Neu hier, Verstümmelt auf Empfehlung des Psychiaters

    • Neu hier, Verstümmelt auf Empfehlung des Psychiaters

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      Hallo an alle.

      Ist ein langer Text, und viel starker Tobak. Dies als Vorwarnung an sensible Gemüter.

      Ich bin 50 Jahre alt und wurde fast meine ganze Kindheit lang von meinem cholerischen Vater schwer mißhandelt. Meine Mutter fand nichts dabei und erhob zwar nie die Hand, war aber immer fleißig mit dabei, wenn es um Anschuldigungen und Anschreien ging. Dazu waren beide extreme Kettenraucher, gerne auch im geschlossenen Auto und in meinem Kinderzimmer. Heute leide ich an COPD, was in Deutschland jedes Jahr besonders im Winter immer schlimmer wurde, sich aber durch meinen vor fast 10 Jahren erfolgten Umzug in ein südamerikanisches Land zum Glück stark verbessert hat, da kein feuchtkaltes Klima mehr.

      Ich war ein hochbegabtes Kind, erinnere mich noch sehr genau zurück an mein 3. oder 4. Lebensjahr, konnte mit 3 Jahren lesen und schreiben, konnte zeichnen, war kreativ. Meine Eltern veranlaßten meine frühzeitige Einschulung und ich konnte dann auch die 1. Klasse überspringen, so daß ich dann fast 1 1/2 Jahre jünger als meine Klassenkameraden war.

      1981 fanden meine Eltern den Vorschlag eines Psychiaters gut, mir alle sexuell empfindlichen Teile meines Penis amputieren zu lassen, damit ich nicht exzessiv masturbiere. Das war damals in Deutschland eine anerkannte Diagnose und Therapie (die Original-Akten liegen mir vor!). Also wurde mir mit knapp 9 Jahren eine wilde Story erzählt, warum ich ins Krankenhaus müsse. Aufgewacht bin ich dann ohne Frenulum und nahezu ohne innere Vorhaut sowie mit freihändig kreuz und quer angenähtem Rest meines Penis. Es schmerzte wochenlang Tag und Nacht, besonders nachts, wenn es zu Erektionen kam. Low & tight vom Allerfeinsten. Natürlich war mir damals noch überhaupt nicht klar, was das Ganze eigentlich bedeutet.

      Damals wurden "renitente" Kinder auch gern "landverschickt". In so einem Heim in Berchtesgaden bin ich etwa ein halbes Jahr später 6 Wochen lang ebenfalls mißhandelt worden. Bei Licht schlafen. Im Stehen essen. Nachts eiskalte Duschen. Da ich mich schon damals für meinen kaputten Penis schämte, wandte ich mich in der Gemeinschaftsdusche meist zur Wand oder hielt die Hand vor. Man wurde - man glaubt es heute kaum, ich denke, da war auch Pädophilie im Spiel - während der Dusche von männlichen Betreuern kontrolliert und teils gewaschen. Und ein solcher zerrte mir mit Gewalt die Hand weg und drehte mich gegen meinen Willen um. Daran kann ich mich heute noch gut erinnern.

      In diese Zeit fiel noch ein Vorfall, den ich anfangs, als Kind, gar nicht hinterfragte. Ich wurde ohne Vorankündigung 2 Wochen zu Oma und Opa gegeben und als ich wiederkam, hatte ich auf einmal einen "Bruder" - daß meine Mutter gar nicht schwanger gewesen war, fiel mir damals natürlich nicht auf. Und dieser "Bruder" sieht und sah mir und auch meiner Mutter zu 0 % ähnlich. Mein Opa erzählte mir später kurz vor seinem Tod die Wahrheit und es fiel mir wie Schuppen von den Augen - es handelte sich um das uneheliche Kind meines Vaters aus einem Seitensprung, wie mein "Bruder" dann in die Familie kam, das konnte oder wollte Opa mir nicht erzählen. Diesem "Bruder" jedenfalls ließen meine Eltern ALLES durchgehen - auch als er mit etwa 13 Jahren an zu rauchen und saufen anfing, und mit 35 wohnte er immer noch im Elternhaus, kiffte den ganzen Tag und war arbeitslos. Als er so 8 oder 9 wurde, hatte er es schnell raus, es so zu arrangieren, daß ich bestraft würde, wenn er was anstellte. Und genitalverstümmelt wurde er natürlich nicht.

      Zurück zur Chronologie.

      Meine anfangs exzellenten bis überragenden schulischen Leistungen fielen zusehends in den Keller. Ich konnte mich zu nichts mehr motivieren. Dann kam im Unterricht das Judentum dran und das Thema der sog. "Beschneidung". Ab dann wurde ich als "Jude" tituliert, bis ich selbst daran glaubte, wohl einer sein zu müssen. Irgend ein Lehrer rief schließlich aufgebracht meine Eltern an, ich gäbe mich als Jude aus. Daraufhin wurde ich von meinem Erzeuger auf das Heftigste verprügelt, mit dem Gürtel und anderen Gegenständen, die ihm gerade in die Hand fielen.

