Mit der Schwimmbrille meines knapp dreijährigen Sohnes betrete ich das Hallenbad. Ich stecke in einem Badeanzug, wie ihn Schwimmerinnen tragen. Hochgeschnitten, schnelltrocknend, sportlich. Da ich Letzteres nicht bin, habe ich etwas Muffensausen vor meiner ersten Kraulstunde. Die Schwimmtrainerin schickt mich duschen, fragt dann nach meiner Schuhgrösse und verschwindet.
Als ich erzählte, dass ich einen Kraulkurs machen möchte, gab es zwei Reaktionen. Die Checker, die sagten: «Kraulen kann doch jeder! Hat man ja in der Schule gelernt!» Und die Bewunderer: «Ah cool, das hab ich mir auch schon überlegt. Ich kann auch nicht kraulen.»
Kraulen ist komplex
Manchmal kraule ich im Wasser einfach drauflos, weil ich Lust dazu habe und weil ich meine, irgendwie kann ich das schon. Ich hab Videos gesehen und weiss: Ich kann es nicht. Hastig patsche ich meine Arme aufs Wasser, während ich nach Luft ringe, zwischendurch bewege ich unkoordiniert meine Beine, weil ich sonst drohe unterzugehen. Nach ein paar Armzügen ist Schluss mit der Comedy. Ich schnappe nach Luft und dreh mich einmal um die eigene Achse, um zu schauen, ob mich jemand beobachtet hat. Dann tauche ich unter. Wortwörtlich.
Ich lese: Kraulen ist die Königsdisziplin und der schnellste Schwimmstil aller vier. Kraulen sei komplex und koordinativ ein anspruchsvoller Bewegungsablauf (sag ich doch!). Die Kraultechnik soll unter Anleitung eines Schwimmtrainers methodisch korrekt erlernt werden.