
Show, don’t tell- dieses Prinzip kennt die Autorin nicht. Sie nimmt all dieses Wissen und lässt es an der Oberfläche im Raum stehen, lässt die Begriffe fallen und macht keine Geschichte draus. Lediglich der Erzählstrang um die Sekte wird ein klein wenig weiter ausgebaut und dient als Schaubild für die Anfälligkeit eines libertären Systems für Ideologen. Wobei ich diesen Part auch nur so mäßig geglückt fand. Nichts wird von all den Buzzwords weiter auserzählt.
„Sonderwirtschaftszone: ja da parkt man gerne sein Geld weg. Jo das wars, muss Euch reichen. Was sonst noch so passiert ist müsst ihr euch selber ausdenken“.
Die Romanhandlung selbst wird nur wegberichtet. Kratzt man den ganzen aufgeblasenen Fachjargon runter, bleibt für mich ein schlecht erzähltes Buch übrig, das sprachlich keine Besonderheiten aufweist und völlig beliebig daherkommt.
Für mich hat sich es nicht geschafft den Figuren Leben einzuhauchen.Fühlte sich wie nen kalter Fisch an. Zudem habe ich es als Hörbuch von ihr selbst eingesprochen gehört. Manche Autoren sollten das sein lassen.
Keine versteckten Ebenen, nichts was unter der Oberfläche brodelt, keine Verschachtelungen.
Herr Pelzer hat aus seinem Buch die reinste Schnitzeljagd gemacht. Das Buch war noch viel praller mit Wissen gefüllt, nur musste man sich das selbst erarbeiten.

Das Tempo des Buches hat mir ebenfalls nicht gefallen. Die erste Hälfte lässt sich sehr viel Zeit, verplempert diese nahezu. Die zweite Hälfte wirkt durch sehr schnelle kleine Zeitsprünge wie einzelne Episoden aneinander geklebt. Yadas und Helenes Vergangenheit wird mal eben fix erzählt, dann hat man eine tiefe Verbundenheit zu etwas aufgebaut, das überhaupt nicht plausibel erscheint, da die Autorin den Weg zu diesen Beziehungen nur ankratzt. Die Entwicklung von Yada und Helene ist für mich überhaupt nicht greifbar geworden. Es macht den Eindruck eines Entwurfes.

Insgesamt fand ich viele Elemente recht seltsam gewählt. Wie diese Orakel Sache. Das Buch bekommt natürlich schon etwas spezielles, wie es mit der Seestadt und den komischen Verflechtungen von Helene aufgezogen ist. Mein Geschmack war das jedoch nicht.

Ich bin tatsächlich etwas ratlos was das Buch nun letztendlich sagen wollte. Mir hat es weder eine neue Erkenntnis gebracht noch Lesevergnügen bereitet.
Profile Image for Ellinor.
647 reviews320 followers
September 21, 2022
Auf See hat mich aufgrund des Covers gleich angesprochen. Ich fand auch die Idee hinter der Geschichte zunächst recht interessant. Aber es blieb dann bei diesem "zunächst". Denn bereits nach ein paar Kapiteln verlor ich komplett das Interesse an dem Handlungsstrang um Helena. Mir war dabei vieles zu wirr. Yadas Geschichte sprach mich deutlich mehr an. Die zwischendurch eingeschobenen Archiv-Kapitel fand ich am Anfang etwas irritierend. Als mir dann aber ihr Sinn klar wurde, waren sie für mich fast interessanter als die eigentliche Handlung. Spätestens ab dem Zeitpunkt, als Yadas Leben eine rasante Wendung nimmt, bin ich jedoch komplett ausgestiegen und habe den Rest des Buches nur noch überflogen.
Für mich war das also der Satz mit X. Warum das Buch für den Deutschen Buchpreis nominiert ist, kann ich nicht nachvollziehen. Da mir dies aber bei vielen der nominierten Titel schon immer so ging, überrascht mich die allerdings auch nicht weiter.
Profile Image for Frederike.
182 reviews168 followers
September 7, 2022
Je ernster die wirtschaftliche Weltlage wird, je deutlicher die Zeichen des Klimawandels zutage treten, die Augen sich vor den Folgen, vor einer möglichen, unausweichlichen Zukunft nicht mehr verschließen lassen, desto mehr wünscht man sich einen Plan B herbei. Eine Möglichkeit, dem anthropogenen Untergang zu entkommen. Unglaublich klug und über allem das Menschliche, Weiche nicht verlierend, entwirft Theresia Enzensberger in „Auf See“ das Bild einer dem Untergang geweihten Seestatt, deren utopische Motivation allmählich zu einer Dystopie verfällt. Gebaut auf Geld und Einfluss, ist Vineta eine futuristische Art der Zweiklassengesellschaft: Während auf den Waben der Seestatt die überwiegend männliche, elitäre Neureiche und Wissenschaftler wohnen, treibt nebenher ein altes Kreuzfahrtschiff mit ausländischen Mitarbeiter*innen. Kinder gibt es auf der Seestatt nicht, sie sind Parasiten, wie Yadas Vater ihr einmal sagte. Freunde hat sie deswegen keine; sie wächst in einer sterilen, streng überwachten Umgebung auf, erhält wissenschaftlichen Unterricht via Videocall. Jeder Raum für Fantasie und Kreativität wird ihr unterbunden. Doch Yada nutzt jede Chance, die Allmacht ihres Vaters, seine Idee einer Utopie zu unterwandern und rebelliert. Enzensberger macht aus ihrer jungen Ich-Erzählerin eine Heroin, die für sich selbst einsteht, für ihre Zukunft, ihr Leben kämpft, die klug und gewitzt ist, gleichermaßen verletzlich wie zäh ist.

Aus einer auktorialen, etwas distanzierteren Perspektive hingegen tritt Helena auf den Plan. Ihr Leben ist eine andere Art der Dystopie, von den Zeichen der gesellschaftlichen Armut und neoliberalen Machthungers gezeichnet. Menschen leben auf den Straßen, in Autos, in Zelten, das Leben ist unbezahlbar, die Zukunft dunkelgrau. Während das World Building in Yadas Passagen großformatig, in bunten Farben und Details geschieht, liegt der Fokus in Helenas Passagen eher auf dem Innenleben der Protagonistin, auf ihrer Gegenwart und möglichen Zukunft. Nach und nach wird Helenas Charakter komplexer, mysteriöser, die Frage um ihre Vergangenheit lauter. Und die nach der Rolle des Archivs in ihrem Leben: Immer wieder lässt Enzensberger mosaikartig kurze, historische Texte zu Inseln, den Versuchen der Staatengründung und Landeroberung einfließen, deren Bezüge und Verknotungen mit den Handlungssträngen immer mehr zutage treten.

