Märchenkönig
Ludwig II. so schwul wie nie?
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| Sabin Tambrea als einsamer König in Prunk und Pracht |
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Unser "Kini" lebt. Am 26. Dezember besteigt er - 125 Jahre nach seinem Tod - erneut den Thron. Wird Darsteller Sabin Tambrea in der Neuverfilmung besser sein als Helmut Berger?
Von Carsten Weidemann
Vor wenigen Wochen erst gab es auf arte die Gelegenheit, noch einmal Luchino Viscontis Verfilmung des Lebens von König Ludwig II. zu begutachten. Der 1972 veröffentlichte dritte Teil von Viscontis deutscher Trilogie richtet den Blick auf das Innenleben des bayerischen Herrschers, der so wenig mit der Politik zu tun haben wollte, dem der Krieg und die Gründung des Deutschen Reichs am königlichen Hintern vorbei ging. Einem, dem Ästhetik, Kunst, Musik, Architektur und der Genuss wichtiger waren. Ein sensibler Schöngeist, kein kühler Stratege.
Und ein Mann höchsten Ranges, der mit seinem "Schicksal" haderte, das homosexuelle Begehren in sich zu tragen, der seinen Gelüsten aber mehr oder weniger heimlich nachging. Helmut Berger bot den Kinobesuchern eine mehr als überzeugende Darstellung dieser zerrissenen Figur. Visconti ließ Berger oft nur durch dessen intensive Blicke sagen, welche Kämpfe der König gerade mit sich ausfocht. Auch die Liebe zu den Stallburschen und Hausdienern, mit denen er sich umgab, wird durch dessen Blicke klar, weniger durch seine Handlungen.
Nach der Uraufführung des vierstündigen Werks 1972 in Bonn, gab es viele Proteste. Vor allem aus Bayern wurde wegen der dargestellten Schwulitäten lautstark gepoltert. Und auch die Kinobetreiber waren nicht glücklich mit diesem Monumentalwerk. Es wurden 45 Minuten rausgeschnitten, Ludwig war nun nur noch ein lebensfremder Kunstfreund, kein homosexueller Mann mehr. Welche Facetten des Märchenkönigs in der deutschen Neuverfilmung herausgearbeitet werden, ist noch nicht bekannt. Die für die Produktion verantwortliche Bavaria Film gab aber jetzt den 2. Weihnachtsfeiertag 2012 als Starttermin für "Ludwig II." bekannt.
Kann Sabin Tambrea als schwuler König Helmut Berger vom Thron stoßen?
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| Starrer Blick, Faust in der Tasche. Helmut Berger als Ludwig II. |
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Gespielt wird der jugendliche, idealistische Ludwig von Neuentdeckung Sabin Tambrea. Der aus Rumänien stammende 28-jährige Nachwuchsdarsteller nannte im Interview mit der WAZ einen wichtigen Unterschied zwischen der alten und der neuen Verfilmung: "Ich habe versucht, Ludwig nah an mich heran zu holen, seinen Ängsten und Wünschen auf den Grund zu gehen." Der Film versucht ihn als Menschen zu zeigen. Bei uns wird er nicht zu einem Gott stilisiert wie in der Visconti-Verfilmung." Im gerade veröffentlichten Teaser ist bereits zu erkennen, wie das gemeint ist. Statt bedeutungsschwerer Blicke mit der Faust in der Tasche, bietet Tambrea mehr Action. Sisi wird angeschrien, der König wirft ganz unköniglich mit Gegenständen. Tambrea hatte den notwendigen Druck in sich, um einen expressiveren Ludwig darzustellen: "Während der Dreharbeiten war ich die ganze Zeit in einem Adrenalin-Rausch. Ich konnte kaum abschalten." Das sensibel-homophile bekommt er aber ebenfalls hervorragend hin, wie das erste veröffentlichte Szenenbild in der Oper zeigt.
Als älterer, in seine eigene Welt zurückgezogener König ist Sebastian Schipper zu sehen. Zum weiteren Darstellerensemble gehören u.a. Hannah Herzsprung als Sisi, Edgar Selge als Richard Wagner, Friedrich Mücke als Ludwigs Freund und Vertrauter Richard Hornig, Justus von Dohnányi als späterer Ministerratsvorsitzender Johann von Lutz, Samuel Finzi als Lakai Ludwigs, Tom Schilling als Ludwigs Bruder Prinz Otto, Paula Beer als Sophie in Bayern, Uwe Ochsenknecht als Prinz Luitpold, Peter Simonischek als Minister Ludwig von der Pfordten, Gedeon Burkhard als Graf Max von Holnstein, Katharina Thalbach als Königin Marie, August Schmölzer als Dr. von Gudden, Michael Fitz als Herzog Max in Bayern, Franz Dinda als Heinrich Vogel, Christophe Malavoy als Napoleon III., Bernd Birkhahn als Bismarck, Volker Zack Michalowski als Frisör Hoppe, André Eisermann als Karl Hesselschwerdt, Axel Milberg als König Max II. und August Wittgenstein als Graf Dürckheim. Gedreht wurde auch hier an Originalschauplätzen in Bayern - u.a. Schloss Neuschwanstein, Schloss Linderhof und Schloss Herrenchiemsee.
Video: (Direktlink) |
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| Der erste Trailer zur Neuverfilmung |