Nach der Begegnung mit meiner ersten Leiche hatte sich mein Bild von der Arbeit im Rettungsdienst ein wenig normalisiert. Im theoretischen Ausbildungsteil kann man noch so häufig darauf hingewiesen werden, dass der Rettungsdienst derbe, oftmals unangenehm und undankbar ist – irgendwie geht man davon aus, dass es trotzdem ein bisschen so ist wie in Filmen. Dass die Angehörigen atemlos die Tür aufreißen, ein schnelles „Gott sei Dank, dass Sie da sind!“ hauchen und sich während der Maßnahmen kooperativ zeigen.
In der Wirklichkeit waren die Angehörigen oftmals ein größeres Problem als die Patienten selbst. Besonders in den Fällen, in denen der Patient nicht mehr in der Lage war, für sich selbst zu sprechen, wurden die Angehörigen zu einem allwissenden Ersatzsprachorgan.
„Mein Mann mag Krankenhäuser nicht!“, sagte die ältere Dame und verstellte die Haustür. „Sie können ihn hier behandeln, aber er verlässt das Haus nicht. Diese Krankenhausumgebung macht ihn nur noch kränker.“
Mona deutete auf das eingefallene und verzogene Gesicht des Mannes. „Ihr Mann hat einen Schlaganfall. Wir werden ihn in ein Krankenhaus bringen, damit wir dort die bleibenden Schäden eindämmen können. Gehen Sie bitte aus dem Weg oder wir rufen die Polizei.“
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