Die Klugheit, Komplexität und Sanftheit der Beschreibungen, die zugrundeliegende Gesellschaftskritik und die Einzigartigkeit der Idee haben mich gleichermaßen begeistert wie beschäftigt: Welche Zukunft wollen wir gemeinsam gestalten, wie wollen wir leben – ohne, dass Macht, Einfluss und Geld uns vorschreiben, wie wir es zu tun haben? Nicht immer fand ich mit Yada und Helena zusammen, war zwischenzeitlich genervt und fand den Plot stellenweise konstruiert und vorhersehbar, doch manchmal braucht man auch ein bisschen Zeit und Distanz, um das Gegenüber besser zu verstehen. Und so wirkte die Geschichte nach, veränderten sich meine Perspektive und die stürmische Seeluft tat ihr Übriges, mich wieder ins Boot zu ziehen.
Profile Image for books & sorcery.
335 reviews30 followers
December 17, 2023
Ich suche mir meist die Buchpreis-Bücher heraus, die mich thematisch oder sprachlich auf irgendeine Art und Weise interessieren. In Fall von “Auf See” von Theresia Enzensberger habe ich sofort aufgemerkt, als ich die Wörter Utopie, Dystopie und Climate Fiction gehört habe und siehe da - die Lektüre hat mir außerordentlich gut gefallen.

Wir begleiten Yada, die Tochter eines libertären Tech-Unternehmers, der eine Seestadt nach Seasteading-Art gebaut hat, um dem Chaos der Klimakatastrophe zu entgehen. Eine weitere Perspektive ist Helena, eine Berliner Künstlerin und äh, ehemalige Sektenanführerin.

Enzensbergers Hintergrund im Journalismus merkt man der direkten und präzisen Sprache an. Durch eingestreute Kapitel, die verschiedene Utopie-Versuche erörtern, hat es tatsächlich auch einen Sachbuch-Bezug. Vielleicht konnten die ganz großen Themen wie Neoliberalismus, Feminismus, Klassismus, Kolonialismus etc. etc. deswegen schön miteinander verquickt werden.

Ich finde, dass, wenn wir über z.B. Feminismus oder Antirassismus sprechen, viel zu selten dezidiert aufgedröselt wird, welche grundlegende Rolle Neoliberalismus - auch geschichtlich und ideologisch betrachtet - dabei spielt. Welche Zukunftsversionen werden hinsichtlich des Klimas - von wem und FÜR wen - entworfen? Die Denkmuster und Handlungen von Priviligierten (mit finanziellem sowie kulturellem Kapital) wurden durch unsere beiden Figuren Yada und Helena Stück für Stück aufgedeckt.

Das letzte Drittel hatte mich ein klein wenig verloren, denn sobald es “von See” aufs Festland ging, kamen noch weitere Schwerpunkte und Figuren dazu und während der Teil wichtig für den generellen Plot ist, hätte ich mir doch eine gewisse Konzentrierung auf das, was bis dahin aufgemacht wurde, gewünscht.

Trotzdem ein absolut lesenswerter Roman, der mir einige Zusammenhänge näherbringen konnte. Auf der Verlagsseite gibt es Material zum weiter recherchieren.

4,5 ⭐
Profile Image for Anni K. Mars.
375 reviews84 followers
September 6, 2022
Die Idee ist grandios und der Stil hat mir unglaublich gut gefallen. Ich hätte mir gewünscht, dass der Roman nicht so weit gegangen wäre, dass die Autorin weniger gewollt hätte. So wurden viele Themen nur angerissen und das Buch hat weniger Schlagkraft. Trotzdem lesenswert.
Profile Image for Melanie Schneider.
Author 23 books97 followers
October 24, 2022
Auf See von Theresia Enzenberger ist ein spannender Roman, der den schmalen Grad zwischen Utopie und Dystopie auslotet und dabei noch allerlei Kritik an Systemen einbringt, die gefährliche Ideen für Individuen ermöglichen.

Mir hat die Sprache und die Gedankenwelt der verschiedenen Protagonistinnen sehr gefallen, vor allem Yadas Kapitel sind für mich ein Highlight. Umso trauriger war ich über das erste Drittel des Romans, dass Yada eigentlich kaum eine Stimme bekommt. Doch als sich die Fäden immer mehr verbanden, ging es wieder aufwärts und ich bin sehr froh, diesen eindrücklichen Roman gelesen zu haben.
Profile Image for Wandaviolett.
414 reviews60 followers
August 25, 2022
Für junge Leser sicherlich spannender als für mich.
Kurzmeinung: Wenig Dystopie, aber rasant erzählt.

Ich könnte mir vorstellen, dass junge Leute diesen Roman ganz spannend finden, schon alleine deswegen, weil er ein dystopisches Setting hat. Allerdings spielt das Weltuntergangsszenarium nicht die große Rolle, die man sich erhofft hat. Weil man ja wissen will, wie die Welt untergeht, wenn sie denn schon untergehen muss. Wenn man davon absieht, ist die Story unterhaltsam.

Die blutjunge und vermutlich schöne Yada lebt isoliert auf einer Plattform in der Ostsee, genannt Seestatt. Sie lebt dort mit ihrem, allerdings häufig abwesenden, Vater, den sie verehrt. Mir ihr verehren und huldigen auch die wenigen anderen Bewohner von Seestatt dem Yadapaps, nicht nur, weil er Seestatt gründete, sondern weil er seinerzeit angetreten ist, mit der durch und durch recycelten und sich selbstversorgenden Seestatt ein Weltrettungsbeispiel zu geben. Allerdings, so stellt sich heraus, importiert man dann doch viele Waren vom Festland, manche geheim, so dass der Paps nicht auf sein Luxusessen verzichten muss, während die anderen Algenbrei mampfen müssen. Ja, richtig. Paps ist Anführer und Guru und Welterneuerer in einem. Und solche haben die Welt immer schon betrogen. Deshalb haben aufmerksame und desillusionierte Mitbegründer gemerkt, dass an dem Projekt schon lange der Wurm nagt und die besten Mitstreiter sind von Bord gegangen. Wann wird auch Yada merken, dass etwas nicht stimmt?

