11.07.13

Asiana-Absturz

Warum Südkoreaner so schlechte Piloten sind

Die Ursachensuche für den Asiana-Absturz mit zwei Toten in San Francisco läuft. Ein Ex-Mitarbeiter spricht nun über die katastrophale Ausbildung – und erklärt, warum Südkoreaner so schlecht fliegen. Von

Bruch-Pilot hatte kaum Erfahrung mit Boeing
Quelle: Zoomin.TV Der Pilot einer südkoreanischen Maschine, die in San Francisco eine Bruchlandung machte, war noch unerfahren. Wie sich nun herausstellte, hatte er kaum Erfahrungen mit der Boeing 777.

Nach dem Flugzeugunglück einer Boeing 777 in San Francisco, bei dem zwei 16-jährige Chinesen starben, ist eine Diskussion über die generellen Fähigkeiten der südkoreanischer Asiana-Piloten entbrannt. Angefacht wird die Debatte durch die Email eines ehemaligen Ausbilders, die auf mehreren Webseiten auftauchte und Insiderwissen enthüllt.

Tom Brown, wie sich der Autor nennt, habe zwischen den Jahren 2003 und 2008 in Südkorea als Simulationstrainer gearbeitet und beschreibt sehr detailliert den Ablauf der Ausbildung.

"Der Asiana-Unfall macht mich krank", schreibt der Ex-Pilot, auch wenn er überrascht sei, dass es nicht zu mehr Abstürzen dieser Art gekommen sei. "Es wird zu weiteren Unfällen kommen, wenn die Ausbildung nicht drastisch verändert wird." Die Detailtreue in seiner Beschreibung und die Aussagen anderer Piloten und Flugtrainer unterstützen den Wahrheitsgehalt seines Berichts.

Brown habe demnach auch mehrere Monate für Korean Airlines sowie Asiana gearbeitet, bei denen sich seitdem die Ausbildung grundsätzlich nicht verändert habe. Südkoreanische Fluglinien seien zu Beginn der 2000er-Jahre gezwungen worden, US-amerikanische und europäische Ausbilder anzustellen, weil es in den 80er- und 90er-Jahren zu Zwischenfällen gekommen war, die beinahe zu einem Landeverbot für südkoreanische Maschinen geführt hätten.

Brown beschreibt die Zustände in der südkoreanischen Flugausbildung als katastrophal: "Ich habe vergessen, wie viele Ausbilder damals gefeuert wurden, nur weil sie 'normale' Standards ansetzten." Dazu zählte etwa die manuelle Landung bei klarer Sicht und zehn Knoten Gegenwind. Offenbar scheiterten selbst lang gediente Flugkapitäne an dieser Aufgabe.

Falsche Angaben bei Flugstunden

Es seien häufig Fehler aufgetreten, die erfahrenen Piloten nicht passieren dürfen, aber als Ausbilder durfte er ihnen keine Tipps geben. Einige Kandidaten ließ er durchfallen, was aber nicht zu deren Entlassung führte, sondern lediglich zu einem erneuten Test – bloß dieses Mal mit einem anderen Dozenten.

"Koreaner sind sehr, sehr schlau", schreibt Brown weiter, "weshalb es mich doppelt gewundert hat, dass sie ein Flugzeug nicht gut fliegen können." Er erklärt sich die Zustände mit dem Bildungssystem des Landes, das schon in der Grundschule das Wiederholen, aber nicht die konkrete Umsetzung dieses Wissens trainiert. "Sie kamen zu Flugstunden und hatten das gesamte Handbuch Wort für Wort gelernt", schreibt Brown, "waren aber häufig unfähig, das Wissen entsprechend anzuwenden."

Außerdem zweifele Brown stark an den Angaben, die südkoreanische Piloten über ihre geflogenen Meilen machen – was wiederum mit der Grenze zu Nordkorea zu tun habe. Es gibt in Südkorea wegen der schlechten Beziehungen zum Nachbarland keine zivile Luftfahrt und somit wenig Möglichkeiten, außerhalb des Militärs Flugerfahrung zu sammeln. "Häufig bedeutet das, dass Piloten in einem Flugzeug sitzen, in dem der Autopilot eingestellt ist."

Tatsächlich wurde genau das den Piloten vom Asiana-Flug nach San Francisco zum Verhängnis: Den ersten Ermittlungen zufolge verließen sie sich bei der Landung auf den Autopiloten und bemerkten erst rund 60 Meter über dem Boden, dass sie zu langsam waren. Statt mit empfohlenen 253 Kilometern pro Stunde habe die Maschine mit einer Geschwindigkeit von nur 196 Kilometern pro Stunde die Landebahn erreicht.

Pilot behauptet, er sei geblendet worden

Der Unfallpilot selbst behauptet zwar, dass er während des Landeanflugs von einem Lichtblitz geblendet worden sei. In einer vierstündigen Aussage erklärte der Südkoreaner, das Licht habe er in einer Höhe von etwa 150 Metern wahrgenommen. Damit erschien es etwa 34 Sekunden vor dem Aufschlagen des Flugzeugs auf der Landebahn.

Die fehlende Geschwindigkeit hat er aber bisher nicht erklären können. Die Ermittler versuchen nun herauszufinden, woher das beschriebene Licht gekommen sein könnte und was die Ursache dafür war. Tatsächlich kommt es immer wieder vor, dass Piloten beim Start oder Landeanflug mit Laserpointern geblendet werden.

Weder die Fluglinie Asiana noch das südkoreanische Transportministerium hat die Angaben des Piloten bisher kommentiert. Als gesichert gilt allerdings, dass der Pilot erst 43 Stunden Flugerfahrung mit dieser Maschine hatte. Auf anderen Maschinen hatte er zwar knapp 10.000 Flugstunden gesammelt, allerdings war dies seine erste Landung in San Francisco mit einer Boeing 777.

Bei dem Crash waren zwei 16-jährige Mädchen ums Leben gekommen. Ob sie wie vermutet von Rettungsfahrzeugen überfahren wurden, ist noch unklar. 305 Menschen an Bord überlebten, Dutzende wurden schwer verletzt, mehrere Menschen sind seit dem Unglück querschnittsgelähmt.

Beim Aufsetzen auf der Landebahn riss die Boeing 777 zudem noch eine Mauer ein, die den Flughafen am Rande der Bucht von San Francisco vom Meer abgrenzt. Dabei wurde das Fahrwerk abgetrennt. Nach einer Schleuderfahrt, bei der weitere Teile abgerissen wurden, kam die Maschine am Rande der Landebahn zum Stehen.

San Francisco
Überlebende der Boeing 777 berichten vom Absturz
Flugzeug war vor Landung offenbar zu langsam
Quelle: Reuters Noch Sekunden vor dem Aufprall versuchte der Pilot noch, die Landung abzubrechen. Die Unglücksmaschine von San Francisco war ersten Ermittlungen zufolge beim Landeanflug viel zu langsam.
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