Los geht’s mit erstem JVA-Flügel in Kassel
Die Grundsanierung der knapp 140 Jahre alten Justizvollzugsanstalt Kassel I in Wehlheiden wird wohl mindestens doppelt so teuer wie ursprünglich angenommen. Justizministerin Eva Kühne-Hörmann sprach am Montag von einer Summe von 200 Millionen Euro.
Kassel – „Der Neid unter den Gefangenen wird im Sommer 2004 groß sein“, prophezeite am Montag Jörg-Uwe Meister, Leiter der Justizvollzugsanstalt Kassel I, bei einem Baustellenrundgang mit Justizministerin Eva Kühne-Hörmann und Martin Worms, Staatssekretär im Hessischen Finanzministerium. Zu diesem Zeitpunkt soll nämlich der Haftflügel B des knapp 140 Jahre alten Gefängnisses in Wehlheiden fertig saniert sein.
Die Inhaftierten, die dann in den Flügel B kommen, werden zwar keine größeren Zellen als bisher haben, aber Hafträume bekommen, die heller und wesentlich moderner als die alten sind.
Nachdem alle Vorbereitungen für das große Bauprojekt abgeschlossen worden sind, dazu gehören auch die Errichtung einer Sicherheitsschleuse und Mauer am Windmühlenweg, soll nun der Startschuss für den ersten Bauabschnitt der Grundsanierung der JVA Kassel I fallen. Es ist ein Riesenprojekt, das wohl 15 Jahre dauern wird. Das Land Hessen investiert unter anderem in die Sanierung der fünf Flügel, den Neubau eines Wirtschaftsgebäudes und des Zentralkrankenhauses nach derzeitigem Planungsstand über 200 Millionen Euro, allerdings sei aktuell von Mehrkosten auszugehen. Im Flügel B waren bis Anfang August dieses Jahres 142 Gefangene untergebracht. 70 von ihnen wurden in die Flügel A, C und D der Anstalt mit Sicherheitsstufe 1 verlegt, die übrigen Inhaftierten wurden auf Haftanstalten in Hünfeld, Darmstadt, Gießen und Butzbach verteilt, so Meister.
Wenn in 15 Jahren die komplette Sanierung der Anstalt abgeschlossen ist, wird es von den ursprünglich 505 Haftplätzen nur noch etwa 400 geben, so der Anstaltsleiter. Das liege daran, dass Gemeinschaftsräume für die Inhaftierten geschaffen werden und jede Station künftig eigene Duschen haben wird. Bislang ist es so, dass die Inhaftierten der verschiedenen Flügel gemeinsame Duschen benutzen müssen. Zudem werden die Büroräume für die Bediensteten der JVA vergrößert.
Die Justizministerin erhofft sich durch die neuen Gemeinschaftsräume auch positive Effekte für die Resozialisierung der Gefangenen.
Für die Grundsanierung des Standorts in Wehlheiden bei laufendem Betrieb und gegen einen Neubau auf einer anderen Fläche habe gesprochen, dass die Anstalt in Wehlheiden von der Bevölkerung akzeptiert werde. Das Gefängnis, das auch ein wichtiger Arbeitgeber sei, gehöre zu dem Stadtteil einfach dazu, so Kühne-Hörmann.
„Die Substanz der Anstalt ist eigentlich gut. Wir haben nach 137 Jahren wenig Schäden am Mauerwerk“, so Architekt Michael Müller, der für die Generalsanierung zuständig ist. Die Sanierung des Haftflügels B umfasse unter anderem die Erneuerung der Ver- und Entsorgungsleitungen (Wasser-, Stromleitungen und Heizsystem). Mit der Erneuerung könne das Land künftig eine Menge an Energiekosten sparen.
Zudem gebe es eine Neustrukturierung der Brandschutzmaßnahmen sowie die Sanierung der Hafträume, zu denen die Vergrößerung der Fenster gehört, indem diese nach unten hin erweitert werden. Früher seien die Fenster so hoch eingebaut worden, so Müller, damit die Gefangenen zu Gott nach oben schauen mussten, um geläutert zu werden. (Ulrike Pflüger-Scherb)