Fazit: Die süffig zu lesende Dystopie mündet in eine mehr oder weniger tragische Familienstory. Leider bleiben am Ende manche Fäden lose vom Floss baumeln. Dennoch liest sich die Episode flott und jüngere Leser werden sicherlich ihren Spaß haben an Yada und ihrem Erwachen.

Kategorie: Jugendliteratur. Dystopie
Verlag Hanser, 2022

Auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2022

Profile Image for Lillian.
231 reviews3 followers
October 10, 2022
Aufmerksam geworden bin ich auf dieses Buch durch den Deutschen Buchpreis, auf dessen Longlist es im August 2022 erschien. Vorher noch nie etwas von der Autorin gehört oder gelesen.
Mein Rating ergibt sich aus dem folgenden Statement, dass sich in aller Kürze auf das Buch bezieht: Gute Idee, netter Versuch, schlechte Umsetzung, falsches Marketing.
Hier etwas ausführlicher, was ich damit meine.
Gute Idee: Im Kern des Buches geht es um die Protagonistin Yada, die aus der Sekte ihres Vaters entkommen will, nachdem sie erkannt hat, dass sie nicht nur jahrelang belogen, sondern auch ohne ihr wissen unter Drogen gesetzt wurde. Ihrer Flucht entgegengestellt, wird auch die Geschichte ihrer Mutter erzählt, die versucht erneut Kontrolle bzw. Zugang zu einer anderen Sekte zu bekommen. Mich hat dieses Konzept sehr fasziniert. Über Sekten habe ich bislang nur wenige Bücher gelesen, keines hatte die Sekte im Zentrum der Geschichte. Hinsichtlich der grundliegenden Handlung hat mich der Roman sehr angesprochen, da er die Themen Survival, Geheimnisse, Betrug und Coming of Age versprach.
Netter Versuch: In abwechselnden Kapiteln erzählen Yada und ihre Mutter von ihrem Leben und ihrem Handeln. Unterbrochen wird dieser Rhythmus alle paar Kapitel von sogenannten „Archiv“-Kapiteln. In diesen, fasst die Autorin sachlich, je eine historische Begebenheit zusammen, die mit der Thematik „Sekte“ zu tun hat. Von Scientology über Kolonialismus und Neoloberalismus ist da alles dabei. Den Bezug zur fiktiven Handlung müssen sich die Lesenden selbst erschließen, denn bis auf die Erwähnung, dass dieses Archivmaterial irgendwann mal von der Mutter gesammelt wurde, gibt es keinen direkten Bezug auf die gerade geschehende Handlung. Die Figuren beziehen sich nicht auf das Archivmaterial, erwähnen es nicht. Man könnte die Archivkapitel beliebig durchtauschen und in der Reihenfolge lesen, wie man gerade will. Dieser Mix aus berichtendem und erzählendem Stil ist interessant, wird aber, nachdem man erkannt hat, wie unabhängig die Kapitel voneinander sind, eher langweilig. Mich haben die Archiv-Kapitel zwar interessiert, aber ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, als würden sie der Handlung Platz wegnehmen. Als würde ich auf die Geschichten von Yada und ihrer Mutter verzichten müssen, um mir Wikipedia-Artikel durchzulesen, die einem empfohlen werden, wenn man das Wort „Sekte“ googelt.
Schlechte Umsetzung: Der Roman hat, bis auf das Ende, so gut wie keine gesprochene Sprache. Alles findet entweder in den Gedanken der Figuren statt oder in geraffter Erzählweise durch die Sicht einer erzählenden Instanz. Ganze Jahre werden da vorgespult und in wenigen Sätzen mal eben für den Lesenden zusammengefasst. Wie Yada aufgewachsen ist, wie der Alltag auf der Seestadt abläuft, die dort lebenden Personen. All das wird im Vorbeigehen mal eben angesprochen. Ich hatte buchstäblich das Gefühl ich wurde beim Lesen an die Hand genommen und lief mit der Autorin an ihrer Handlung im Joggen vorbei, während sie auf die Figuren und die Ereignisse deutete und mit kurzen Sätzen eine oberflächliche Beschreibung lieferte. So viele Andeutungen, Handlungsstränge und Gespräche wurden entweder nur angerissen oder gänzlich aufgegeben. Von der Geschichte der Seestadt, über den militanten Nachfolger der Mutter bei ihrer Sekte und die Liebesbeziehung von Yada. Bestes Beispiel ist vielleicht die Flucht von der Seestadt auf das Festland. Diese ist in wenigen Seiten abgehakt, bricht im entscheidenden Moment ab und wird dann liegen gelassen. Dichte Beschreibung oder situatives Schreiben Fehlanzeige. Für mich wirklich schade, denn gerade an Passagen wie dieser, wird doch die Entwicklung einer Figur so deutlich. So viel lässt sich über die erzählte Welt sagen und dann wird es einfach ausgelassen.
Falsches Marketing (Informationsstand August 2022): Weder auf der Seite des deutschen Buchpreises noch auf der des Verlages oder auf dem Buch selbst finden sich Hinweise darauf, dass es in dem Roman vorrangig um Sekten und das Leben in und außerhalb von ihnen geht. Stattdessen habe ich das Buch gekauft und gelesen in dem Glauben, dass es um eine postapokalyptische Welt geht. Einen Überlebenskampf und eine kleine Gruppe Personen, die sich gegenseitig manipulieren. Sicher, all diese Punkte werden im Buch letztendlich angesprochen. Aber halt nur nebenbei, an wenigen Stellen und sind für die eigentliche Handlung und den Schwerpunkt des Buches unerheblich. Vielleicht, mit viel Fantasie, kann man diese Themen im Text finden und sich einreden, dass unterschwellig ja doch über alles irgendwie geredet wird. Ja gut, aber dann könnte ich auch „Der Herr der Ringe“ nehmen und es stattdessen bewerben als: Unerwartetes Arbeitsaufkommen verhindert Postzustellung und führt im Allgemeinen Durcheinander dazu, dass ein Mann und eine Frau mit den Widrigkeiten eines aufstrebenden Konzerns zu kämpfen haben und ihre Liebe auf die Probe stellt. Oder noch besser: Geklautes Besteck führt zu Konflikten in einer Gemeinde, der Abholzung eines Waldes und kann nur durch Massenmord gelöst werden. Und selbst dann hätte ich mich immer noch mehr an den tatsächlichen Inhalt gehalten als diejenigen, die „Auf See“ beworben haben.

