Die Darmstädter Geschichtsfreunde fusionieren im Verein Darmstadtia. Wichtigstes Ziel ist ein gemeinsamer Ausstellungsort. Eine Kostprobe der Schätze bekommt man beim Blick in einen Lagerraum.
Wolfgang Martin (links) und Wolfgang Faust setzen sich für ein Stadtmuseum ein, in dem auch alte Fotos wie das der Reservisten der Leibgarde von 1909 ausgestellt werden sollen. Fotos: Torsten Boor
Jetzt teilen:
DARMSTADT - Vorsichtig hebt Professor Wolfgang Martin ein 100 Jahre altes Porzellantässchen mit schwarzen Brandspuren aus einem Karton. "Das ist eine Tasse mit Geschichte", sagt der Vorsitzende des Vereins Darmstadtia. Anfang des 20. Jahrhunderts haben die Darmstädter aus solchen Jugendstiltassen im Café Ernst Ludwig ihren Kaffee getrunken. In der Nacht des 11. September 1944 wurde das Café am heutigen Sparkassen-Standort am Luisenplatz zerstört - so, wie auch das historische Stadtmuseum in der schicksalhaften Nacht von Trümmern verschüttet wurde.
Die Tasse ist nur ein Beispiel dafür, was Wolfgang Martin und seine Vereinskollegen seit Jahren gerne in einem Stadtmuseum ausstellen wollen. "Wir haben einen unglaublichen Fundus an Darmstadt-Objekten, die - an mehreren Stellen verteilt - nur darauf warten, den Bürgern gezeigt zu werden", sagt der Jurist. Sogar einen Freundeskreis Stadtmuseum Darmstadt hat er dafür 1989 gegründet, dem er seitdem auch vorsitzt.
Um dieses Ziel zu erreichen und alle Freunde der Darmstädter Geschichte unter einen Hut zu bringen, hatten Wolfgang Martin und Mitstreiter Wolfgang Faust nun die Idee, die darmstadt-affinen Geschichtsvereine zu bündeln. So wurde vor vier Wochen der 1989 gegründete Freundeskreis aufgelöst. Dessen Mitglieder gingen in dem Verein Darmstadtia auf, der im Jahr 2000 aus "Schützt Darmstadt" und der Bürgeraktion Pädagog hervorgegangen war.
Auch eine Jugendstil-Tasse aus dem früheren Café Ernst Ludwig in der Rheinstraße gehört zu den Sammelstücken. Foto: Torsten Boor
"Damit ist ein Petitum erfüllt, das schon der frühere Leiter des Kulturamts, Roland Dotzert, vor 30 Jahren aufgestellt hat", sagt Martin. Und das hieß: "Alle Traditionsvereine unter ein Dach!" Wolfgang Faust, Interimsschatzmeister im Freundeskreis, sieht das ganz ähnlich. "Wir brauchen einen einprägsamen 'Brand'. Darmstadtia klingt deutlich entschlossener als Freundeskreis", sagt er.
Die rund 200 Mitglieder werden demnächst nicht nur die Vereinsbroschüre, die seit 1989 unter dem früheren Vereinsnamen "Schützt Darmstadt" erscheint, erhalten. Vor allem wollen sie - vor der Einrichtung eines Stadtmuseums - eine Anlaufstelle für Bürger schaffen, die Objekte mit Darmstadt-Bezug spenden wollen. Da es davon jedoch schon etliche gibt, die zum Teil in Räumen des Alten Pädagogs oder in einem Gebäude in der Holzhofallee lagern, müsse man zunächst Flächen beschaffen, in denen der Verein die Sammelstücke dauerhaft unterbringen könne.
NEUE MITGLIEDER
Neumitglieder und solche, die es werden wollen, können sich an Professor Wolfgang Martin wenden unter der Rufnummer 06151-48135 oder per Mail an Wolfgang.Martin@SuK.THM.de.
Dort können sich auch Bürger melden, die interessante Objekte für das geplante Museum zur Verfügung stellen wollen. (net)
Eine Kostprobe der Schätze bekommt man beim Blick in einen Lagerraum: Gemälde, Karten, Möbel, Bücher, ein Lastenrad von 1948, Brandbomben, Dachziegel des ehemaligen Poststegs am Hauptbahnhof und eine komplette, improvisierte Not-Apotheke, in der sich die Bevölkerung nach dem Krieg mit Arznei versorgt hat - "wir hätten allerhand zu zeigen", so Martin.
Nun hängt es also an Räumen, in der die Ausstellung gezeigt werden könne - und die es laut Darmstadtia im Alten Pädagog ja auch gebe. Dafür allerdings braucht es die Unterstützung der Stadt. "Ohne sie", sagt Martin, "haut das nicht hin". Im Rathaus begrüßt man das Engagement der Bürger. "Wir stehen dem Ansinnen, das Gedächtnis der Stadt Darmstadt zu bewahren, wohlwollend gegenüber", sagt deren Sprecher Klaus Honold.
Konkrete Pläne für ein Stadtmuseum gebe es allerdings nicht. Das "vordringliche Bestreben" der Stadt sei derzeit, dass die Bewerbung der Mathildenhöhe als Weltkulturerbe erfolgreich verlaufe. Auch brauche es für ein Museum nicht nur Objekte und einen Raum, sondern ein Konzept, so Honold.
"Das", sagt wiederum Wolfgang Martin, "liegt schon fertig in der Schublade." Der Verein verfüge außerdem über ausgewiesene, in Museen tätige Fachleute. Besonderes Augenmerk werde man auf pädagogische Aspekte legen. So solle etwa eine Brandnacht-Installation auf Schulklassen zugeschnitten sein.
Das Interesse der Bürger wolle man durch wechselnde Themenausstellungen wach halten. "Zunächst aber wollen wir die Bürger zu Spenden animieren", so Martin. Dann werde der Verein das Thema Brandnacht angehen; mit der Stadt habe es dazu "ermutigende" Vorgespräche gegeben. Und eine weitere gute Nachricht sei: "100 000 Euro Spenden sind schon zugesagt."
Legen Sie sich Favoriten an, um schneller zu Ihren Lieblingsseiten zu gelangen. Wie das geht, erklären wir Ihnen in diesem Artikel.
Weiterleitung
Sie werden weitergeleitet zu https://sso.meine-vrm.de/passwort-vergessen?next=https%3A%2F%2Fwww.echo-online.de%2Fservice%2Fprofil%2Flogin
Schliessen
Anmelden
Sie besitzen noch kein Benutzerkonto? Dann registrieren Sie sich jetzt kostenlos! Registrieren
Weiterleitung
Sie werden weitergeleitet zu https://www.vrm-datenschutz.de/nachrichtenportale-em.htm
Schliessen
Cookie-Hinweis
Cookies sind kleine Textdateien, die auf Ihrer Festplatte gespeichert werden und für die korrekte Funktionsweise einer Website wichtig sind. Wir setzen Cookies ein, um unsere Website nutzerfreundlicher zu gestalten, eine optimale Performance und einen reibungslosen Aufbau zu gewährleisten. Einige Elemente unserer Internetseite erfordern es, dass der aufrufende Browser auch nach einem Seitenwechsel identifiziert werden kann. Durch Cookies von Drittparteien erhalten Sie personalisierte Werbung, die besser auf Ihre Interessen angepasst sind. Weitere Informationen zu diesen Cookies und der Verarbeitung Ihrer persönlichen Daten finden Sie in unserer Datenschutzbestimmung. Mit der Nutzung unserer Nachrichtenportale stimmen Sie der Verwendung dieser Cookies zu.