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Allgemeines
Wegloses Gelände und Schrofengelände – wo ist da der Unterschied? Die Grenze ist doch mehr oder weniger fließend. Stimmt! Wir haben für uns folgende Unterscheidung getroffen:
Dort, wo ich noch ohne Zuhilfenahme der Hände unterwegs bin, wo aber keine Wege sind, befinde ich mich in weglosem Gelände.
Jetzt kommen die Hände dazu. Das heißt nicht, dass ich fortwährend mit den Händen nachhelfen muss. Aber sie dienen schon öfters der Stabilisierung oder Fortbewegung. Auf welchem Untergrund ich mich bewege, ist hierbei ziemlich egal. Meist ist es steiniges, mit Gras durchsetztes Gelände. Aber es kann auch reiner Fels sein.
Schrofengelände muss nicht weglos sein. Oft sind Routen mit farbigen Markierungen oder Steinmännern gekennzeichnet, das Gelände erlaubt es aber nicht, einen Weg anzulegen oder die Route ist zu wenig frequentiert, als dass sich ein Weg "austritt". Aber meistens finden sich in diesem Terrain keine Wege. Und selbst wenn: Der Wegverlauf ist oft unklar. Jeder sucht sich seine Idealroute.
Routenwahl
Ähnlich wie beim Gehen in weglosem Gelände ist auch im Schrofengelände die Routenwahl immens wichtig. Da es sich hier meist um steiles Gelände handelt, ist die Gefahr von Steinschlag oder Absturz ungleich höher.
Zudem sind auf vielen Karten die Schrofen nur noch in Form von Schraffierungen zu erkennen. Somit ist eine gute Orientierung mit der Karte oft nicht mehr möglich. Deshalb ist jede Information über den Wegverlauf oder die Richtung wichtig, wenn der Verlauf nicht eindeutig ist (wie auf Rücken oder Graten). Seien es entgegenkommende Bergsteiger, die man fragt, markante Wegpunkte oder Angaben vom Hüttenwirt: Alles zählt.
Und wenn die Möglichkeit besteht, schauen Sie sich das Gelände von der Ferne gut an und legen Sie eine mögliche Route fest. Merken Sie sich schon aus der Ferne so viele markante Punkte wie möglich!
Voraussetzungen
Im Schrofengelände ist Kontrolle alles. Unkontrolliertes Springen, unsichere Schritte oder Stolpern sind hier fehl am Platze. Im Gegensatz zum weglosen Gelände bedeuten Schrofen häufig Absturzgefahr. Und im Gegensatz zum Klettern ist man hier (meist) nicht gesichert. Deshalb sollten sich Anfänger oder besonders Unsichere auch in diesem Gelände langsam an ihre Grenzen heran tasten. Und wenn Ihnen danach ist, sichern Sie sich oder lassen Sie sich sichern. Das ist keine Schande, sondern zeigt, wie verantwortungsbewusst Sie sind.
Aufstieg
Im Schrofengelände ist alles anders. Serpentinen im Aufstieg sind nur noch dann sinnvoll, wenn das Gelände den Weg vorgibt. Ansonsten gilt es, den Weg mit dem geringsten Gefahrenfaktor zu wählen. Zweites Kriterium: die Bequemlichkeit. Wo komme ich am einfachsten, besten und schnellsten hinauf? Festes Blockwerk ist besser als loser, steiler Schotter. Homogenes Gelände besser als ständig wechselnder Untergrund. Oft ist der schnurgerade Weg der beste.
Ganz wichtig: Gehen Sie langsam! Versuchen Sie, Ihren Rhythmus zu finden, und zwar einen Rhythmus, den Sie auch längere Zeit durchhalten. Denn: Erst kurze Stellen schnell zurückzulegen, um dann wieder nach Luft ringend stehenzubleiben, ist unökonomisch.
Sicherheit
Schrofen sind unfallträchtig. Das ist wahrscheinlich deshalb so, weil der Übergang zwischen dem ungesicherten Berggehen und dem gesicherten Klettern fließend ist. Im Aufstieg werden Sie sich kaum je überfordert fühlen. Doch dann kann ein Riegel kommen, den Sie ohne Sicherungsmittel nicht überwinden können. Also ist Rückzug angesagt. Dann der erste Blick ins Tal und – oh Schreck – wie schaffe ich das bloß? Also denken Sie bitte schon beim Aufstieg an den Abstieg und stellen Sie sich immer wieder die Frage: "Wie komme ich hier wieder sicher runter?"
Der Abstieg
Marke besonders delikat: Sicherer Abstieg im Schrofengelände fordert Erfahrung. Es gilt zu erkennen: Wo komme ich gefahrlos hinunter, wo geht es weiter, was geht am einfachsten? Auch für den Abstieg gilt: Meist ist es geradeaus hinunter besser als in (zwanghaften) Serpentinen zu gehen. Das Gelände gibt den Weg vor.
Taloffen (mit Gesicht zum Tal) absteigen, kostet Überwindung, ist aber effizienter. Man hat das "Zielgelände" vor sich und deutlich bessere Übersicht als beim Rückwärts-Abklettern. Erst wenn es annähernd senkrecht wird, ist rückwärts die bessere Wahl.
In Rinnen kann man durch Spreizen und Stützen hervorragend schnell und auch sicher Höhen überwinden. Aber auch das geht nur taloffen.
Technik
Die Technik im Misch-Gelände setzt sich zusammen aus Elementen des Gehens und des Kletterns. Die Füße sollten so lange wie möglich auf Reibung stehen, nur selten gibt eine Schuhkante besseren Halt. Auch hier gilt: Kleine Schritte halten fit. Riesige Schritte ermüden und sind meist ungünstig für das Gleichgewicht.
Bleiben Sie aufrecht. Hinsetzen oder sich zum Hang lehnen bewirkt (fast immer) das Gegenteil dessen, was Sie erreichen wollen. Außer bei sehr hohen Stufen. Da kann kurzes Abhocken die schnellste und einfachste Methode sein. Aufrecht haben Sie die stabilste Position und den meisten Druck (und damit Halt) auf den Sohlen.
Sind die Tritte horizontal weit voneinander entfernt, hilft oftmals schnelles Hin- und Herwippen zwischen diesen Tritten. Griffe sollten nicht nach außen belastet werden, sondern möglichst senkrecht nach unten. Dies reduziert die Gefahr, dass Griffe ausbrechen. Meist reicht schon Abstützen mit den Händen. Wer an Griffen ziehen muss, macht häufig zu große Schritte. Gleiches gilt für die Tritte: Möglichst nah am Schwerpunkt belasten.
Gefahren
Steinschlag ist eine ständige Bedrohung, gerade wenn Sie in der Gruppe gehen oder wenn viele Personen am Berg unterwegs sind. Auch Steine, die nicht frei fallen, sondern ins Rollen gekommen sind, können üble Folgen haben. Deshalb bei vertikalem Aufstieg möglichst nahe beieinander bleiben, bei horizontalem Wegverlauf die gefährdeten Zonen einzeln queren.
Ganz wichtig ist es auch, die gesamte Lage zu erkennen. Wo droht ein Absturz? Wie sicher gehe ich? Wie sicher gehen die anderen Gruppenmitglieder?
Jeder, der sich ab und zu in steilerem Schrofengelände bewegt, weiß, dass nicht jede steile Stelle gesichert werden kann. Aber gerade deshalb gilt es einzuschätzen, wie sicher man selbst und die anderen unterwegs sind. Werden Gruppenmitglieder unsicher, hilft nur eins: umkehren.