Alles in allem war das Buch für mich eine Enttäuschung. Über große Strecken war ich gelangweilt, verstand nicht, wieso die Autorin sich nicht die Zeit nahm, die Charaktere auszuarbeiten oder uns an ihrem Schicksal teilhaben zu lassen. Ich hatte den Eindruck nicht einen fertigen Text zu lesen, sondern die erste Fassung eines Manuskriptes, in dem die schreibende Person erstmal die Handlung in groben Zügen als Überblick darstellt.

Dieses Buch ist für Lesende, die folgendes mögen:
- Wenig Dialoge
- Viele (teilweise unerklärliche) Zeitsprünge
- Wechselnde Perspektive
- Berichtende und Erzählende Passagen
- Sekten
- Eine Menge Nebenhandlungen
- Kein Happy End

Ich hoffe das Buch findet Leser und Leserinnen, die ihm mehr abgewinnen können als ich.
Profile Image for Ingrid.
90 reviews
August 17, 2022
Seestatt

Zwei völlig verschiedene Charaktere: Yada und Helena. Yada lebt auf einer künstlich geschaffenen Insel vor Deutschland, die mittlerweile schon in die Jahre gekommen und abgelebt wirkt. Einst als Schutz vorm Chaos der Welt wird die Insel nun von Algen überwuchert und vereinsamt zunehmend. Eine Insel mitten im Meer, weit weg von staatlichen Regeln und Steuern. Yada wurde von ihrem Vater dorthin gebracht, mit guten Absichten, sie vor der restlichen Welt abzuschotten und zu schützen. Doch Yada ist Wissenschaftlerin und sie fängt immer mehr an, gewisse Dinge zu hinterfragen. So ist ihre Mutter an einer seltsamen Krankheit gestorben und bei Yada zeigen sich ähnliche Symptome, wie zum Beginn dieser Erkrankung. Yada lebt ihr fast schon naives Leben in der Seestatt, bis sie drauf kommt, dass alles gar nicht so scheint, wie es ursprünglich geplant war. Lange war sie der Meinung, Seestatt ist nur deswegen so herunter gekommen, weil das Konzept von Anfang an nicht richtig umgesetzt wurde. Aber war es wirklich so? Und was hat es mit den vielen Vitamintabletten auf sich, die sie täglich nehmen muss? Nicht nur hier gibt es für die Protagonistin ein Aufwachen, sondern auch bezüglich ihrer sexuellen Orientierung und ihrer Einstellung zur gesamten Welt. Auf der anderen Seite gibt es die sozialkritische und durchaus provokante Helena, eine Künstlerin, die durch ihr Verhalten völlig unfreiwillig zur Influencerin der Nation wurde. Die jungen Menschen fliegen nur so auf sie, obwohl sie sich schon lange aus der Welt von Social Media abgewendet hat. Egal, was sie macht, es wird dokumentiert. Ihre Kleidung, ihre Anwesenheit in der Welt, sowie ihre Abwesenheit. In sämtliche Schritte ihres Lebens wird etwas von der Community hinein interpretiert.

Ich habe mit „Auf See“ das erste Buch von Theresia Enzensberger gelesen. Dystopien haben mich schon lange fasziniert und dementsprechend viele habe ich auch schon gelesen. Hier haben wir es aber nicht einem typischen Jugendroman und dem entsprechenden Schreibstil zu tun. Der Roman ist in Anbetracht der derzeitigen weltpolitischen Lage berechtigt sehr gesellschaftskritisch geschrieben. Die Erzählstränge der beiden Protagonistinnen bleiben lange Zeit getrennt und somit bleibt lange unklar, was die beiden überhaupt miteinander zu tun haben. Genauso wenig erschließt sich einem anfangs der Zusammenhang zu den Geschichten aus dem Archiv, die immer wieder dazwischen gestreut werden. Diese Zwischensequenzen sind äußerst gut recherchiert, so erfährt man viel Interessantes über beispielsweise den korrupten Phosphatabbau auf Nauru, oder die Gründung der Scientology-Sekte. Das Buch ist eher anspruchsvolle Literatur, die zum Nachdenken anregt, aber auch genug Spielraum für eigene Interpretationen offen lässt. Die wechselnden Erzählstränge haben mir gut gefallen. Wer eine typische Dystopie im bekannten Stil erwartet, ist hier allerdings fehl am Platz. Natürlich spielt die Geschichte in einer weit, oder gar nicht so weit entfernten Zukunft, allerdings stehen gesellschaftspolitische und sozialkritische Themen im Vordergrund. Insgesamt ist der Roman zwar lesenswert, die Geschichte hinter den beiden Charakteren wirkt allerdings phasenweise etwas abgeflacht und fahl, daher gibt es von mir keine volle Punkteanzahl.
Profile Image for laleliest.
367 reviews63 followers
April 3, 2023
Yada lebt auf der Seestatt. Ein Projekt, das ihr Vater vor zehn Jahren ins Leben gerufen hat. Aufgrund des Klimawandels und der damit einhergehenden Natur- aber auch sozioökonomischen Katastrophen, sah sich ihr Vater gezwungen, eine schwimmende, selbstversorgende Stadt zur errichten. Doch nach und nach zweifelt Yada die Geschehnisse und Unstimmigkeiten an und schmiedet einen Plan. Parallel zur Yadas Handlungen lernen wir Helena kennen, die sich aus der sozialen Öffentlichkeit herausgezogen hat und dadurch erst wirklich Aufmerksamkeit erhält. Sie ist Künstlerin und hält sich über ihre Vergangenheit eher bedeckt…

