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Pressefreiheit in Japan "Gehirnwäsche an der Bevölkerung"

Der japanische Top-Journalist Takashi Uesugi verlor seinen Job, weil er kritisch über die Atomkatastrophe in Fukushima berichtete. Damit machte er sich Regierung und Industrie zum Feind. Im SWR-Interview berichtet er von Korruption, Verschleierung und mafiösen Strukturen in seinem Heimatland.

Takashi Uesugi wurde am 15. März 2011, vier Tage nach der Reaktorkatastrophe im Atomkraftwerk (AKW) Fukushima Daiichi, von seinem Fernsehsender entlassen. Auch die von ihm moderierte Sendung wurde prompt eingestellt, erzählt er. Der Grund: Uesugi hatte in einer Livesendung berichtet, dass aus "Reaktor 3" Radioaktivität austritt. Sein Fall sei kein Einzelschicksal, berichtet der eloquent wirkende Japaner: Auch 28 Kollegen hätten nach der Sendung ihre Anstellung verloren. Derzeit tourt Uesugi durch Deutschland, um über die Pressefreiheit in Japan und die Folgen von Fukushima zu berichten, unterstützt vom Zentrum Ökumene der Evangelischen Kirche. SWR-Umweltredakteurin Elke Klingenschmitt hat mit ihm gesprochen.


Herr Uesugi, der ehemalige japanische Premierminister Naoto Kan hat gesagt, die Vorkehrungen zum Schutz des AKW Fukushima vor Erdbeben und Überschwemmungen seien unzureichend gewesen. Das AKW sei 25 Meter tiefer gebaut worden, als ursprünglich geplant. Und er selbst habe von der Explosion erst aus dem Fernsehen erfahren. Das könnte eine Sendung von Ihnen gewesen sein. Was wissen Sie dazu?

Ich denke, die Quelle, durch die Naoto Kan von der AKW-Katastrophe erfahren hat, wird die NHK-Sendung (jap. öffentl.-rechtl. Sender) gewesen sein. Komischerweise gibt es ausgerechnet im Parlamentsgebäude, in dem auch der Premierminister sitzt, keinen Mobilfunkempfang. Das heißt, es ist durchaus normal, dass er sich über das Fernsehen informiert. Das ist allerdings für das Krisenmanagement sehr nachteilig. Und der Ex-Premierminister Kan hat auch eingeräumt, dass es nach der Katastrophe eine Vertuschung von Informationen und der gemachten Fehler gegeben hat. Das hat er auch vor dem Parlament zugegeben.

Sie sind in Japan ein bekannter Fernsehjournalist. Haben Sie auch vor der Tsunami- und Atomkatastrophe im März vergangenen Jahres in Ihren Fernsehsendungen über die  japanische Atompolitik berichtet?

Der Schwerpunkt meiner Berichterstattung liegt nicht in der Politik, sondern eher in der Warnung vor der Gefahr durch Radioaktivität und Kernschmelzen. Ich habe in meiner Fernsehsendung immer davor gewarnt. Aber wenn man als Journalist in Japan die Wahrheit zu diesem Thema erzählt, oder kritisch von den Gefahren spricht, wird man aus den Medien ausgeschlossen.

Der japanische Journalist Takashi Uesugi im Studio

Der japanische Journalist Takashi Uesugi im Studio mit Elke Klingenschmitt

War die Atomkatastrophe in Fukushima so etwas wie ein Wendepunkt in Ihrem Berufsleben?

Ich selbst wurde vergangenen März gefeuert. Genauso meine Kollegen, die an der Sendung beteiligt waren. Die Sendung wurde anschließend abgesetzt.

Gab es vor dem Atom-Unglück in Japan Verflechtungen zwischen der Politik und dem mächtigen Tepco-Konzern, dem viertgrößten Stromkonzern der Welt?

Es gibt es in Japan zum Beispiel häufig Geldgeschenke an die Politik von Seiten der Industrie und während des Wahlkampfes schickt Tepco viele Hilfskräfte, die dann unter anderem in den Büros der Politiker als Helfer arbeiten.


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Letzte Änderung am: 20.04.2012, 10.00 Uhr

Pressefreiheit in Japan

Journalisten in Fukushima Wissen | Die dreifache Katastrophe Ein Jahr nach Fukushima

Am 11. März 2011 wurde Japan von einer dreifachen Katastrophe erschüttert: Ein Erdbeben der Stärke 9.0 löste eine bis zu 16 Meter hohe Flutwelle aus. In der Folge fielen im Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi die Kühlsysteme aus. Es kam zur Kernschmelze. [mehr zu: Ein Jahr nach Fukushima]