<link rel="stylesheet" href="https://www.welt.de/assets/article/article.main.cf6fc720.css">
  1. Home
  2. Regionales
  3. Hamburg
  4. Flüchtlinge in Boostedt: Der „Höllenritt“ eines Bürgermeisters

Hamburg

Schleswig-Holstein Der „Höllenritt“ des Boostedter Bürgermeisters

| Lesedauer: 2 Minuten
Korrespondent
In der Rantzau-Kaserne in Boostedt sind die Flüchtlinge untergebracht In der Rantzau-Kaserne in Boostedt sind die Flüchtlinge untergebracht
In der Rantzau-Kaserne in Boostedt sind die Flüchtlinge untergebracht

Quelle: dpa/Frank Molter

Boostedt galt als Vorzeigeort für den Umgang mit Flüchtlingen. Viele engagierten sich, auch der Bürgermeister. Nun klagt er über das schlechte Benehmen von Migranten ohne Bleibeperspektive. Von der Landesregierung fühlt er sich alleingelassen.

Er war einer der ersten, der geholfen hat. Er hat sich gegen das Misstrauen gestemmt, das allein die Ankündigung, in seiner Gemeinde könnte eine Flüchtlingsunterkunft entstehen, hervorgerufen hatte. Er hat Runde Tische organisiert und mit Bürgerversammlungen dazu beigetragen, dass Boostedt „in der Flüchtlingsbetreuung als Vorzeigeobjekt“ galt, wie es Hartmut König selbst ausgedrückt hat.

Drei Jahre später ist der ehrenamtliche Bürgermeister der Gemeinde Boostedt (Kreis Segeberg) bitter enttäuscht. Von der Respektlosigkeit der Flüchtlinge, von Rüpeleien, Vermüllung und mangelndem Integrationswillen. Aber auch von der Landesregierung, von der er sich nicht angemessen unterstützt fühlt.

„Wir Boostedter werden vom Land alleingelassen“, klagt Christdemokrat König über die Politik der christdemokratisch geführten Kieler Landesregierung. Für seine Gemeinde sei der Umgang mit den Flüchtlingen inzwischen „ein Höllenritt“ geworden, sagte der Kommunalpolitiker WELT. Zuvor hatte König Boostedts Nöte und deren Ursachen ausführlich in den „Kieler Nachrichten“ beschrieben.

Landesregierung: Zahl der Flüchtlinge soll sinken

Kernpunkt seiner Kritik ist die gegenüber den Anfängen der Flüchtlingsunterkunft deutlich veränderte Zusammensetzung der in Boostedt Untergebrachten. Während dort zunächst vor allem integrationswillige Familien gelebt hätten, seien inzwischen rund 800 der 1200 Bewohner zumeist männliche Migranten, die ohne jede Bleibeperspektive in Deutschland seien und nur noch auf ihre Abschiebung oder Rückführung warteten. Hilfsangebote wie Deutschkurse seien nicht mehr angenommen worden, auch das einst vorbildliche ehrenamtliche Engagement zahlreicher Boostedter Bürger sei in sich zusammengebrochen.

„Auch wenn es das Land abstreitet“, so König, „ich habe das Gefühl, dass wir hier ein Ankerzentrum sind. Ein Ankerzentrum hintenrum“, in dem die Geflüchtete nur noch ihre Zeit absäßen. Die Zahl der Zwischenfälle innerhalb der Unterkunft sei ebenso angestiegen wie die Zahl der Bürger, die sich über das schlechte Benehmen beschwerten. „Das ist deine Willkommenspolitik“, werde er häufig von Mitbürgern angesprochen, „und das haben wir nun davon.“

Das Kieler Innenministerium wollte sich am Mittwoch offiziell zunächst nicht zu den Vorwürfen des Bürgermeisters äußern. Ein Sprecher verwies jedoch auf Gespräche, die in den vergangenen Wochen geführt worden seien. Ein Ergebnis: Die Zahl der in Boostedt untergebrachten Flüchtlinge soll im kommenden Jahr von derzeit 1200 auf 500 bis maximal 700 sinken.