Dieser Roman überschwemmte (erkennt ihr den Wortwitz?) letztes Jahr Bookstagram, nicht nur Aufgrund der Longlist des Deutschen Buchpreises. Theresia Enzensberger hat eine gar nicht zu unrealistische Dystopie geschrieben, die sich besonders mit den aktuellen Ereignissen bezogen auf den Klimawandel auseinandersetzt. Auch Themen wie Klassismus und Chancengleichheit spielen hier eine große Rolle. Das Buch ließ sich schnell und angenehm lesen. Es wird gleich zu Beginn eine Spannung aufgebaut, die ab der Hälfte ihren Höhepunkt erreicht und zum Ende dennoch nicht abflacht. Yada als Protagonistin hat mir gut gefallen, wobei Helena für mich leider etwas blass blieb. Für mich war es ein wunderbares Buch für Zwischendurch, welches eine unterschwellige Portion Gesellschaftskritik mitbringt. Daher kann ich es wärmstens empfehlen, falls ihr es nicht sowieso schon gelesen haben solltet 🌊
Profile Image for Gorana.
52 reviews8 followers
September 11, 2022
Geschichten, die Dystopien, Zeitreisen, Zeitschleifen oder Multiversen beinhalten, sind genau meins. Ich mag aber auch Coming of Age und ich verschlinge jedes Buch, das mich in Bezug auf Feminismus weiterbildet. Warum ich euch das erzähle? Damit ihr besser nachfühlen könnt warum ich „Auf See“ von Theresia Enzensberger so sehr mag.

Die Welt, in der die Geschichte von „Auf See“ spielt, ist eine Dystopie. Die Protagonistin erlebt quasi ihr Coming of Age, und das Ganze kann man auf mehreren Ebenen als feministisches Werk bezeichnen. Yada ist 17 und auf „Seestatt“, einer schwimmenden Stadt in der deutschen Ostsee, aufgewachsen. Sie weiß nur das, was ihr Vater sie wissen lässt, und das ist unter anderem die Tatsache, dass die Welt im Chaos versinkt und Seestatt der letzte noch heile Ort ist. Laut Yadas Vater ist ihre Mutter gestorben und litt zudem zeit ihres Lebens an einer psychischen Krankheit, an der Yada eventuell auch erkranken könnte. Als sie merkt, dass das, was sie bisher für die Wahrheit gehalten hat, nicht ganz der Realität entspricht, macht sie sich auf die Suche nach der Wahrheit und ihrer Mutter.

Dieses Buch ist definitiv neben „New York Ghost“, mein Highlight des Jahres. Das, was das Buch für mich aus der Masse herausstechen lässt, sind die Archiv-Einträge, die in die Geschichte gehören und aber auch über echte Ereignisse erzählen, die die Autorin zu dieser Geschichte inspiriert haben. Auch die Dystopie um Yada und ihr Leben ist spannend, interessant und anders. Es muss nicht immer eine post-apokalyptische Dystopie sein, es darf auch mal eine sein, die durchaus möglich ist und die gar nicht so weit weg und gar nicht so unrealistisch zu sein scheint.

Wie ich schon in der Story erwähnt hatte, lest es, genießt es. Ihr werdet daraus lernen, viel darüber nachdenken und es so schnell nicht vergessen. Ein echtes Highlight.

Last but not least, ein großes Kompliment an die Cover-Gestaltung und Buchcover Gestaltung ist ja, wie ihr wisst, womit ich mein Geld verdiene. Es ist nicht nur optisch sehr ansprechend, das Bild von Frank Kelly Freas, der ein Science-Fiction- und Fantasykünstler war, passt auch perfekt zum Inhalt. Man sieht, da hat man sich viel Mühe gegeben.
Profile Image for herrzett.
99 reviews6 followers
October 4, 2022
Roman | "Auf See" liegt die Zukunft oder doch das Ende aller Utopien?

"Auf See" von Theresia Enzensberger ist ein fast schon Sciencefiction-artiger Roman, in dessen Zentrum sich vieles um eine Stadt der Zukunft, mitten auf dem Meer dreht. Eine neue Gesellschaftsordnung, ein neues, geschütztes Leben und gleichzeitig Unabhängigkeit soll sie bieten. Als ein "beispielhaftes grünes Pilotprojekt, mit dem der deutsche Staat innovative Strategien zum nachhaltigen Leben und Wirtschaften angesichts des ansteigenden Meeresspiegels und anderer drohender Umweltkatastrophen erproben konnte.", das durch private Investitionen gestützt, an einen riesigen Offshore-Windpark gekoppelt, mit zwei Dock- und Essensstationen, einer hochkomplexen Entsorgungsstation, einem riesigen Wellenbrecher und von hochkarätigen Wissenschaftlerinnen, Medizinern und Co betrieben wurde. Vineta - Ein eigener Inselstaat mitten auf dem Meer. Eine faszinierende, sowie irgendwie auch beängstigende Vorstellung, doch was tun, wenn die Welt wirklich einmal im Chaos versinkt?

"Es waren Zukunftspläne aus der Vergangenheit [...] Einen geschlossenen Kreislauf hatten sie schaffen wollen, von der Versorgung mit selbstgewonnenen Nahrungsmitteln bis hin zur produktiven Verwertung von Abfällen. Ihr Zeitplan hatte vorgesehen, schon nach fünf Jahren die notwendigen technologischen Fortschritte gemacht zu haben, um autark auf hoher See leben zu können, unabhängig von der jeweiligen Festlandregierung. [...] [Doch] Statt diesen großen Visionen zu folgen, dümpelten wir immer noch vor der Küste herum, ernährten uns durch teure Lieferungen vom Festland und warteten auf Tag X."

Anhand zweier unterschiedlicher Leben lernen wir nun Abhängigkeiten, Hierarchien und Gesellschaftsordnungen, sowie den sehr individuellen Wunsch nach Freiheit und Rückzug kennen. Helena Harold, das Orakel, wie sie von vielen Anhängern bezeichnet wird, ist Teil eines Kollektivs, Künstlerin und lebt in Berlin. Aufgrund einiger erfundener Aussagen, was die Zukunft betrifft und die, zur Überraschung aller, tatsächlich auch eintraten, machte sie sich einen Namen und versammelte viele Menschen um sich. Doch Helena fühlt sich immer mehr überfordert, depressiv, versucht sich rauszuziehen und eine neue Freiheit zu finden. Für die Menschen ist sie und die Orte an denen sie gesichtet wird so etwas wie ein Kult geworden. Aber es gibt ihr nicht nur wohlgesonnene Menschen, Arthur möchte sie aus dem Kollektiv drängen, die Rolle des Anführers übernehmen, die Sekte leiten und Helenas Glaubwürdigkeit infrage stellen.

