Was Bücher-Abstinenz mit dem Gehirn macht
Düsseldorf. Der Kollege erzählte beim Mittagessen in kleiner Runde, seine Freundin habe im Jahr 2023 exakt 102 Bücher gelesen. Ich überschlug: alle drei Tage ein neues. Sie führe eine Exceldatei darüber. Ein zweites Mal in meinem Leben offenbarte ich mich zu diesem Thema. „Ich lese keine Bücher mehr.“ Seit Jahren nicht. Noch jeden Roman, den ich spätestens mit Ausbruch der Pandemie begann, brach ich ab. Das stets gleiche Buch* ist seit einigen Sommern mit ins Ferienhaus auf der Nordseeinsel gefahren und ungeöffnet wieder nach der Rückreise ins gut gefüllte heimische Regal gestellt worden.
„Wie, du liest keine Bücher?“ Der schiere Umstand, dass ein erwachsener Mensch keine Geschichten liest, verwirrte einen weiteren Kollegen. Ich gehe nie zum Fußball, schaue kein Traumschiff oder gehe in Clubs – all das hätte kaum zu Nachfragen geführt. Keine Bücher zu lesen, das scheint keiner zu kennen und wenn, dann redet niemand darüber. Bücher zu lesen, bildet, regt die Fantasie an. Wären Bücher ein Nahrungsmittel, dann wären sie Obst und Gemüse. Gut für mich. Mein Hirn ist jedoch auf Mangelernährung.