      Mit 14 wurde ich in die Jugendpsychiatrie gesteckt. Es wurde vorn und hinten an mir herumgedoktert, auf die Idee, das durch Genitalverstümmelung verursachte Trauma als Ursache meines Zustands zu erkennen, kam niemand, ich selbst natürlich erst recht nicht. Ich wurde dann nach einem halben Jahr ergebnislos und "austherapiert" entlassen. Die Akten liegen mir heute auch vor: es wurde von meinen Eltern herbeiphantasiert, ich sei renitent den Lehrern und Eltern gegenüber und verweigere den Unterricht. Sie seien mit mir überfordert und ich mißhandele meinen sogenannten "Bruder". Wohl, wie ich heute vermute, aufgrund der wenig engagierten und unempathischen Psychologen, kam in der Therapie nicht ein einziges Mal das Thema Mißbrauch und Gewalt auf den Tisch. Ich machte ein halbes Jahr dümmliche Gruppensitzungen mit teils wirklich hart verhaltensauffälligen anderen Jugendlichen mit, in denen wir uns Bälle zuwarfen, Bildchen malten und das war es dann.

      Mit 16 habe ich zum ersten Mal zurückgeschlagen und seitdem traute sich mein Vater nicht mehr, die Hand gegen mich zu erheben. Mit 18 bin ich ausgezogen, nur weg, weg, weg. Immer noch war mir nicht klar, wie stark ich eigentlich traumatisiert war, nicht nur durch die erlittene Genitalverstümmelung.

      Das erste Erlebnis "dritter Art" war dann mein erster Lebensgefährte, der ständig insistierte, daß ich mich doch mal "gehen lassen" sollte. Er war intakt und hatte offensichtlich noch nie mit jemandem zu tun, der männlicher Genitalverstümmelung zum Opfer gefallen war. Seine Orgasmen erschienen mir damals überaus theatralisch und ich verstand gar nicht, was er eigentlich von mir wollte. Dazu später mehr. Ejakulieren fühlte sich für mich meist nicht viel besser oder großartig anders an als Urinieren. Da ich keinen Vergleich hatte, konnte ich damals nicht verstehen, was er meinte.

      Alle (!) meine folgenden Beziehungen sollten früher oder später an meinem enormen Bedürfnis der Stimulation scheitern. Ich war auch nicht in der Lage, meine Geschlechtspartner so zu befriedigen, wie sie es gern gehabt hätten, und diese mich auch nicht, da ich beim Oralverkehr nichts spürte und Masturbation mit der Hand an der Gefühllosigkeit und der schon im schlaffen Zustand quasi nicht vorhandenen Beweglichkeit scheiterten. Das war immer schmerzhaft und manchmal blutete die Narbe. Gleitmittel kannte ich nicht, und meine intakten Sexualpartner natürlich auch nicht.

      Schon mit 30 konnte ich mit meinem Penis quasi Nägel einschlagen. Es war mittlerweile überhaupt keine Empfindsamkeit mehr erhalten. Ringsherum ist eine extrem häßliche Narbe, die aussieht, als ob Frankenstein an mir experimentiert hätte. Die Eichel ist dazu wegen der fehlenden Vorhaut eingetrocknet und von Hornhaut überzogen. Und wo das Frenulum war, gibt es eine weitere Narbe längs über die Eichel.

      Ich fragte mich immer, was an Sex so toll sein sollte, bis ich im Internet auf Informationen zur männlichen Genitalverstümmelung stieß. Da wurde mir alles klar. Ich begann zu restaurieren, ein Jahr lang mit medizinischem Tape und 2%iger Cortisoncreme, sehr nervig und teils schmerzhaft. Naja, was soll ich sagen: Es ist zum ersten Mal relativ beweglich geworden. Ich habe etwa 1,5 cm Haut generieren können. Und diese Haut taugt jetzt zum Masturbieren und bedeckt den Eichelkranz, der in der Folge wieder de-keratinisierte. Schon dieses "bißchen" und trotz komplett fehlenden Frenulums und innerer Vorhaut änderte die Empfindsamkeit dermaßen drastisch zum Positiven, daß mir jetzt erst so richtig klar wurde, was mir da eigentlich angetan worden ist. Wie wäre es erst MIT innerem Vorhautblat und Frenulum gewesen?

