Von Mozart bis zum Dollarschein

Über Macht, Logen und Ideale: Wer sind die Freimaurer?

Die bekannten Symbole der Freimaurer sind Zirkel und Winkelmaß. Sie stehen u.a. für das aufrechte Leben und den Kreislauf des Lebens.
© dpa/Warmuth

Hans Peter Doskozil schreibt über einen Anwerbeversuch und liefert der FPÖ damit eine Steilvorlage. Die Erzählungen und Gerüchte über die Maurer bewegen sich zwischen Humanität und Verschwörungsmythen. Ein Einblick.

Wien – Um die Freimaurer ranken sich immer wieder wilde Gerüchte. Vom Machteinfluss bis zur Weltverschwörung. Hierzulande ist es vor allem die FPÖ, für die die Freimaurer zum Feindbild dienen. Sie orten vor allem bei der SPÖ eine Unterwanderung.

Durch Ausführungen des burgenländischen SPÖ-Landeschef Hans Peter Doskozil in seinem Buch „Hausverstand“ dürften sie sich bestätigt fühlen. Er beschreibt in seiner Biografie die Freimaurer als Machtfaktor in der Wiener SPÖ und schilderte, wie ihn Brüder anwerben wollten. Das dürfte sich aber so nicht abgespielt haben. Das Anwerbungs-Gespräch wurde von Doskozil selbst initiiert, so der Großmeister der Großloge Österreich, Georg Semler, im Kurier. Semler mutmaßt, dass Doskozil im Nachhinein für seine Niederlage am Parteitag Schuldige ausmachen wollte.

Freimaurer sind eine humanitäre Vereinigung. Es werden die Ideen der Aufklärung weitergetragen.
Univ.-Prof. Helmut Reinalter (Historiker und Philosoph)

Doch wer sind die Freimaurer überhaupt? Der emeritierte Innsbrucker Historiker Univ.Prof. Helmut Reinalter beschäftigt sich als Wissenschafter schon lange mit den Freimaurern. Er verfasste mehrere Standardwerke, ist selbst Mitglied einer Loge. Bei den Freimaurern darf aber nur der Großmeister nach außen auftreten. Reinalter betont also, dass er nur als Wissenschafter sprechen kann. Er unterstellt aber Doskozil nach der Lektüre des Buches „Unkenntnis“ über die Freimaurer. „Es handelt sich um keinen Geheimbund. Alles scheint bei der Vereinsbehörde auf. Es handelt sich viel mehr um eine humanitäre Vereinigung. Es werden die Ideen der Aufklärung weitergetragen – allerdings ist die Freimaurerei älter. Bei den Treffen werden durchaus politische Themen diskutiert, aber nicht im Sinne von Parteipolitik und schon gar nicht im Sinne von Machtausübung“, sagt Reinalter.

Drei Logen gibt es auch in Tirol

Wien – Die Großloge von Österreich ist die als regulär anerkannte Vertretung der österreichischen Freimaurer. Großmeister ist Georg Semler. Unter dem Dach der Großloge mit Sitz in Wien befinden sich österreichweit 83 Logen mit insgesamt knapp 3600 Mitgliedern. In Tirol gibt es drei Logen. Sie sind alle in Innsbruck angesiedelt. In Österreich sind die Logen überwiegend männlich. Es gibt aber auch einzelne Frauenlogen. Die Logen arbeiten selbständig – die Großloge von Österreich gibt ihnen nach eigenen Angaben lediglich Werte und Regeln vor.

Und ja, es gibt bei den Freimaurern Mitgliedern von Parteien, wenn auch eher nicht von der FPÖ, wohl aber von der SPÖ. Dies hängt mit den Grundidealen der Freimaurerei zusammen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Diese sollen zudem auch im Alltag gelebt werden.

Aber was ist der Nutzen für den einzelnen Bruder? Es geht um Selbsterkenntnis und das Streben, ein besserer Mensch zu werden (Symbol des rauen Steins). Werden in den Logen Geschäfte angebahnt, Aufträge verteilt? „Natürlich kann es einzelne schwarze Schafe geben. Aber die ,Geschäftsmauerei‘ ist verpönt“, sagt Reinalter.

Politischen Einfluss hingegen haben die Burschenschaften auf die FPÖ oder der Cartellverband bei der ÖVP.

Warum spielen dann die Freimaurer bei Verschwörungsmythen so eine Rolle? Reinalter verweist auf die Geschichte. So gab es seitens der Kirche massive Vorbehalte. Das Prinzip der Gedankenfreiheit wurde von autoritären und totalitären Regimen als Bedrohung wahrgenommen. Joseph Goebbels, NS-Scharfmacher, geißelte die „jüdisch-freimaurerische Weltverschwörung“.

Die Freimaurer sorgen zudem mit ihren Ritualen und ihrer Abschottung für Wasser auf den Mühlen der Verschwörung.

Von Mozarts Zauberflöte bis zur Ein-Dollar-Note

Die Anfänge der Freimaurer gehen auf die Steinmetzbruderschaft und deren Bauhütten im Mittelalter zurück. Sie stehen im Zusammenhang mit dem Dom-Bau in Europa.

Einen Wendepunkt erkennt Univ.Prof. Helmut Reinalter im 17. Jahrhundert, wo sich die Freimaurer ein philosophisches Rüstzeug gaben.

Der in Österreich wohl bekannteste Freimaurer war Wolfgang Amadeus Mozart. In seiner „Zauberflöte“ wird den Idealen der Freimaurerei gehuldigt.

Auf der anderen Seite die Anhänger der Weltverschwörung. Sie orientieren sich nicht an Sarastro oder Papageno. Sie zeigen auf die Ein-Dollar-Note. Sie erkennen im Geldschein den Beweis, dass wesentliche Teile der Weltgeschichte seit der amerikanischen Revolution von Geheimorden und Geheimlogen gesteuert werden. Warum denn das? „Sehen Sie nicht das Auge über der halbfertigen Pyramide? Ein Symbol der Freimaurer und/oder des Illuminaten-Ordens.“ Egal, jedenfalls ein Geheimbund.

Aber der Hinweis auf die Freimaurer-Symbolik ist nicht ganz falsch. Denn die Freimaurer verwendet das Auge sehr wohl als Symbol. Im Sinne der Freimaurer steht es für Erkenntnis und für das Streben nach Weisheit. Tatsächlich war auch der erste US-Präsident George Washington Freimaurer. Er ist auf der Vorderseite der Ein-Dollar-Note abgebildet.

Den Grundstock für den oft vermuteten „Geheimbund“ haben die Freimaurer aber selbst gelegt. Was bei den Zusammenkünften der Logen besprochen wird, bleibt vertraulich. Bis heute. Der Grund dafür: Die Mitglieder sollen sich ungehemmt und frei austauschen können. Ein Freimaurer darf sich übrigens selbst zur Mitgliedschaft bekennen, aber nicht von Dritten.

Beitreten kann im Prinzip jeder einer Loge. Er muss einen tadellosen Ruf haben und die Aufnahmekriterien erfüllen.

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