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Festnahme und Untersuchungshaft Staatsanwalt aus Hannover soll der Drogenmafia Tipps gegeben haben

In Hannover wurde ein Staatsanwalt festgenommen. Der Vorwurf: Bestechlichkeit in einem besonders schweren Fall. Er könnte Informationen an eine Drogenbande geleakt haben, gegen die er selbst ermittelte.

Staatsanwaltschaft in Hannover

Foto: Henning Scheffen / IMAGO

Ein Staatsanwalt aus Hannover sitzt wegen mutmaßlicher Verbindungen zu einem Drogenkartell in Untersuchungshaft. Gegen den Mann sei am Dienstag ein Haftbefehl erlassen worden, bestätigte das niedersächsische Justizministerium dem SPIEGEL. Der Beamte Yashar G. wird demnach verdächtigt, in einem besonders schweren Fall bestechlich gewesen zu sein. Zunächst hatte »Bild«  über den Fall berichtet.

Der 39-jährige Verdächtige hatte in den vergangenen Jahren selbst gegen ein international tätiges Drogen-Netzwerk ermittelt, das in Hannover seine Zentrale hatte. Das Netzwerk war 2022 zerschlagen worden, es gab Razzien in mehreren europäischen Ländern. Die Bande soll mehr als 23 Tonnen Kokain aus Süd- und Mittelamerika in die Europäische Union verschifft haben. Allein 16 Tonnen entdeckten Zollfahnder im Februar 2021 im Hamburger Hafen.

Auf die Spur der Bande war die Polizei durch die Entschlüsselung von Nachrichten im Messengerdienst Sky ECC gekommen. Bis zu einem Hack des Dienstes durch europäische Sicherheitsbehörden war der Dienst bei Kriminellen beliebt, da er als besonders sicher galt.

Bereits während der Ermittlungen gegen die Kokain-Bande gab es den Verdacht, dass die Beschuldigten Tipps von einer Person bekommen haben könnten, die in das Verfahren involviert war. Ein Hauptverdächtiger hatte sich bereits Ende 2020 nach Dubai abgesetzt.

Sichergestellte Chatprotokolle von Tatverdächtigen ergaben, dass womöglich mehrere Maulwürfe die Kriminellen mit Informationen versorgt hatten. In den Chats, die dem SPIEGEL vorliegen, ist die Rede von einem »Cop« und einem »Coach«, die wohl gegen Bezahlung Dienstgeheimnisse weitergaben. Ob sich hinter den Tarnnamen Yashar G. verbarg, ist noch unklar.

»Bild« berichtet von »handfesten Beweisen«, dass der nun verhaftete Yashar G. Verbindungen zu dem Netzwerk gehabt habe. Das Justizministerium wollte sich dazu nicht äußern.

Der Staatsanwalt soll bereits vor Monaten versetzt worden sein. Nach Aussage der Staatsanwaltschaft Hannover habe es sich aber um einen »routinemäßigen Vorgang« gehandelt.

rol/mgo/hat