Ausflugstipp

Zu DDR–Zeiten ein Seniorenheim, heute ein Haus für drei Königinnen

Mirow / Lesedauer: 6 min

Charlotte, Friederike und Luise — im Mirower 3 Königinnen Palais können die Besucher mehr über die Geschichte der drei Prinzessinnen, die später zu Königinnen wurden, erfahren.
Veröffentlicht:30.08.2023, 17:17

Von:
  • Bastian Bönisch
Artikel teilen:

Drei Königinnen in einem Museum unterbringen — laut Elke Meier ist das „gar nicht kompliziert“. Die Mitarbeiterin im 3 Königinnen Palais in Mirow weiß, wovon sie redet: Seit der Museumseröffnung im Jahr 2010 können die Besucher im ehemaligen Kavaliershaus auf der Mirower Schlossinsel mehr über das Leben von Charlotte, Friederike und Luise erfahren. „Alle drei Königinnen werden im Museum gleichwertig behandelt“, erklärt Meier, auch wenn Charlotte aufgrund ihrer Vergangenheit als Königin von Großbritannien und Irland von 1761 bis 1818 den größten Bekanntheitsgrad haben dürfte. Luise war Königin von Preußen, Friederike war Königin von Hannover.

Bilderwand im Kavaliershaus. (Foto: Bastian Bönisch)

Charlotte ist in Mirow aufgewachsen

Die Verbindung zum kleinen Ort in der Seenplatte ist bei den drei Königinnen jedoch unterschiedlich: Während Charlotte in Mirow aufgewachsen ist und vor ihrer Abreise nach England ihre letzte Nacht in Mirow verbrachte, wuchsen Luise und Friederike in Darmstadt auf und waren vermutlich nie in diesem Ort in der Seenplatte. Trotzdem spielen alle drei Königinnen eine wichtige Rolle für den Tourismus und die Region. „Die Besucher fragen schon nach den Königinnen“, erläutert Meier.

Sie und ihre Kolleginnen wurden erst kürzlich überrascht, als nicht etwa die Bücher über Charlotte, sondern die über ihre Nichte Friederike zuerst ausverkauft waren. „Vielleicht war Friederike aufgrund ihrer drei Ehen interessanter, vielleicht wollen die Leute nicht so viel von dem braven Leben lesen“, vermutet Meier.

Hier gibt es eine Einweisung für die Schatzsuche (Foto: Bastian Bönisch)

Großer Unterschied zwischen den Museen

„Ich denke, wir profitieren gegenseitig von uns“, sagt die Museumsmitarbeiterin über die direkte Nachbarschaft zum Mirower Schloss, in dem ebenfalls eine Ausstellung über das Leben von Königin Charlotte zu finden ist. Durch die direkte Nachbarschaft würden sich viele Touristen dazu entschließen, beide Museen zu besuchen. Ein großer Unterschied zwischen den beiden Museen sei aber die Art des Besuchs: „Bei uns ist natürlich das interaktive Familienangebot anders“, erklärt Meier mit Blick auf die vielen Stationen im Museum, an denen Wissen spielerisch vermittelt wird.

Selbst auf der Liebesinsel gilt es, Hinweise zu finden. (Foto: Bastian Bönisch)

Immer mehr Touristen aus dem Ausland

Neben den Touristen aus Deutschland kämen auch viele aus dem europäischen Ausland: Niederländer, Spanier und Engländer hat Meier schon im Museum begrüßt. „Wir merken, dass der internationale Tourismus auch hier immer mehr an Fahrt gewinnt. Ich denke, Mecklenburg–Vorpommern wird gerade neu entdeckt“, sagt sie über ihre täglichen Begegnungen mit den Besuchern — auch das Netflix–SpinOff zu Bridgerton sei in Ansätzen für den Bekanntheitsgrad im Ausland förderlich.

Das 3 Königinnen Palais rechne in dieser Saison mit 8000 Besuchern für Ausstellung und Sonderausstellung, wobei es schwierig sei, die tatsächliche Zahl an Gästen zu errechnen: Durch die Besucher der Touristeninformation und des Cafés sei die tatsächliche Zahl der Besucher deutlich höher, gleichzeitig aber auch schwerer messbar. „Seit dem Ende der Pandemie–Maßnahmen steigen die Besucherzahlen stetig an“, kann das Palais jedoch vermelden.

