Nachgefragt bei Samir Muratovic
Unser Mittelfeld-Regisseur und Offensiv-Denker Samir Muratovic in einem persönlichen Interview
„Mura“, du bist jetzt seit 2004 in Graz. Ich habe aber gehört, dass Ivica Osim dich schon früher zu Sturm holen wollte.
Ja und das war auch mein Wunsch, weil Ivica Osim damals hier bei Sturm Trainer war, aber es hat leider nicht geklappt. Ich habe in Bosnien bei dem Klub, den Osims Sohn Amar trainiert hat, gespielt und dabei auch mehrmals mit Ivica Osim gesprochen, der immer wieder zum Training zuschauen kam, das sein Sohn geleitet hat.
Ivica Osim ist in Bosnien eine Legende! Er wird sehr verehrt, nicht nur als Sportler, sondern weil er ein so guter Mensch ist. Er ist zu jedem Menschen gleich gut, egal, ob er ein Präsident ist oder ein einfacher Arbeiter auf der Straße.
Weißt du, wie es Trainer Osim, der in Graz auch sehr verehrt wird, jetzt aktuell geht?
Nein, ich weiß nichts Genaueres, aber ich habe gehört, dass es ihm besser geht und er spazieren gehen kann.
Zurück zu dir: du hast einmal in einem Interview gesagt, dass du nicht sicher warst, wie du von den Sturmfans aufgenommen wirst, da du ja vom Lokalrivalen GAK gekommen bist. Wie beurteilst du deine Situation jetzt?
Ich wurde von den Sturm-Fans ganz korrekt behandelt, so als ob ich von irgendeinem anderen Verein gekommen wäre. Aber vielleicht habe ich auch Glück, weil ich gut spiele, vielleicht, wenn ich schlecht spiele, kommen doch noch Probleme. (lacht)
Was sagst du dazu, dass du schon zwei Mal das SMS-Voting der Kleinen Zeitung gewonnen hast und zum „Spieler des Abends“ gewählt wurdest?
Oh, das habe ich gar nicht gewusst, aber das ist schön! Die Fans sind wirklich sehr fair zu mir.
Sturm Graz hat wirklich sehr gute Fans. Das habe ich auch jetzt wieder gesehen in Klagenfurt, wo so viele Sturmfans dabei waren.
Das ist ganz wichtig, die Fans sind der 12. Spieler einer Mannschaft, vor allem, wenn sie so gute Fans sind wie unsere!
Wo siehst du denn da Unterschiede zum GAK?
Beim GAK gab es viel weniger Fans, maximal 5000 bis 6000 Zuschauer, das wirkt sich auch auf die Stimmung aus.
Wir Zuschauer, aber auch die Medien sprechen davon, dass wir derzeit den „besten Muratovic“ aller Zeiten sehen. Was sagst du dazu?
Nein, in Russland habe ich noch viel besser gespielt, ich weiß aber nicht warum. Aber ich bin auch hier meistens mit meiner Leistung zufrieden. In Russland habe ich mehr Tore vorbereitet, dafür schieße ich bei Sturm viel mehr Tore, wobei ich aber dort die gleiche Position gespielt habe, wie hier bei Sturm.
Wir haben von den jungen Spielern gehört, dass du für sie ein Vorbild bist und du dich auch sehr um sie kümmerst – wie siehst du das?
Das freut mich natürlich, ich bin halt einer der Älteren und habe schon länger gespielt als sie und ich meine, dass es die Jüngeren brauchen, dass ihnen die älteren Spieler etwas sagen und erklären.
Sturm Graz hat so viele gute junge Spieler, für die nächsten drei Jahre mache ich mir überhaupt keine Sorgen um Sturm. Wirklich, ich bin davon überzeugt, dass Sturm die einzige Mannschaft in Österreich ist, die so gute junge Spieler hat und auch so gut mit ihnen arbeitet.
Was kannst du diesen Jungen vermitteln?