      Leider dauert es immer noch tausend Jahre, wenn mich jemand stimuliert, bis ich komme. Aber zumindest spüre ich jetzt beim Kommen etwas. Trotzdem habe ich langsam keine Lust mehr, und denke über Suizid nach, da es nie mehr so sein wird, wie es sollte. Es hat mein ganzes Leben ruiniert. Wenn ich eine Erektion ohne Erregung habe, z. B. morgens, dann tut es auch immer noch weh. Nur eine Erregung überdeckt das Schmerzempfinden. Erigiert sieht mein Penis auch immer noch so aus wie ein amerikanischer Gummidildo. Direkt nach der Eichel kommt die äußere Vorhaut, die Dehnung erstreckt sich leider nicht auf den Milimeter innerer Vorhaut, den ich noch habe.

      Was das Ganze noch toppt: mein jetziger LAG ist intakt, wie fast alle Latinos, würde sich aber gern alles "sauber" abschneiden lassen, weil das hygienischer sei und besser aussähe (O-Ton!). Ich habe ihn dann mal "aufgeklärt" und konnte merken, daß er mir kein Wort glaubte. Er hätte gerne, daß ich das bezahle und ist sauer, daß ich das nie tun werde. Ich denke, ich sollte das beenden, führt zu nix ... der weiß gar nicht, wie gut er es hat, und dann sowas. Soll er sich doch einen anderen suchen.

      Auch könnte ich nie Sex mit einem Verstümmelten haben. Ich finde das einfach widerwärtig. MIr ist klar, daß das sehr egoistisch von mir ist, da ich doch selbst nicht Positives zu bieten habe. Aber so ist es nun mal.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von KeineLustMehr () aus folgendem Grund: Tippfehler

      ChrisCross und ZirkumphilieExposed gefällt das.

    • Du, ich kann dich dabei voll verstehen. Ich wurde auch so von einem Schlachter verstümmelt und es ich musst hart schlucken was dir sonst noch alles widerfahren ist.
      So schlimm ist es bei mir nicht gewesen, obwohl auch meine Eltern mit 6 ( bin Jahrgang 73 ) auch meinten da rum schnippeln zu lassen _Vorsorglich_;
      Bei mir ist es anders gelaufen, das will ich hier nicht wieder alles breitauswalzen, du kannst das in meinen Posts lesen wenn du magst.

      Ich kann dich sehr gut verstehen, ich kann mich einfach auch heute nicht wirklich vor anderen erregt zeigen, weil ich mich unendlich für mein Aussehen schäme. Gerade vor Unbeschnittenen ist es extrem schwierig für mich.
      Mich hat der fehlende Sex im Grunde, das fehlende Ausleben/Ausprobieren zu einem Zusammenbruch geführt, ein Burnout. Ich habe Hobbies excessiv betrieben und die Arbeit und mir fehlte was...naja...
      alles Folgen einer Überkompensation auf anderen Gebieten, bis ich 45 Jahre alt war, wäre ich nie drauf gekommen was der Grund war, nicht nur eine Beschneidung, sondern diese Verstümmelung direkt. Die macht was mit einem, sich nicht mehr gut genug für andere zu fühlen, etc.

      ich kann das sehr gut nachvollziehen, ich habe gute Moment heutzutage und schlechte Traurige Momente, ich bin aber froh , noch aufgewacht zu sein und versuche zu geniessen was noch geht.
      Wenn ich aber drüber nachdenke was, der Arzt angerichtet hat, werde ich sauer und aggressiv.

      Fühle mit dir.

      ZirkumphilieExposed und KeineLustMehr gefällt das.

    • Hi, danke für Deinen Zuspruch. Ich glaube, darüber zu sprechen, macht es ein wenig einfacher, weil man so weiß, man ist nicht verrückt.

      Eine Sache fiel mir auf: Man sollte nicht von "Unbeschnittenen" sprechen. Das ist ein Wort, das indirekt suggeriert oder impliziert, Genitalverstümmelung sei normal. Denn das Präfix "un" sagt hier, daß etwas fehle. Es gibt ja auch keine "ungeköpften" Menschen ;)

      Bessere Wortwahl wäre vielleicht "intakt".

      Selbstbestimmung, torben12, ChrisCross und einem weiteren gefällt das.

    • KeineLustMehr schrieb:

      Man sollte nicht von "Unbeschnittenen" sprechen.
      Das ist völlig richtig. "un-beschnitten" ist genau das: ein Un-Wort. Es ist Framing, es soll Assoziationen wecken: Un-heil, un-schön, un-gesund, un-angenehm, un-möglich, un-vollständig... Es hört sich an, als wäre da etwas vergessen worden, als wäre da noch etwas zu machen.
      Aber intakt, vollständig, natürlich ist das genaue Gegenteil von un-vollständig.

      Un-beschnittene zu sagen wenn Männer mit einem vollständigen Genital gemeint sind ist grotesk. Leider ist es in den Medien gängige Praxis. Man sollte dann immer Protest einlegen wo es möglich ist.
      Ein Erwachsener weiß sich seiner Haut zu wehren.
      Ein Kind aber kann das nicht. Ein Rechtsstaat muss sich schützend vor Kinder stellen.