Neulich schrieb mir eine Kollegin davon, wie ihre Gefühle sie ausgetrickst hätten – und zwar im positiven Sinne. Den Tag zuvor hatte sie auf dem Weg von der Arbeit bei der Reinigung angehalten, um einen Anzug ihres Freundes abzuholen. Sie fand das ziemlich nervig, vor allem weil es eine Kunst ist, einen gereinigten Anzug unbeschadet auf dem Fahrrad durch die Stadt zu chauffieren. Als sie nach Hause kam, sei sie missmutig die Treppen hochgestapft, schrieb sie. Aber dann habe sie ein tiefes Empfinden von Glück gespürt und sich gefragt: Wo kommt das denn jetzt her? Eigentlich ging es ihr doch nicht doll, woher plötzlich dieser Wandel, in Sekundenschnelle? Ihre Erklärung berührte mich, denn sie erzählte, sie habe realisiert, dass sie in dem Moment ein kindliches Gefühl erfahren habe. "Mir ist eingefallen, wie ich als Kind immer Erwachsene gespielt habe und davon geträumt habe, wie ich eines Tages ganz banale Sachen mache: für mich kochen, für meinen Freund Anzüge abhole, hochoffizielle Post bekomme und wichtige Telefonate führe."
Zeit vergessen: Das größte Glück ist fließend
Kinder spielen stundenlang selbstvergessen. Das auch noch als Erwachsener zu können – es wäre großartig. Es gibt da einen Trick. Und einen Haken. Eine Kolumne von Kilian Trotier