Das Gebäude, in dem sich das Museum heute befindet, war zu Zeiten von Charlotte das Haus für die Bediensteten — „das gediegene Küchenpersonal“ arbeitete hier, wie Meier erklärt. Während das ehemalige Kavalierhaus heutzutage ein Highlight der Schlossinsel ist, sah es zu DDR–Zeiten noch ganz anders aus: Das Thema Adel und Monarchie wurde „bewusst im Sozialismus ausgelassen“, sagt Meier, die selbst in der DDR aufgewachsen ist. „Wir haben eigentlich über die Geschichte von Mecklenburg–Strelitz sehr wenig erfahren“, blickt sie auf ihre Schulzeit zurück. Zu DDR–Zeiten sei das Schloss ein Seniorenheim gewesen, erst nach der Wende wurde sich genauer mit der Vergangenheit des Gebäudes befasst, bis im Jahr 2010 schließlich das 3 Königinnen Palais eröffnet wurde.

„... durch die Zeit und Geschichte gehen“

„Gerade für die kleinen Prinzessinnen, die unser Haus besuchen, sind die nachgeschneiderten Kleider aus verschiedenen Epochen faszinierend“, sagt Meier über die Ausstellung im Museum. Diese behandelt dabei nicht nur das Leben der drei Königinnen, auch regionalgeschichtliche Themen und eine vierteljährlich wechselnde Galerie sind mit inbegriffen. „Die Leute können hier ein bisschen durch die Zeit und Geschichte gehen“, erklärt Meier.
Besonders beliebt sei bei den Besuchern die Schatzsuche, die von Juli bis Oktober jeden Dienstag und Donnerstag veranstaltet wird. „Die Schatzsuche ist für die ganze Familie, das ist Teamarbeit“, erklärt die Museumsmitarbeiterin über den schon seit der Museumsgründung existierenden Programmpunkt. An einem Tag hätten sogar schon mal 100 Personen an einer Schatzsuche teilgenommen, erklärt Meier. Verschiedene Stationen müssen auf der Museumsinsel mithilfe einer Schatzkarte gefunden werden, Fragen müssen richtig beantwortet werden und am Ende wartet auf die kleinen Schatzsucher eine süße Überraschung sowie eine Urkunde. „Viele Besucher kennen die Schatzsuche schon und wiederholen sie trotzdem noch mal“, sagt Meier über den Erfolg des Projekts, bei dem die Teilnehmer viel über Charlotte und über die Geschichte der Region lernen.

Schatzsuche jeden Dienstag und Donnerstag

„Die Leute rennen bei der Schatzsuche auch im Regen über die Insel“, sagt die Museumsmitarbeiterin und verweist darauf, dass die Schatzsuche auch bei Niederschlag stattfinden kann. Jeden Dienstag und Donnerstag bereitet eine Person aus dem Museumsteam die Schatzsuche vor: Stationen müssen vorbereitet werden, aber auch die Leute auf der Insel sind in die Suche involviert — so müssen unter anderem beim Hafenmeister und in der Johanniterkirche Aufgaben gelöst werden. Wie lange die Schatzsuche dauert, hängt ganz individuell von den Teams ab — eine Gruppe hätte die Schatzsuche laut Meier sogar schon mal in nur zwanzig Minuten geschafft. Die Geschwindigkeit sei aber nicht bedeutend, am Ende würden alle Schatzsucher eine Belohnung bekommen, betont sie.

Viel für die Zukunft geplant

Erfreut sind Meier und die anderen Mitarbeiter im Museum darüber, dass in diesem Jahr wieder mehr Leute in das Museum kommen würden als in den Jahren davor. „Ich hoffe natürlich, dass das in den nächsten Jahren so weitergeht“, sagt sie. Seitens der MuSeEn gGmbH, die unter anderem das 3 Königinnen Palais in kaufmännischer, strategisch–konzeptioneller und kommunikativer Verantwortung betreibt, sind für die Zukunft gestalterische und inhaltliche Veränderungen geplant: „Der Fokus soll auf die Stärkung des Haus–Charakters als WelcomeCenter für die Region gesetzt werden, der Foyer– und Cafébereich soll neu gestaltet werden und im Obergeschoss soll hauptsächlich digital über die Kultur– und Kunstszene des Landkreises informiert werden.“ teilt Sven Rose, der Kaufmännische Leiter der MuSeEn gGmbH, mit.

Steckbrief: 3 Königinnen Palais

Das 3 Königinnen Palais befindet sich auf der Mirower Schlossinsel. Von April bis Oktober hat das Palais täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, zwischen November und März mittwochs bis sonntags von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene regulär 5 Euro, Kinder zwischen sechs und 16 Jahren zahlen 2,50 Euro. Die Teilnahme an der Schatzsuche kostet pro Team 10 Euro. Auch Inselführungen werden Angeboten und kosten für eine Gruppe bis 30 Personen 50 Euro, Anmeldungen und weitere Informationen sind auch telefonisch (039833 269955) und per Mail (info@3koeniginnen.de) möglich.

Subscribe for notifications