Und dann ist da Yada, die seit einem Jahrzehnt auf einer Insel in der Ostsee lebt. Ein aus vierzig Waben erbauter Komplex, der sie, ausgewählte Bewohner*innen und die unzähligen Arbeiter*innen vor der von Chaos beherrschten Welt schützen soll. Oder auch überwachen, Kameras sind keine Seltenheit, der Tag wird strikt durch Uhrzeiten und Pläne bestimmt und auch ein Psychologe soll Yada betreuen. Doch Yada wird erwachsen. Sie stellt Fragen, sie fühlt sich eingeengt, möchte die Welt und damit auch die Freiheit kennenlernen. Und gleichzeitig hat sie Angst, dass sie die gleiche, rätselhafte Krankheit zu bekommen, wie schon ihre Mutter, die vor Jahren ums Leben kam. Neuerdings schlafwandelt Yada in der Nacht, wacht morgens mit blauen Flecken wieder auf. Einzig die Überwachungskameras können ihr Auskunft über ihre nächtlichen Ausflüge geben, doch dann macht sie Entdeckungen, die ihr Leben, aber auch das, was ihr Vater alles sagte, ins Wanken bringen...

"Aber es hat sich doch alles geändert. Mein Vater sagt, die Welt, die ich kannte, existiert nicht mehr. Alles zerstört. Die sozialen Unruhen, die Naturkatastrophen, die Epidemien - [...] Ich dachte, der Staat ist längst zusammengebrochen? Mein Vater sagt, Überregulation und Kollektivismus führen zwangsläufig dazu, dass ein Staat scheitert."

Scheitern ist dabei auch so ein großes Stichwort. Untermalt werden beide Handlungsstränge nämlich von Berichten über Utopien und gescheiterte Träume der Menschheit. An sich beschäftigt sich Enzensberger in ihrem Roman mit diesen sehr großen Fragen der Zukunft und DER einen, wenn nicht sogar für viele heutzutage schon sehr elementaren Frage: "Wie geht es weiter, wenn Umweltkatastrophen das Leben an Land nicht mehr lebenswert machen?". Gäbe es dann wie in diesem Roman von Menschenhand erbaute Inseln auf dem Meer? Und wie würde das Zusammenleben dort aussehen? Könnte man überhaupt eine neue Gesellschaftsordnung ohne Hierarchien erschaffen oder gäbe es nach wie vor dieses Macht- und Abhängigkeitsgefüge. Wie wollen wir überhaupt leben? Doch egal wie man nun denken mag, die ultimative, für alle Menschen optimale Lösung zu finden, ist gar nicht so einfach, vielleicht sogar unmöglich.
Und so deutet auch "Auf See" auf das Ende aller möglichen Utopien (der Geschichte) hin, schon alleine weil alles vollkommen subjektiv ist und Leben für jede*n etwas anderes bedeutet und jede*r andere Ziele hat - dafür kann man in diesem Roman wirklich sehr viele Beispiele finden. Auch dass die persönliche Wahrnehmung oftmals dramatisch eingeschränkt ist, bis man sich nach außen hin öffnet, was gleichzeitig den Zerfall der eigenen Lebensvorstellung fördern kann. Alles bedingt einander, Faszination und Zufall kann zur Anbetung einzelner Personen führen, falsche Entscheidungen zu ungewollten Abhängigkeiten, Macht und Geld zu einem Status, der gehalten werden möchte und ständig neu erkämpft werden muss und nur mit einem wirklichen Plan, scheinen Systeme einer Gesellschaft und Zusammenlebens tragbar und selbst dann wird es noch immer Unterschiede zwischen den Menschen geben.
Dieser Roman zeigt das nahe Bild einer Zukunft, mit sehr dystopischen Zügen, was ihn nicht nur aktuell macht, sondern auch faszinierend. Und doch kratzt Theresia Enzensberger nur an den unzähligen Themenkomplexen und geht nirgends wirklich in die Tiefe. Selbst der Plot scheint wenig von Spannung getrieben, die Geschichte plätschert dahin, mögliche Höhepunkte, werden beinahe in einzelnen Nebensätzen abgearbeitet. So wie z.B. eine der Protagonistinnen aus der ihr bekannten Lebenswelt fliehen möchte und das scheinbar binnen kürzester Zeit und ohne jegliche Mühe machbar ist. Schon verblüffend und gleichzeitig stellt man sich die Frage, worauf Enzensberger den Fokus richtet... der Kampf um die Freiheit kann es schon mal nicht sein, auch wenn er in den 3-5 geschilderten, verschiedenen Lebenswelten immer wieder stattfindet, mal mit mehr Überwachung und Angst, mal mit weniger. Auch die Herauskristalisierung eines Anführers oder die Entstehung einer Sekte (ein, wie ich finde, sehr spannendes Thema) kommt in dem Roman leider auch viel zu kurz. Und das persönliche Innenleben, der Protagonistinnen und ihre Ansichten, Wünsche und Träume... nun ja. Gefühlt ist es eine sehr bunte Mischung aus Möglichkeiten, die mit etwas mehr Umfang und Tiefe diesen Roman zu einer sehr faszinierenden und aufrüttelnden Lektüre in Sachen Gesellschaftssysteme und Zusammenleben hätten machen können, so ist es allerdings ein äußerlich recht schöner, aber sonst eher an der Oberfläche dahinplätschernder Roman mit viel verschenktem Potenzial, so wie dann auch das in ihm geschilderte Gebilde auf hoher See.
Profile Image for Sebastian.
79 reviews4 followers
September 2, 2022
Ich kann mich nicht daran erinnern, wann mich die Gestaltung und das Cover eines Buches zuletzt derart in seinen Bann gezogen hat. Sofort weckte es in mir Assoziationen zu alten Science-Fiction Klassikern und traf damit ins Schwarze. Voller Vorfreude begann ich also zu lesen – musste aber schnell feststellen, dass meine Erwartungen ins Leere laufen. Von der erhofften Science-Fiction Dystopie hat die erzählte Geschichte jedenfalls nichts.

Der Roman wechselt zunächst zwischen den beiden Protagonistinnen Yada und Helena. Yada lebt auf einer künstlichen, von ihrem Vater entworfenen Insel vor Deutschland. Bei den Bewohnern der Insel handelt es sich um Anhänger von Yadas Vater, die als eine sich selbst versorgende Gesellschaft Zuflucht vor dem nicht näher definierten Chaos auf dem Festland sucht. Die zweite Protagonistin Helena ist eine Künstlerin und Sektenführerin, die im Berlin der nicht genau datierten Zukunft ihrem extravaganten Lebensstil nachgeht. Zwischendurch werden immer wieder Kapitel mit der Überschrift Archiv eingestreut, in denen die Autorin verschiedene historische Versuche von gesellschaftlichen Utopien beschreibt. Gegen Ende des Romans geraten auch andere Charaktere in den Fokus.

