Die Wohnkostenpauschale im Bafög-Höchstsatz deckt in den meisten deutschen Unistädten nicht die Mietkosten für Studierende. Der ab dem kommenden Wintersemester um 20 Euro auf 380 Euro erhöhte Betrag ist laut einer Studie des Finanzdienstleisters MLP und des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) nur in Chemnitz und Magdeburg ausreichend, um eine studentische Musterwohnung bezahlen zu können.
In Chemnitz kostete dem jährlich erscheinenden MLP-Studentenwohnreport zufolge im zweiten Quartal 2024 eine Musterwohnung 263 Euro warm pro Monat, in Magdeburg waren es 333 Euro. In München war eine solche 30 Quadratmeter große Wohnung der Studie zufolge mit 807 Euro Miete am teuersten, gefolgt von Berlin (678 Euro), Frankfurt am Main und Stuttgart (beide 674 Euro).
Schrumpfendes Angebot im studentischen Mietmarkt
Die Forscher registrierten an den Hochschulstandorten Berlin (+9,4 Prozent) und Leipzig (+9,3 Prozent) die höchsten Mietpreissteigerungen. Insbesondere der Markt für möblierte Wohnungen auf Zeit sei gewachsen. Die geringsten Zuwächse machten die Studienautoren in Würzburg und Tübingen (beide +1,6 Prozent) aus, in Heidelberg stagnierte das Mietniveau.
Insgesamt lagen die Mietpreissteigerungen den Angaben zufolge im vergangenen Jahr mit einem Zuwachs von 5,1 Prozent deutlich über dem Anstieg der Verbraucherpreise (Zuwachs von 2,2 Prozent). Einer der Gründe für die angespannte Lage im Bereich des studentischen Wohnens sei das schrumpfende Angebot an kleinen Wohnungen und WGs, schreiben die Autoren. Studierende müssten zunehmend mit anderen Bevölkerungsgruppen konkurrieren, die sich wegen hoher Bauzinsen vom Eigentumsmarkt in Richtung Mietmarkt orientierten.
Die Studie sieht in den Ergebnissen einen zunehmenden Standortnachteil für Deutschland. "Schließlich schreckt die Lage am deutschen Wohnungsmarkt auch internationale Studierende ab, die jedoch für die Schließung der Fachkräftelücke dringend benötigt werden", schreiben die Autoren. Aus sozialen und wirtschaftlichen Gründen brauche es daher mehr Impulse für den Wohnungsbau, vor allem auch an den Hochschulstandorten.
31 Kommentare
Der-Mittelstand
Höchste Zeit die Studierenden-Wohnungen an den Stadtrand bzw. raus aus der Stadt aufs Land zu verlagern.
Auf diese Weise würde die Pauschale die Kosten wieder decken.
Sparkiy
„Die Wohnkostenpauschale im Bafög-Höchstsatz deckt in den meisten deutschen Unistädten nicht die Mietkosten für Studierende.“
Die Pauschale ist ja auch zur Unterstützung gedacht. Niemand hat behauptet, das damit die gesamten Kosten abgedeckt werden können.
Erdbeerquark
Dann muss man eben zusätzlich arbeiteten gehen. Nur nach dem Staat schreien bringt nichts.
CalamityJane
Bitte nicht falsch verstehen, mir geht es NICHT darum, das Bafög NICHT an die aktuellen Lebenshaltungskosten anzupassen. Natürlich muss auch das Bafög die Inflation, auch auf dem Mietmarkt, berücksichtigen.
Ich frage mich nur, ob die Bafög-Wohnhilfe dazu gedacht ist, die Mietkosten komplett zu übernehmen oder einfach eine Unterstützung ist.
Ansonsten kann ich immer empfehlen, es mit einer WG zu versuchen. Natürlich sind auch da die Preise gestiegen, aber in der Regel steigen in dem Bereich die qm-Preise nicht so stark wie in den kleinen Appartments.
Trudello
In gewisser Weise ist Bafög-Wohnhilfe, genau wie der allgemeine Wohnkostenzuschuss, auch ein Renditeturbo für Vermieter. Wenn ihn genügend Menschen bekommen, dann treibt das die Marktpreise insgesamt.
Vielleicht besser Studentenwohnheime ausbauen.
vi.alegria
Es ist eine Hilfe, kein All-inclusive-Paket.
Ich habe selbst studiert, die Ansprüche meiner Kommilitonen an diese Unterstützung waren immer überzogen. Nebenjob und Studium sind gut miteinander vereinbar und die Studiengebühren in Deutschland sehr sehr niedrig. Das weiß nur kaum jemand zu schätzen.
Charlie1993
Bafög muss endlich komplett überarbeitet werden.
Aventurin
Wieso Pauschalen (nicht nur im BaföG) nicht dynamisch an sich verändernde Umstände angepasst werden, werde ich mein Lebtag nicht mehr verstehen. Ein riesiger Anteil des Kapitalmarkts ist inzwischen automatisiert, Verluste werden geschätzt, projeziert und gegen andere Kostenkontrollmechanismen gegengerechnet.
Aber die öffentliche Verwaltung dümpelt immer noch mit einem - vermutlich parteipolitisch motivierten - Zwang zu aufwändigen Gesetzesänderungen bei jedem Cent herum. Und das obwohl man dieselben Gesetze auch mit einer solchen Offenheit gestalten könnte.
Aber soetwas wird nicht einmal die FDP umsetzen, auch wenn sie immer vom schlanken Staat spricht. Die (und andere Parteien mit denselben Vorstellungen) diskutiert lieber über Centbeträge, weil sie die Ausgaben generell ablehnt. Politische Bremsarbeit.
Frustrierend.