Nichts und niemand darf sich Paul Watson in den Weg stellen, wenn der Tierschützer auf rettender Mission für Wale und Haie unterwegs ist. Das musste nun die Justiz in Frankfurt erfahren, wo Watson auf seine Auslieferung nach Costa Rica gewartet hatte. Seit Sonntag ist er aus der Stadt verschwunden.
Man muss sich Paul Watson als einen ungeduldigen Menschen vorstellen. Wie sonst kann einer solch ein Leben führen, eine eigene Flotte aufbauen und auf den Weltmeeren Jagd machen auf Walfänger oder Fischer, die Haien bei lebendigem Leib die Flossen abschneiden? Der 61-jährige Kanadier will keine Unterschriften sammeln, er will das Töten sofort stoppen. Er ist ein von seiner Sache Besessener. Auf seiner Mission zur Rettung der Meerestiere sind ihm Gesetze im Zweifel egal. Und die deutsche Justiz offenbar auch.
Tierschützer Paul Watson. (© dpa)
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Denn Watson ist den Behörden entwischt. Seit Sonntag sei er "seiner Meldeauflage nicht mehr nachgekommen", teilte das Frankfurter Oberlandesgericht am Mittwoch mit - auf Nachfrage habe sein Anwalt dem Gericht gesagt, dass der Tierschützer Deutschland mit unbestimmtem Ziel verlassen habe. Der 61-Jährige war am 13. Mai am Frankfurter Flughafen auf dem Weg nach Frankreich verhaftet worden, weil ein internationaler Haftbefehl aus Costa Rica gegen ihn vorlag. Nach wenigen Tagen setzte das Gericht den gebürtigen Kanadier gegen eine Kaution von 250.000 Euro vorläufig auf freien Fuß, während die Justiz über seine Auslieferung entschied.
"Durch seine Flucht hat Watson gezeigt, dass das in ihn gesetzte Vertrauen nicht gerechtfertigt war", teilt das Gericht jetzt mit. Der Auslieferungshaftbefehl ist jetzt wieder in Kraft. Aber Watson ist getürmt.
Ob das eine weise Entscheidung war, darf man auch als Tierfreund bezweifeln, denn so wird der Ärger noch größer. Watson soll vor zehn Jahren mit seinem Schiff Ocean Warrior einen costa-ricanischen Fischfänger angegriffen und Mitglieder der Crew mit einer Wasserkanone bedroht haben. So sieht es jedenfalls Costa Rica. Watsons Organisation Sea Shepherd, zu deutsch "Hirtin der Meere", stellt den Fall anders dar: Niemand sei verletzt worden, nicht einmal Sachschaden sei entstanden. Mit der Aktion hätten Watson und seine Mitstreiter gegen das berüchtigte "Shark Finning" protestiert.
Diese Praxis ist ebenso verbreitet wie grausam: Weil es lukrativer ist, nur die Flossen von Haien an Land zu bringen, die vor allem in Asien als Delikatesse hohe Erträge erzielen, trennen Fischer die Flossen ab und werfen die meist noch lebenden Haie verstümmelt zurück ins Meer. Dort sinken sie hilflos in die Tiefe und ersticken. Nach Angaben von Tierschutzorganisationen werden jährlich bis zu 73 Millionen Haie wegen ihrer Flossen getötet - nicht nur, aber auch durch Finning. Nach Angaben der internationalen Artenschutzorganisation IUCN ist etwa jede dritte Hochsee-Haifischart vom Aussterben bedroht. Auf den meisten internationalen Gewässern ist Finning verboten, aber das Verbot wird nicht überall durchgesetzt. Anfang dieses Jahres haben auch acht zentralamerikanische Staaten, darunter Costa Rica, das Finning geächtet. Am Auslieferungsgesuch gegen Watson hält das Land dennoch fest.