Die Charaktere der Handlung wirken unglaubwürdig, teilweise unsympathisch klischeehaft. Tiefe sucht man vergeblich. Die Handlung hinterlässt ein großes Fragezeichen, plätschert zu Beginn sehr langsam vor sich hin, ohne viel Inhalt zu überbringen. Gegen Ende steigert sich das Erzähltempo deutlich. Die zwischengeschobenen Archiv-Kapitel lesen sich wie Wikipedia-Artikel, die keinen positiven Beitrag zum Lesevergnügen leisten. Beim Lesen wird deutlich, dass sich die Autorin einen hohen intellektuellen Anspruch auferlegt hat, sprachlich und inhaltlich wirkt das Buch eher beliebig.

Die großen Hoffnungen, die die Covergestaltung in mir geweckt hat, einen spannenden dystopischen Roman vor mir zu haben, der mich in ein verwüstetes Deutschland der Zukunft entführt, wurden leider enttäuscht. Auch unabhängig von meinen Erwartungen konnte mich das Gelesene zu keinem Zeitpunkt überzeugen. Weder Schauplätze, Protagonistinnen noch Handlung wirkten immersiv oder machten Lust auf mehr. Leider keine Leseempfehlung! Da mich jedoch die Covergestaltung nach wie vor entzückt gibt es 2 von 5 Sternen.
141 reviews1 follower
January 24, 2024
Wann fängt Dystopie an?

(10/10 Ende)(Hörbuch absolute nicht-Empfehlung! Im Schrank mit Toaster aufgenommen und von der Autorin gelesen - hier wäre eine profesionelle Sprecherin die bessere Wahl gewesen)
Profile Image for Siffi Woi.
23 reviews
June 12, 2024
Wilder Mix aus Sachbuch und Roman, ich fand’s zuppa, abgesehen vom mega geielen Cover hat mich auch der Rest abgeholt. 10/10 oder halt 5 Sterne ne 🥂
Profile Image for Nathalie Prat.
13 reviews1 follower
July 17, 2024
Ich fand das Buch total spannend und habe es regelrecht verschlungen. Die parallelen Geschichten, die sich dann aber vereinen haben mich echt abgeholt. Das Ende fand ich aber sehr überstürzt und ich habe es irgendwie aich nicht richtig verstanden.
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Profile Image for Alex Matzkeit.
332 reviews32 followers
July 15, 2023
Ich fand "Auf See" vor allem irgendwie unausgewogen (wie einige Bücher, die in bestimmten Internetbubbles gehypt werden). Einige Aspekte fand ich super, insbesondere Yadas Perspektive und insbesondere den Teil der Handlung, in dem sie in die Festlandswelt zurückkehrt und Erwartung und (gut und subtil geschilderte) Realität aufeinandertreffen. Helenas Erzählstrang hingegen erschien mir relativ überflüssig für den Rest des Buchs, die Figur ist als Persönlichkeit sehr dünn und viele der absurden Dinge, die in ihrer Vergangenheit passiert sind, schienen eher Sachen zu sein, die die Autorin als Idee einfach lustig fand, als etwas, was sie erforschen wollte. Aus dieser Mixtur ist es kein Wunder, dass das Ende dann einfach irgendwie ausläuft. Eigentlich hat das Buch in seinem letzten Drittel keine Richtung mehr, in die es steuert. Tja, schade. Die Sachbuch-Einwürfe fand ich einen interessanten Formatbruch, aber sie trugen durchaus auch zum allgemeinen Gefühl von Beliebigkeit bei.
Profile Image for Ana.
558 reviews
February 21, 2024
Ich hatte keinerlei Erwartung oder Vorstellung von dieser Geschichte.
Dystophische Geschichten lese ich sehr gerne, dennoch hatte ich etwas Mühe mit diesem Buch.
Die Autorin erzählt die Geschichte aus mehreren Perspektiven, mit Zeitsprüngen und unterbrochen durch "Artikel" in welchen sie Fakten über vergangene Versuche eigene Staaten zu gründen dokumentiert.
Genau diese eingestreuten Daten/Fakten haben mich fasziniert und motiviert das Buch weiterzulesen.
Die Geschichte drumherum ist zwar spannend wird aber in einem doch sehr nüchternen Ton, wie ein Dokumentarfilm anmutend, erzählt.
Dies hat mich nicht dazu gebracht, die Geschichte zu fühlen und es wirkt hölzern.
Profile Image for Katrin.
76 reviews16 followers
August 26, 2022
Deutschland in naher Zukunft. Die fast 18-jährige Yada lebt isoliert und mit streng durchgetaktetem Tagesablauf in Seestatt, einem autarken Wohn- und Lebensprojekt ihres Vaters, das immer mehr zu einer neoliberalen Sekte verkommt. Yada, die täglich Unmengen an Medikamenten nehmen muss, glaubt die Gesellschaftsordnung wäre schon vor langer Zeit zusammengebrochen und Seestatt eine der letzten Orte, wo man überhaupt noch leben kann. Erst als Rebecca in ihr Leben tritt beginnt Yada die Welt in der sie lebt zu hinterfragen

Helena, eine nihilistisch angehauchte Künstlerin, lebt in Berlin. Drogen, Partys und wechselnde Liebschaften bestimmen ihr Leben aber bedeutet ihr nichts. Für eines ihrer Kunstprojekte hat sie versehentlich eine Sekte gegründet, die ihr inzwischen entglitten ist. Zudem verfasst sie ihn ihrem „Archiv“ historische Texte, die sich mit verschiedenen Gemeinschaften auf Schiffen und Inseln beschäftigen. Das Archiv-Abschnitte sind besonders interessant, da ich vieles ( z. B. über Nauru oder Liberatia) noch nicht wusste bzw. zum ersten Mal von einigen Begebenheiten hörte.

