Von Volker Ullrich
Am 16. Dezember 1926 gab es im Reichstag eine Sensation. Der SPD-Politiker Philipp Scheidemann prangerte in einer Rede die illegale Aufrüstung der Reichswehr an. und er erwähnte in diesem Zusammenhang auch ein Faktum, das die deutschnationalen und kommunistischen Abgeordneten besonders irritieren mußte: daß frühere Offiziere des Kaiserreichs und Kommissare der Sowjetunion dabei Hand in Hand arbeiteten. Wenige Tage zuvor hatte bereits der Manchester Guardian in zwei aufsehenerregenden Artikeln über die Verbindungen zwischen der Reichswehr, den Junkers-Flugzeugwerken und der Sowjetregierung berichtet. Seit den Tagen dieser Enthüllungen gehört die geheime Zusammenarbeit zwischen Reichswehr und Roter Armee zu den skandalumwitterten, von Mutmaßungen, Halbwissen und Legenden umstellten Affären der Zeitgeschichte.