Ich versuche immer 100% zu trainieren, weil die Jungen auf die älteren Spieler schauen. Aber ich achte auch darauf, dass wir manchmal zusammen Spaß haben, denn ohne Spaß geht gar nichts!
Mit wem verstehst du dich bei Sturm am besten? Wer ist dein Zimmerkollege?
Ich bin immer mit Ozren Peric in einem Zimmer, wegen unserer gemeinsamen Sprache. An sich verstehe ich mich aber mit allen Kollegen wirklich sehr gut!
Doch der beste Mann bei Sturm ist der Kapitän!
Jürgen Säumel ist ein guter Kapitän und ich habe vollen Respekt vor ihm! Er hat einen guten Charakter und er ist auch spielerisch der Beste! Jürgen muss auch auf jeden Fall bei der EM in der österreichischen Mannschaft spielen und ich bin davon überzeugt, dass er spielt.
Nun bei Teamchef Hickersberger ist nichts ganz sicher…!
Ja, ich weiß, (schmunzelt) wenn Jürgen bei Rapid wäre, würde er 100%ig sicher spielen, aber er muss auch so spielen! Für mich ist Jürgen Säumel der beste Spieler Österreichs!
Wie erlebst du denn die Stimmung in der Mannschaft?
Sturm ist wie eine große Familie!
In jeder anderen Mannschaft gibt es zum Beispiel auch Probleme im Training – hier bei uns nicht! Aber das liegt vielleicht auch daran, dass so viele junge Spieler da sind, die immer nur arbeiten und laufen wollen. Wenn mehr ältere Spieler in einer Mannschaft sind, (bei uns sind das ja nur mehr Mario Haas und ich) wollen die weniger laufen und mehr sprechen. (lacht)
Dürfen wir auch etwas über den Privatmann Samir Muratovic erfahren?
Ich bin in Tusla in Bosnien geboren, das liegt zwischen Zagreb und Belgrad und ich bin mit dem Auto in 5 Stunden dort. Ich habe dort sehr viel Familie, auch meine Schwester, mein Papa und meine Mama leben noch dort. Ich lebe mit meiner Frau Zilka und meinen beiden Kindern sehr gerne in Graz. Meine Tochter Ajla ist sechs Jahre alt und geht in Graz in die Schule. Mein Sohn Adin ist erst zwei Jahre alt, ist also in Graz geboren. Ich bin ein sehr glücklicher Vater (strahlt!) und habe auch viel Zeit für sie. Ich habe zwei Stunden am Tag Training und dann kann ich mit meinen Kindern zusammen sein.
Was wünschst du dir für deine Kinder?
Was immer sie machen wollen, ich werde sie immer unterstützen. Natürlich ist es immer gut, Sport zu betreiben, egal welchen Sport, aber wichtig ist mir nur, dass sie ohne Kokain, ohne Kriminalität aufwachsen, dabei kann Sport auch sehr gut helfen! Jedenfalls: Ich will und werde immer für sie da sein!
Wie sieht es denn mit deinen Zukunftsplänen aus? Müssen wir uns wegen deines russischen Ex-Klubs Sorgen machen?
(Anmerkung der Redaktion: Während des Interviews läutete das Handy von Muratovic und er erzählte uns, dass das jetzt gerade die Russen gewesen sind)
Wenn ich bei Sturm einen längeren Vertrag bekomme, bleibe ich gerne hier! Ich muss aber wissen, ob Sturm Graz längerfristig mit mir plant. Ich würde gerne im Sommer einen Dreijahres-Vertrag abschließen und das am liebsten in Graz bei Sturm!
Graz ist eine so schöne Stadt! Ich habe viele Freunde und Bekannte hier. Es ist hier in Graz für mich wie in Bosnien. Ich habe in Deutschland, in der Türkei und in Russland gespielt, aber es ist nirgends so wie hier gewesen.
GRAZ IST MEIN ZUHAUSE!
Brigitte Leitner für www.sturm.net
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