SENDETERMIN
Di, 12.1. | 17.45 Uhr
| SWR Fernsehen in Rheinland-Pfalz
Nach Silvester-Übergriffen in Köln
Online-Hetze gegen Selina
Beschimpft, belästigt und bedrängt: Die 26-jährige Selina aus Koblenz berichtete vergangene Woche von den Übergriffen, die sie in der Silvesternacht in Köln am eigenen Leib erfahren hatte. Danach wurde sie im Internet massiv angefeindet.
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Selina ist geschockt und unglaublich wütend, wenn sie an das Video denkt, das ein wildfremder Mann über sie ins Internet gestellt hat. Zu sehen sind darin Ausschnitte aus ihrem Fernsehinterview. Darin erzählt sie, dass die Männer, die sie an Silvester belästigt haben, südländisch aussehen und arabisch gesprochen haben. Dafür wird die 26-Jährige als rassistisch und rechtsradikal beschimpft.
"Ich hätte gesagt, es wären Muslime gewesen", erzählt sie dem SWR in einem zweiten Interview. "Aber das habe ich nirgendwo gesagt, würde ich auch nie sagen, da man vom Aussehen her niemals die Religion festmachen kann." Die Macher des Videos hätten ausgiebig recherchiert und sogar ihren vollen Namen im Internet veröffentlicht. "Das hat mir schon sehr Angst gemacht", sagt die junge Frau.
Das Hetz-Video verbreitet sich rasend schnell im Internet und landet und sogar auf der Seite des islamistischen Predigers Pierre Vogel. "Als ich das gesehen habe, musste ich wirklich schlucken und ich hatte Angst. Ich war mir nicht sicher, was passiert, wenn jetzt jemand vor meiner Tür steht", sagt sie. "Was wenn das jemand sieht, der das sofort glaubt oder einen radikalen Hintergrund hat?"
Instrumentalisiert für salafistische Zwecke
Facebook-Seite des Hasspredigers Pierre Vogel
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Die Hetze ging sogar soweit, dass sie auf der Arbeit Drohanrufe bekommt. Doch Selina lässt sich das nicht gefallen und wehrt sich auf ihrer Facebookseite gegen die Vorwürfe. Schließlich meldet sich der Mann, der sie in dem Video beschimpft hat. Ob das etwa nicht stimme, was er in dem Video behaupte, fragt er sie. "Ich habe ihm dann erklärt, dass das alles nicht stimmt und ihm gedroht, zum Anwalt zu gehen und wegen Rufmordes und Geschäftsschädigung anzuzeigen", erzählt Selina. Eine Ansage die Wirkung zeigte: Das Video wurde aus dem Netz genommen.
Selina hat den Mann nicht angezeigt. Dass es solche Reaktionen auf ihren öffentlichen Auftritt geben könnte, damit hätte die 26-Jähirge niemals gerechnet. Doch sie würde immer wieder so handeln: "Ich lasse mich davon nicht unterkriegen und genau deshalb spreche ich offen darüber", sagt sie.
Stand: 12.1.2016, 16.42 Uhr