KOMMENTARE (155)


Sie sind nicht angemeldet.
Bitte melden Sie sich bei der WELT Community an, um kommentieren zu können.
ANMELDEN
Ihr Kommentar
0/1200 ZeichenABSENDEN
Sortieren nach

vor 49 Sekunden
Das ist was der von Merkel hochgeschätzte Günther, MP von SH, unter einer erfolgreichen Asylpolitik versteht. Alles in Ordnung, die Politik wird vom Volk (denen, die schon länger hier leben) akzeptiert. In den Kieler Nachrichten können Sie sich über die Problematik und die Zumutungen der Bevölkerung ein Bild machen. Das führt dazu, daß der CDU Bürgermeister den Weg in die Öffentlichkeit wählt und dankenwerteweise dabei von der KN unterstützt wird. 73% der Anträge auf Asyl werden abgelehnt und die Mehrzahl der dort Untergebrachten wartet auf die Rückführung. In der Regel verschwinden sie unabgemeldet. Es ist der große Fehler unsere Asylpolitik, so viele erst aufzunehmen, um sie dann wieder abzuschieben. Wer dann keine Perspektive mehr hat, greift dann auch leicht zum Messer. Im Gefängnis ist eine Versorgung garantiert!

vor 3 Minuten
Der Aufschlag auf den Boden der Realität ist brutal. Es werden künftig noch einige aufschlagen, aber aus einer noch größeren Fallhöhe. "Das konnte ich nicht wissen" wird man sagen. Liebe Bürgermeister und Helfer, es kommen noch mehr. Bitte etwas mehr Anstrengung.

vor 3 Minuten
Versucht mal zwei Wölfe in einer Schafherde zu integrieren..

vor 4 Minuten
Die Blauäugigkeit und Naivität ist oft schon erschreckend. Sich zuerst in seinem Sozialverhalten und mit Humanität sonnen und wenn es schief geht, Hilfe und die Schuld für das Misslingen bei Anderen suchen.

vor 4 Minuten
"Er hat sich gegen das Misstrauen gestemmt" ... und das Vertrauen betrogen. Anzunehmen, dass er auch die Skeptiker und Wrner diffamiert hat, wie man es so oft erlebte.

vor 5 Minuten
Seine Partei ist doch dafür, die Leute an der Grenze nicht abzuweisen. Also selbst schuld.

vor 6 Minuten
Immer wieder lustig, wenn Naivlinge von der Realität eingeholt werden. Leider müssen wir das mit ausbaden.

vor 9 Minuten
Ob Herr Günther sich neben seiner bundespolitischen Allüren dieser asylpolitischen Realität stellt, die es ja eigentlich bei ihm in Schleswig-Holstein nicht gibt

vor 10 Minuten
Lieber Herr Bürgermeister, Du wolltest sie - jetzt hast Du sie. Als Boostedter Bürger würde ich mich daran bei der nächsten Wahl auch erinnern.

vor 5 Minuten
"Nun sind sie nun mal da" aber seihen Sie sicher, lieber Herr Bürgermeister von Boostedt, Sie schaffen das

vor 11 Minuten
Im ersten Impuls wollte ich einen entsprechend hämischen Post dazu schreiben ... aber eigentlich tut mir der Bürgermeister leid. Eigentlich tun mir alle Menschen leid, die erst gutwillig diese Menschen aufgenommen haben und dann hinterher durch deren Benehmen (Vermüllung, Vergewaltigung, Straftaten etc.) enttäuscht werden und eventuell mit Geld oder - noch schlimmer - Gesundheit oder Leben zahlen müssen. All' diese Menschen, getäuscht von einer "wir-schaffen-das"-Kanzlerin.

vor 3 Minuten
... ich denke das "Leidtun" des Bürgermeisters ist zu simpel. Der Mann hatte sich um eine Verantwortungsposition beworben und ist dieser in seiner Naivität nicht gerecht geworden. Er hat damit viel Schaden angerichtet und sollte zur Verantwortung gezogen werden.


Sie sind nicht angemeldet.
Bitte melden Sie sich bei der WELT Community an, um kommentieren zu können.
ANMELDEN
Anzeige