Der Schreibstil ist wissenschaftlich distanziert, was es zum Teil schwer macht Verbindung zu den Figuren aufzubauen, auch scheint es eher darum zu gehen Ideen zu vermitteln und (zurecht) den voranschreitenden Neoliberalismus der Gesellschaft zu kritisieren. Das Deutschland, welches hier beschrieben wird (Leute wohnen in Zelten oder ihrem Auto, kaputte Infrastruktur…. Aber die reiche Elite feiert weiter) wirkt leider wie ein Ausblick auf die Zukunft, wenn ma

n einen Blick auf einige gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen wirft.
Trotzdem habe ich Helena, die zu reiche Elite gehört, sofort ins Herz geschlossen. Die Anleihen an Lord Byrons-Leben (Halbgeschwisterteil, Treffen am Genfer See samt Geschichten schreiben, Sophie=Dr. Polidori) haben mein Byron-Fan-Herz jedes Mal höherschlagen lassen, wenn ich wieder eine Parallele zwischen den Beiden entdecken konnte.
Profile Image for Sarah Ricarda.
294 reviews74 followers
September 26, 2022
Yadas Tagesablauf unterliegt einer strengen Ordnung. Ein Lichtwecker weckt sie in der Früh, es folgen verschiedene Lern- und Essenseinheiten. Überhaupt herrschen auf der künstlich angelegten Insel, auf der sie lebt, strenge Regeln. Regeln, die Yada lange als notwendig hinnimmt, schließlich ist die Insel das letzte Refugium nach der Apokalypse. Das Festland, so wird es ihr gesagt, sei nicht mehr bewohnbar.
Doch eine Entdeckung auf dem Computer ihres Vaters und die Begegnung mit der neuen Yogalehrerin Rebecca bringen ihr Weltbild ins Wanken und stellen sie schließlich vor eine Entscheidung.
Scheinbar ganz ohne Regeln lebt derweil Helena in Berlin. Nur halbernst gründete sie eine Sekte, wird zu einer Art Influencerin und ist als Künstlerin erfolgreich. Sie zieht von Party zu Party, hat viele Liebhaber:innen und kommt nie richtig zu Ruhe.
Was die beiden Frauen verbindet war zumindest mir schnell klar, dem Sog von Theresia Enzensbergers "Auf See" tat das aber keinen Abbruch.
Mit einer sehr nüchternen, teilweise fast wissenschaftlichen Sprache schafft sie ein spannendes, leicht beklemmendes Setting in einer Zukunft, die von unserer Realität gar nicht so weit entfernt scheint.
Eingeschobene, teilweise historische, teilweise fiktive Beiträge unter dem Titel "Archiv" ergänzen den Plot philosophisch, was ich sehr mochte.
Immer wieder geht es um die Frage, ob und wie wir die Zukunft beeinflussen können, wie wir leben wollen und wie eng Kontrollphantasien und innovative Ideen beieinander liegen.
Das hat mir alles gut gefallen, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Profile Image for pergamentfalter.
116 reviews23 followers
September 22, 2022
Auf See*

Theresia Enzensberger

Zweieinhalb Jahre hat Theresia Enzensberger an ihrem Roman auf See gearbeitet, der eine düstere Zukunftsprognose zeichnet. Im Fokus steht Yada, ein Mädchen, das mit seinem Vater auf einer Insel (Seestatt) lebt, die als Fluchtort vor dem gesellschaftlichen Kollaps diente. So wächst Yada völlig isoliert von Gleichaltrigen auf.
Gleichzeitig wird die Geschichte Helenas erzählt, Yadas Mutter, die starb, als Yada noch sehr klein war.

Auf See ist eine Gesellschaftskritik, ein Aufzeigen narzistisch, egoistischer, neoliberaler Strukturen, wie sie sich in unserer Gesellschaft zeigen und zunehmend zuspitzen. Zudem ist das Leben in alternativen Gemeinschaften, immer wieder in Exkursen (im Buch werden sie Archive genannt) thematisiert. So zeigt Enzensberger auf, wieviele alternative Zukunftsentwürfe schon gescheitert sind, allerdings ohne in irgendeiner Weise Alternativen anzubieten.

Enzensberger will meiner Meinung nach etwas zu viel mit diesem Roman. Als würde sie krampfhaft ihre eigene Intelligenz zur Schau stellen wollen. So mutet "Auf See" über weite Strecken auch wie ein Sachbuch an, nur um dann in eine Art Pseudoaufgeklärtheit abzudriften, die wohl den Wunsch nach alternativen Zukunftsentwürfen wecken soll, in mir aber eher das Verlangen auslöste, das Buch zuzuschlagen.
Vielleicht war es mir auch nur zu unbequem?!

Hinzu kommt, dass mir die Rolle der einzelne Figuren nicht in sich schlüssig erscheint. Vielmehr tauchen sie auf, für den Zweck jetzt eine Rolle zu übernehmen, eine Handlung auszuführen und verschwinden dann alsbald wieder. So gewinnt der #Roman für mich keine Tiefe. Ein Eindruck, den die kühle und distanzierte Sprache für mich noch verstärkt.

Deshalb 2 von 5 🌟 und ganz viel Liebe für das Cover
Profile Image for Chris Born.
Author 1 book2 followers
June 6, 2023
Ich hatte gehofft, dass mich die Charaktere mitnehmen und mir - an meiner kleinen Hand - den Schrecken einer Dystopie in Deutschland zeigen, aber ...

So richtig Theresia mich nicht mitnehmen wollen. Klar, die Spannung war "irgendwie" da, aber es war auch kein "Independence Day" in Romanform.

Dennoch, ein solider Roman, welcher mich seicht unterhalten hat.
Profile Image for Britta.
387 reviews40 followers
September 7, 2022
Wirklich keine dystopische Geschichte, sondern eine über Versuche, der Gesellschaft zu entfliehen, die scheitern, aber meist nicht nur eine Person mit in diesen Strudel von Versagen und wilden Ideen ziehen. Gut erzählt.
Profile Image for Linda.
14 reviews1 follower
February 23, 2024
3,5 ⭐️
Die Geschichte an sich und der Schreibstil haben mir gut gefallen. Anfangs hat mich das Buch sehr gefesselt, allerdings hat das im letzten Drittel nachgelassen und es war dann für mich etwas zu schnell auserzählt.
Profile Image for anika.
33 reviews1 follower
July 1, 2024
unfassbar ereignislos und vorhersehbar für so eine dystopische erzählung
Displaying 1 - 30 of 138 reviews

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