Während Paul Watson in Frankfurt wartete, erhielt er Unterstützung von Fans. Die amerikanische Schauspielerin Pamela Anderson reiste an, um ihn auf einer Pressekonferenz demonstrativ zu umarmen: "Ich bin ein großer Fan von Paul", hauchte sie. Watson seinerseits hat an die Bundesregierung appelliert, seine Auslieferung zu verhindern: Im Gefängnis in Costa Rica sei er seines Lebens nicht sicher, denn mit Haifischflossen werde viel Geld verdient, und mit Geld werde viel Macht gekauft. Über die Auslieferung hätte das Frankfurter Oberlandesgericht entscheiden sollen; das Bundesamt für Justiz hätte sie bewilligen oder verweigern können. "Costa Rica ist ein Rechtsstaat", heißt es im Bundesjustizministerium - darum sei eine Auslieferung nicht grundsätzlich unmöglich, man habe die Entscheidung des Gerichts abwarten wollen, und die stand noch aus. Nun könnte sich die Frage erübrigt haben.
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(SZ vom 26.07.2012/leja)
Wenn ich den Vorgang richtig durchschaue, wurde Paul Watson per internationalem Haftbefehl gesucht, weil er die Verfolgung wirtschaftlicher Interessen in Costa Rica massiv störte und daduch finanzielle Verluste derjenigen verursachte, die Profit aus schlimmster Tierquälerei saugen, und in Deutschland gefasst. Watson hatte zu keinem Zeitpunkt auf seine Auslieferung "gewartet", sondern bestimmt wie auch zuvor nach einer Möglichkeit gesucht, sich wieder seiner ethisch begründeten Selbstverpflichtung widmen zu können, bei der ihn bestimmt mehr Menschen ideell und materiell unterstützen als es skrupellose Zeitgenossen gibt, die das grausame Treiben der Tierquäler durch den Kauf der den Haien abgekatschten Flossen unterstützen.
Hut ab also vor Paul Watson und Dank an die deutsche Justiz, die ihm die Flucht ermöglichte, auch wenn diese nicht ganz billig war angesichts der Kaution von 250.000 €.
Auch Japan soll mittlerweile einen Auslieferungsantrag gestellt haben. Da kann man wohl nichts anderes mehr machen als abhauen, wenn sich die deutsche Justiz so ignorant verhält.
Besessen ist nicht Watson, sondern diejenigen Leute, die unbedingt Haiflossen haben bzw. Wale fangen und deswegen die internationalen Vereinbarungen nicht einhalten wollen. Mit Unterschriften gegen diese Leute vorgehen zu wollen ist lächerlich. Watson ist einer der ganz wenigen, die die Konsequenzen daraus gezogen haben und sich für die Einhaltung dieser Vereinbarungen aktiv einsetzt.
es ist unfassbar, wie sich unsere regierung und ihre ausführenden organe mal wieder blamiert haben! paul watson hatte das vertrauen, dass hier noch mal vernunft einkehrt und hat sich jeden verdamten tag auf der polizei gemeldet....hat also alles gemacht, was gefordert war. er ist ein held, einer der wenigen menschen, die sich unter einsatz ihres lebens für andere lebewesen einsetzen...und dann schreiben die alle einen derartigen mist! die japaner, norweger und in diesem fall die costa ricaner sind in diesem fall diejenigen, die dreck am stekcne haben! jedes tier hat ein recht auf leben und dieser planet hat auch ein recht auf leben und der mensch zerstört alles und wenn jemand sich dagegen stellt, ist auch auch noch ein verbrecher??????wie bitte??????????
Kanadische Forscher melden einen Rückgang von Ozeanischen Weissspitzenhai Populationen um 99%. Sie wurden in gewissen Regionen beinahe ausgelöscht. Haie werden nicht nur aktiv für ihr Fleisch, ihre Flossen oder Knorpel befischt. Millionen Haie sterben, als unverwertbarer Beifang, in den Netzen und Longlines der schwimmenden Fischfabriken.
Die vermeintlich "armen, unschuldigen" Fischer werden tat- und finanzkräftig unterstützt - bei denen sind 250.000 € wohl Peanuts.
Und sorry, aber Menschen, die Haien bei lebendigem Leib die Flossen abschneiden und die Tiere dann elendig sterben lassen, sind für mich keine Fischer, sondern Tierquäler.
Die Tiere und ihre leider immer noch geringe Anzahl von Unterstützern brauchen hingegen jeden Cent.
Und es gibt sehr wenige Menschen, die sich so für Tiere einsetzen wie die Menschen bei SeaShepherd.
Ich hoffe sehr, daß Paul Watson und SeaShepherd weitermachen wie bisher, um alles dafür zu tun, unsere Ozeane und die Tiere darin zu schützen.
Paging